Der allmorgendliche Blick in den Spiegel scheint es zu sagen: Du wirst alt. Ach Quatsch: Du bist alt. Und das ist ja nun das Schlimmste, was Dir in dieser Gesellschaft passieren kann. In den Medien im Besonderen.
Das morgendliche Bild widerspricht dem inneren total: ich fühle mich wie 11! Im Grunde hat sich seitdem wenig getan; der Blick auf die Welt war entweder bei mir mit 11 schon sehr vergreist, oder ich bin mit meinen bald 44 immer noch Kind. Dazwischen seh‘ ich wenig Spielraum.
Als 11-Jähriger darf ich ja noch einen Wunschzettel ausfüllen; und damit es nicht zu knapp zum Weihnachtsfeste wird, gibt es diesen schon heute:
Liebe Mitmenschen und Medienmacher,
ich wünsche mir zu diesem Weihnachtsfeste und 2009 ganz doll viele Sachen...
für Tele 5 ganz viele Zuschauer und Werbebuchungen, für meine Kolumne noch mehr Leser, einen Wollpullover für meinen Mops (Maßanfertigung), mehr Frontal21-Dokumentationen, keine Bambi-Übertragung mehr bei ARD oder ZDF, den Wegfall von mindestens einem Polit-Talk (Illner oder Will), weniger Fasel-Experten im TV, die Streichung aller Mittel für Wirtschaftsforschungs-Institute, keine Finanzkrise mehr und schon überhaupt keine Gerede mehr darüber. Ich wünsch‘ mir auch Freude an der Arbeit, bei allen, die arbeiten, Ruhm, Ehre und grenzenlose Bekanntheit für Hermann Bühlbecker, mehr nette Menschen wie Julia, Andi, Thomas und Stefan, was Neues im Kanzleramt, eine freie, lustige, unbeschwerte Rolle für Veronica Ferres, Singverbot für Xavier Naidoo, Filmverbot für Fatih Akin, TSG Hoffenheim als deutschen Meister, die Löwen und die Clubberer in Liga 1 und Bayern München den Champions League-Sieg.
Ich wünsche mir ein wenig mehr Gelassenheit bei fast allen Medienmenschen dieser Republik, weniger Selbstvergessenheit, mehr Geld für karierte Anzüge. Auch, wieder mehr Zeit im Kino zu verbringen. Ich wünsche mir, dass mein tolles Team beieinander bleibt, dass wir ab März sagen können, dass alle Panik übertrieben war, dass wir etwas lernen aus der Vergangenheit und aus der Reihe tanzen, statt uns einzureihen.
Ich wünsche mir, dass wir mehr Steuergeld für unsere Kinder ausgeben, dass Politiker jetzt nicht meinen, sie könnten mit Geld besser umgehen als die Wirtschaft, allen Bürgern einen neuen BMW VW oder Audi, einen Mindestlohn von 10 Euro und mich als Bundeskanzler.
Ich wünsche mir, dass Sie alle Zufriedenheit empfinden und sich mehr wünschen. Und drauf achten, dass diese Wünsche auch in Erfüllung gehen.
Ahoi!
Ihr Kai Blasberg
Grübelt, denkt, zweifelt, spinnt, träumt und visioniert.
Aber bitte mit Mut, Zuversicht und Lautstärke.
Tanzt,
tanzt,
vor allem aus der Reihe.
Diese Woche in Dur...
- Dies tolle kleine LöLöLö
...und in Moll
- Wunschlosigkeit