Warum die Medienunternehmen derzeit so enorm Front gegen mögliche Werbebschränkungen für ungesunde Lebensmittel machen, erklärt sich leicht, wenn man sich ansieht, was derzeit die reichweitenstärksten Kampagnen im Fernsehen sind. Da rangiert ganz vorne Dr. Oetker, das eine große Bandbreite von Tiefkühlpizza über Backmischungen bis zur Smoothie Bowl beworben hat, gefolgt von Milka, McDonald's und der Ferrero-Marke Kinder. Würde auch nur ein Teil dieser Werbung wegfallen, wäre das fraglos schon ein größeres Problem für die privaten Sender.
Dr. Oetker hat gerade sogar die bruttoreichweitenstärkste Woche des Jahres 2023 hinter sich und übersprang die Marke von 1.000 XRP auf Wochensicht, womit man auch an Vorwochensieger Milka vorbeizog, obwohl dort die Reichweite im Vergleich zur Vorwoche ebenfalls gesteigert wurde - und insgesamt erheblich mehr Spots liefen (2.044 zu 1.252). Dr. Oetker konzentrierte sich bei seiner Kampagne aber vor allem auf die beiden großen privaten Sendergruppen und hier wiederum vorrangig auf die großen Sender, zu denen noch ZDF und Disney Channel beigemischt wurden.
Während Dr. Oetker schon seit einigen Wochen vorne mitmischt, gibt es auch einige Aufsteiger, die man zuletzt nicht vorne in den Werbecharts gesehen hatte. Dazu gehören in den Top 10 freenet.de, Flaschenpost und das Vergleichsportal Verivox - allesamt ebenfalls mit der höchsten erreichten Brutto-Reichweite des gesamten Jahres 2023. Freenet setzte dabei auf eine breite Streuung und belegte gleich 29 verschiedene Sender, darunter auch viele kleinere besonders häufig. Am wichtigsten für die Reichweite waren trotzdem RTL, ProSieben und RTLzwei, wohingegen Sat.1 nur unterdurchschnittlich belegt hat, obwohl man als Sponsor von "The Voice of Germany" auftrat.
Die Flaschenpost beschränkte sich im Vergleich dazu auf 16 Sender und legte ihren größten Schwerpunkt auf Kabel Eins, das mehr als ein Fünftel der gesamten Bruttoreichweite beitrug, gefolgt von Sat.1, ntv, Nitro und RTL. Hier war es ProSieben, das unterdurchschnittlich stark belegt wurde, Das Erste und das ZDF blieb ebenso wie bei freenet.de übrigens völlig außen vor.
Was sind das für Zahlen?
All Eyes On Screens (der neue Name des bislang als AdScanner bekannten Unternehmens) stellt für das Ranking eine Liste aller in der vergangenen Woche im deutschen TV ausgestrahlten Werbespots zusammen und ermittelt für diese die in Summe erzielte Reichweite in den gemessenen Vodafone-Haushalten. Da hier die sekundengenaue Reichweite statt der bislang branchenüblichen Werbeinselreichweite als Grundlage dient, spricht All Eyes On Screens von XRP (Exact Rating Points). Da es sich um Brutto-Reichweiten handelt, werden dafür die Einzel-Reichweite jeder Ausstrahlung aufaddiert. Zur Veranschaulichung: Läuft ein Spot zehn Mal und erreicht dabei jeweils fünf Prozent der gemessenen Vodafone-Haushalte, ergibt das für die gesamte Woche 50 XRP - auch wenn es immer die gleichen fünf Prozent gewesen wären.