Grafik: DWDL.de"Die Lage ist nicht so vernichtend, wie häufig geschrieben wird", sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut auf dem medienforum.nrw über die Probleme des ZDF bei den jüngeren Zuschauern. Im Mai hatte der Mainzer Sender den schwächsten Marktanteil aller Zeiten bei den 14- bis 49-Jährigen eingefahren. Bellut betonte zwar, dass "kein Grund zur Panik" bestehe, dass das ZDF aber weiter versuchen müsse, die Jüngeren wieder zu erreichen.

Hinter dem Willen zur Verjüngung stehe kein kommerzielles Interesse - so seien die Werbeinseln des ZDF "nahezu ausgebucht" - sondern viel mehr die Befürchtung, verschiedene Bevölkerungsgruppen gar nicht mehr zu erreichen. Die Gefahr sei, dass es irgendwann "keinen Nachschub an Publikum" mehr gebe. Als Ausnahme bezeichnete er lediglich die Nachrichten. Hier müsse man nicht in erster Linie junge Zuschauer erreichen, sondern relevant sein.


Um wieder mehr jüngere Zuschauer zu gewinnen, werde das ZDF zum 1. Januar 2008 sein Programm verändern. So solle es sowohl neue Sendungen als auch ein neues Programmschema geben. Details wollte Bellut noch nicht verraten, man arbeite unter anderem aber an "modernen Unterhaltungsformaten", mit denen man nicht ganz so moderne Formate ersetzen wollen.

Kein Thema seien für das ZDF derzeit Coachingformate wie etwa "Raus aus den Schulden", womit RTL große Erfolge erzielte. "Unser Publikum ist überwiegend nicht verschuldet", so der trockene Kommentar des ZDF-Programmdirektors. Interessant seien sicher Casting- und Wettkampf-Formate, wobei das ZDF als öffentlich-rechtlicher Sender hier natürlich eine besondere Verantwortung trage. Ausfälle à la Bohlen seien im ZDF nicht denkbar - genau das wolle das jüngere Publikum aber wohl sehen. Wettbewerbssendungen mit Rankings und einem Gewinner wolle man aber verstärken. Auch zu einer Neuauflage der "Traumhochzeit" bekannte sich Bellut erneut. Diese hänge vor allem davon ab, ob Linda de Mol für das Format Zeit finde.

Die Veränderungen beim ZDF würden "nicht revolutionär, aber deutlich spürbar" ausfallen, so Bellut. Neben den Unterhaltungsformaten investiere man auch in neue Serien sowie 90-minütige fiktionale Produktionen. "Zu glauben, dass US-Serien das Heil für alle Sender sind, ist ein Irrtum", so Bellut. "Eine Alternative zur deutschen Serie gibt es nicht." Er wünschte sich in diesem Zusammenhang aber eine "Kultur des Risikos". Sowohl Sender aber auch die begleitende Presse habe mit neuen Serien häufig zu wenig Geduld. Und: "Flops gehören dazu."

Als größte Problemzone aber hat Thomas Bellut das Nachmittagsprogramm zwischen 12 und 15 Uhr ausgemacht. Das Ziel, bei den 14- bis 49-Jährigen über 7,5 Prozent und beim Gesamtpublikum über 10 Prozent Marktanteil zu erreichen, werde dort häufig unterschritten. Ein Grund sei das "Mittagsmagazin", das zwei Drittel der Zuschauer nun einmal im Ersten schauen und nur ein Drittel im ZDF. Dass es durch den Schwerpunkt auf Politik ein überwiegend älteres Publikum anspreche, erschwere den Start in den Nachmittag zudem.

Mit neuen Programmen am frühen Nachmittag will das ZDF seine Quotenprobleme aber nun endlich in den Griff bekommen. Besonders Koch-Sendungen hat Bellut als vielversprechend ausgemacht. Zunächst wiederhole man nachmittags demnächst "Lafer, Lichter, Lecker", was am Samstagnachmittag sehr ordentlich lief. Falls das gute Quoten hole, könne man sich hier sicher ein verstärktes Engagement vorstellen. Bei den Zoo-Dokus, die auch das ZDF relativ erfolglos im Programm hat, sieht Bellut hingegen "den Höhepunkt überschritten".