Bild: Gruner + JahrDer Spiegel-Verlag kommt nicht zur Ruhe. Nach dem gerade erst überstandenen PR-Desaster um die Ablösung von Chefredakteur Stefan Aust streiten sich nun die Gesellschafter in aller Öffentlichkeit über Rauswurf oder Verbleib von Geschäftsführer Mario Frank.Während die Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent am Spiegel-Verlag hält, Mario Frank das Misstrauen ausgesprochen hat, hält Gesellschafter Gruner + Jahr weiter an Frank fest und will eine Ablösung verhindern - offenbar aus grundsätzlichen Erwägungen.

G+J-Chef Kundrun will auf keinen Fall den Eindruck erwecken, die Mitarbeiter hätten beim Spiegel das alleinige Sagen und die Geschäftsführung sei von ihnen abhängig. "Sollten künftige Chefredakteure und Geschäftsführer aus der jetzigen Situation den Schluss ziehen, sich nur einseitig am Mitarbeiterwillen zu orientiere und nicht an dem, was für das Unternehmen notwendig ist, wäre das völlig falsch", so Kundrun in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Kundrun weiter: "Es muss nur eins klar sein: Ein Geschäftsführer des Spiegel-Verlages ist allen Gesellschaftern gegenüber verantwortlich. Das war auch der Wille Rudolf Augsteins." Und: "Wir sind gut beraten, wenn wir jeden Eindruck vermeiden, es könne künftig zu Mitarbeiterabstimmungen kommen, von denen die Unternehmensführung abhängig ist".

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Was der Mitarbeiter-KG auch nicht gefallen dürfte: Gerade das, was die Mitarbeiter an Frank stört, hebt Kundrun als positive Eigenschaft heraus: Dass er Konflikte nicht gescheut hat und damit gegen die Konsens-Kultur bei dem Hamburger Verlag verstoßen habe. Kundrun: "Natürlich muss ein Geschäftsführer auf der einen Seite den Konsens suchen. Auf der anderen Seite verlangt die Führungsaufgabe aber, dass er für das einsteht, was er für richtig hält". Das Fehlen einer Vision könne er bei Mario Frank zudem auch "nicht erkennen".

Doch Kundrun bietet immerhin auch Gespräche mit der Führung der Mitarbeiter-KG an, die ausnahmsweise mal nicht über die Presse geführt werden sollen. Nach Kundruns Meinung müsste aber die Mitarbeiter-KG den ersten Schritt machen. "Derjenige Gesellschafter, der für sich Klärungsbedarf feststellt, der also seine Position revidiert, der sollte vertraulich auf den anderen Gesellschafter zugehen. Darauf warte ich jetzt."