Erinnern Sie sich noch an das Dschungelcamp vor knapp drei Jahren? Damals wurden die Zuschauer während der Sendung regelmäßig darauf hingewiesen, dass sich das RTL-Logo in der Bildschirmecke zu einem "RTL Inside"-Logo verwandelt, woraufhin anstelle des Senderlogos tatsächlich für einige Momente "RTL Inside" zu lesen war. Ein prominenter Hinweis also, der tatsächlich dazu führte, dass die entsprechende App im Laufe der Zeit nach Angaben der Entwickler von RTL interactive mehr als fünf Millionen Mal heruntergeladen wurde. Wie viele davon regelmäßig Gebrauch machten, verrät die Digitaltochter des Kölner Senders dagegen nicht.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Nutzung zuletzt in Grenzen hielt, denn eine offensive Bewerbung wie einst während des Dschungelcamps sucht man heute vergeblich. Das Ziel war klar definiert: RTL wollte den sogenannten Second Screen der Zuschauer erobern. Damals, als man sozialen Medien wie Twitter und Facebook noch etwas skeptischer gegenüberstand, weil man um die eigene Online-Reichweite fürchtete, war es das Ziel, die Zuschauer lieber zum Austausch in die eigene App zu führen. "In der breiten Bevölkerung ist Twitter nicht angekommen. Insofern bin ich der größte Gegner davon, einfach nur einen Hashtag im TV einzublenden", erklärte Michael Heise, Leiter Product Innovation & Games bei RTL interactive.damals im DWDL.de-Interview.

Und weiter: "Es nützt nichts, wenn wir drei Prozent der Leute erreichen und die das cool finden, aber die übrigen 97 Prozent denken, wir starten gerade eine Rakete in Nordkorea mit diesem komischen Code. Dann verweisen wir viel lieber wieder auf 'RTL Inside', wo Twitter ja auch integriert ist für alle, die es kennen und nutzen." Diese "komischen Codes", wie Heise die Hashtags nannte, schaffen es zwar noch immer nicht ins Programm, doch rückblickend scheint "RTL Inside" trotz der stattlichen Download-Zahl nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen zu sein. "Mit RTL Inside haben wir bereits sehr früh ein Angebot zur TV-synchronen Programmbegleitung mit integrierten sozialen Netzwerken gestartet, viel getestet  und wertvolle Erfahrungen gesammelt", heißt es heute von Seiten des Unternehmens.

Im Rahmen der Ausrichtung der TV-Sites hin zu einer stärkeren Programmbegleitung, Zuschauerbindung und -Aktivierung, die seit Ende vergangenen Jahres im responsiven Design online sind, "schauen wir uns das Inside-Angebot derzeit noch einmal genau an und planen in Ruhe für den nächsten Schritt", erklärte RTL-interactive-Sprecher Thomas Bodemer auf DWDL.de-Nachfrage. Wie dieser Schritt genau aussieht, will man aktuell noch nicht verraten. Bei ProSiebenSat.1 ist man unterdessen bereits einen Schritt weiter. Dort brachte man mit "ProSieben Connect" und "Sat.1 Connect" ganz ählich gelagerte Angebote auf den Markt. "Es gibt keinen besseren Weg, weil wir das Fernsehbild und die sozialen Netzwerke zeitgleich abbilden können - und zwar ohne Medienbruch", erklärte Markan Karajica bei einem Gespräch in München.

Das war 2013. Inzwischen ist Connect längst Geschichte. "Die Apps gibt es in dieser Form seit ca. zwei bis drei Jahren nicht mehr", stellt eine ProSiebenSat.1-Sprecherin heute klar. "Die Second-Screen-Funktionalität wurde damals direkt in die 7TV-Mobile-App integriert, um dem Nutzer den Zugang zu erleichtern. Hier konnten neben einem Livestream zu Shows, wie 'The Voice of Germany' oder 'Circus HalliGalli' die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter eingebunden werden. So konnten sich Zuschauer zur Sendung erstmals live austauschen, ohne die Applikation der ProSiebenSat.1 Group verlassen zu müssen." Auch hier ist man aber inzwischen weiter: Die Sender der Gruppe haben mittlerweile eigene Apps, in die die Second-Screen-Funktionalität integriert wurde.

Doch obwohl die Livestreams in der 7TV-App im Gegensatz zu den spezifischen Sender-Apps nur gegen Bezahlung zu haben sind, soll 7TV nach wie vor auf dem Markt bleiben. "Die 7TV-App bleibt weiterhin bestehen und bietet die optimale Anwendung für die unkomplizierte Integration unseres gesamten Portfolios in ein Partnerangebot", sagte eine Konzernsprecherin. Tatsächlich scheint dieses Konzept erfolgversprechender zu sein als die längst in Vergessenheit geratenen "Connect"-Apps. Auf immerhin 1,3 Millionen Downloads bringen es die Sender-Apps seit dem Launch vor wenigen Wochen. "Insbesondere die einfache Handhabung wird von den Nutzern gelobt", heißt es. Und: "Wir entwickeln die Apps kontinuierlich weiter und berücksichtigen Nutzerwünsche."

Es hat sich in den zurückliegenden Jahren bei den großen Privatsender-Gruppen in Sachen Apps und dem Umgang mit dem Second Screen also so einiges getan. Und man muss sicher kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass "RTL Inside" beim nächsten Dschungelcamp eher nicht mehr in der Bildschirmecke eingeblendet werden wird.