"Bloß nicht 'zopfig' sein." Das war das Credo seines ersten Chefs beim Radio, erinnert sich Christian Sievers im Interview mit dem "Tagesspiegel". "Der hatte gut zu tun, um aus meinen Manuskripten all die Füllwörter und abgedroschenen Formulierungen rauszustreichen. Beschreiben im Aktiv. Journalismus ohne Floskeln. Eine harte Schule. Aber sehr wichtig." Seit seinen Anfängen beim RIAS in Berlin legte Sievers eine steile Karriere hin. "Morgenmagazin", Wahlsendungen, Studioleiter in Tel Aviv. Und seit dieser Woche "heute"-Anchor im ZDF. Daran, dass Sievers eine gute Figur machen wird, besteht kaum ein Zweifel, schließlich präsentierte er zuletzt schon das "heute-journal" als Vertreter von Marietta Slomka und Claus Kleber äußerst souverän.

Spannend ist Sievers "heute"-Einstand als Nachfolger von Matthias Fornoff aber schon alleine, weil die personelle Verjüngung derzeit an gleich mehreren Stellen im ZDF zu spüren ist. Erst vor wenigen Wochen folgte Ilka Brecht bei "Frontal 21" auf Hilke Petersen und Antje Pieper feierte ihren Einstand im "Auslandsjournal", nachdem sich Theo Koll als Korrespondent nach Paris verabschiedete. Es habe sich "personell viel getan", sagt dann auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. So seien Kollegen in den Ruhestand gegangen und andere hätten neue Führungspositionen angetreten. "Wechsel tut so einem Haus auch gut."

Dass bekannte Journalisten wie Matthias Fornoff oder Theo Koll künftig seltener in Erscheinung treten werden, überrascht dennoch, stehen sie doch nach all den Jahren für Glaubwürdigkeit. "Journalismus lebt von Expertise, aber auch von Abwechslung und neuen Eindrücken", erwidert Frey, der sich lieber darüber freut, "kompetente Kolleginnen und Kollegen" aus dem eigenen Haus habe finden können. In einer Mitteilung war kürzlich gar die Rede davon, dass das ZDF mit den personellen Veränderungen seine Informationskompetenz stärken wolle - was die Frage nahelegt, inwiefern Christian Sievers und Antje Pieper eine höhere Informationskompetenz besitzen als ihre Vorgänger. Als Kritik an den bisherigen Moderatoren will Frey diese Aussage freilich nicht verstanden wissen. So habe Theo Koll das "Auslandsjournal" in den vergangenen Jahren "neu profiliert und mit den Vor-Ort-Ausgaben "eine ganz neue Spielart" gefunden, die auch mit Blick auf die Konkurrenz erfolgreich sei.

"Wie vor vier Jahren Matthias Fornoff bringt er die Glaubwürdigkeit des Auslandskorrespondenten mit ein."
ZDF-Chefredakteur Peter Frey über Christian Sievers

Zugleich habe Fornoff zusammen mit dem "heute"-Team die 19-Uhr-Ausgabe neu angeschoben. "Wir haben die Sendung klarer strukturiert, den Fokus auf die gut verständliche Übersicht über den Nachrichtentag gelegt und damit beachtlich Marktanteile zurückgewonnen", so der ZDF-Chefredakteur, der nicht ganz ohne Stolz anmerkt, montags bis freitags inzwischen meist sogar vor der "Tagesschau" zu liegen. Natürlich nur, wenn man die Quoten der Dritten nicht dazurechnet. Dennoch sieht Frey jetzt die Zeit für eine "neue Generation" gekommen. Jüngere Service-Formate oder eine neue Rubrik bei "Frontal 21" führt er im Gespräch mit DWDL.de als erste Erfolge an. Im Falle der "heute"-Sendung erhofft sich der Chefredakteur von Christian Sievers "eigene Akzente". "Wie vor vier Jahren Matthias Fornoff bringt er die Glaubwürdigkeit des Auslandskorrespondenten mit ein. Das wird man seinen Formulierungen, seinen Fragen, seinem Angang an den Tag anmerken."

Für die Zukunft kündigt Peter Frey an, die Sendung weiterentwickeln und verändern zu wollen. "Die Redaktion hat zum Beispiel in den vergangenen Jahren an der Optik gefeilt und setzt die Möglichkeiten des virtuellen Studios jetzt souverän ein." Mit Blick auf eine bereits vor Monaten angekündigte Verjüngung von "heute nacht" (DWDL.de berichtete) betont Frey gegenüber DWDL.de, das Projekt intensiv weiterzuverfolgen. "Da steckt wie bei allen Entwicklungen sehr viel Detailarbeit dahinter." Derzeit befindet sich das ZDF seinen Aussagen zufolge noch in der Experimentierphase, etwa mit einem ganz neuen Auftritt des "heute"-Studios und neuen Gesichtern. Moderatorinnen und Moderatoren. Frey: "Was ich bisher gesehen habe, macht mich sehr zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr einen gelungenen Aufschlag machen können."

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