Schon seit Wochen wird in Österreich intensiv rund um den ATV-Verkauf verhandelt. Eigentümer Herbert Kloiber will den Sender loswerden, bezeichnete ihn in einem Zeitungsinterview im August sogar als einen seiner größten Fehler. ProSiebenSat.1Puls4, der Österreich-Ableger des deutschen Medienkonzerns, wiegelte kurz nach Bekanntwerden von Kloibers Verkaufsabsichten noch ab: Man wolle ATV nicht kaufen. Kurze Zeit später sickerten dann aber doch Interessensbekundungen durch.

Inzwischen ist ProSiebenSat.1Puls4 offenbar favorisierter Käufer von Kloiber. Die Gesprächen zwischen beiden Parteien seien inzwischen "weit gediehen", berichtet die Tageszeitung "Standard". Schon in Kürze soll das Vorhaben laut der Zeitung öffentlich gemacht werden, noch im Januar könnte die Bundeswettbewerbsbehörde in dem Fall entscheiden. Den Kartellwächtern kommt in dem Verkaufsprozess eine wichtige Rolle zu, schluckt hier der führende österreichische Privatsender doch die Nummer zwei am Markt. Zusammen mit den österreichischen Versionen von ProSieben, Sat.1 & Co. würde der Konzern auf einen Schlag noch mächtiger.

Der "Standard" berichtet, dass die Konzernbosse bereits intensiv mit den Wettbewerbshütern verhandeln. So sei es durchaus vorstellbar, dass diese den Deal unter gewissen Auflagen, etwa einer Quote für ATV-Eigenproduktionen, genehmigen. Derzeit schweigen sich alle Seiten zum Thema aus und wollen sich nicht öffentlich dazu äußern. Spekuliert wird derzeit über einen Kaufpreis von rund 20 Millionen Euro. ATV hat seit seiner Gründung noch nie schwarze Zahlen geschrieben.

Ein Monopol würde es aber auch nach einem möglichen Kauf von ATV durch ProSiebenSat.1Puls4 nicht geben: Der ORF ist nach wie vor extrem stark und auch IP Österreich vermarktet einige relevante Sender. Geht man nach Marktanteilen, würde der ORF auch nach einem Zusammenschluss von ATV und ProSiebenSat.1 noch Marktführer sein - zumindest beim Gesamtpublikum. Bei den 12- bis 49-Jährigen wäre es gut möglich, dass die Privaten den ORF dann überholen. Bei den Bruttowerbemarktanteilen liegt ProSiebenSat.1 schon heute deutlich vor dem ORF, der in diesem Bereich einigen Beschränkungen unterworfen ist. Und hier setzen auch viele Kritiker des Deals an: ProSiebenSat.1Puls4/ATV würde den österreichischen Werbemarkt dominieren, der Deal dürfe deshalb nicht genehmigt werden.

Aus dem Rennen ist wohl inzwischen die Mediaprint, der gemeinsame Verlag von "Kronen Zeitung" und "Kurier". Dort hatte man zuletzt angekündigt, im Bewegtbild-Bereich wachsen zu wollen. Die Mediaprint hätte vor den Kartellwächtern wohl bessere Karten, blieb laut "Standard" zuletzt in den Verhandlungen aber außen vor. Unterdessen hat ATV-Verkaufschefin Ina Bauer angekündigt, das Unternehmen nach 13 Jahren zu verlassen. Sie geht zum slowakischen TV-Sender Markiza und wird dort ab März den Sales-Bereich leiten.

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