Kai BlasbergHaben Sie mich auch so vermisst?

Auf Bitten meiner politischen Freunde nehme ich die Schreibertätigkeit temporär wieder auf. Es waren weder eine Schreibhemmung, noch das Ansinnen meines Chefs,  noch Todesdrohungen des Ferres-Clans, die das Schreiben verhinderten: es war nur so, dass ich es nicht mehr getan habe.

Jetzt also wieder

Seit der letzten Kolumne Ende Februar hat sich alles so gefügt, wie es abzusehen war; und doch sind viele Dinge mehr als erstaunlich und auch erwähnenswert. Insgesamt sind wir alle durch eher unreflektierten Medienwahn in Permanent-Panik versetzt, ob „Absturz“ der Wirtschaft oder „dramatischer Anstieg“ der Arbeitslosigkeit, „große Löcher“ in den Sozialkassen oder die „Schweinegrippe“, von deren Installation in den Köpfen eigentlich nur die Pharma-Industrie partizipiert. Wir werden dauerhaft beschossen mit Negativ-Information in der Zentrilliarden-Kategorie, die noch dazu fast schon galoppierend die Auflösung des Unterschieds zwischen Bericht und Kommentar auch und vor allem in den öffentlich-rechtlichen Medien beinhaltet.

Es ist wohl nicht vermessen zu behaupten, dass die Kommunikation insgesamt in der Gefahr steht, die Seuche des modernen Zeitalters zu werden.

Wir in den Medien tragen hier große Verantwortung, auch und vor allem in der Ausbildung nachkommender Generationen; wir sind versucht, jede Neuigkeit als "den Event", "das Ereignis-, das Spiel-, das Konzert des Jahres" zu deklarieren und heben so alles auf ein gleichmäßiges Nicht-Niveau, das Beliebigkeit als Kern-Positionierung feiert.

Für Untergangs-Propheten war es bisher ein königliches Jahr. Es gibt keine Gefahr, die nicht noch dramatischer stilisiert wird. Es ist falsch, dass nur die schlechten Nachrichten gut verkaufbar sind; aber was anderes macht eben keiner mehr.

Gelassenheit

Sei es drum. Die gute Botschaft ist doch, dass die Mehrheit unserer Landsleute eine sehr zu lobende Gelassenheit an den Tag legt, die uns noch sehr lange vor dem ultimativen Totalabsturz unserer Gesellschaft bewahren wird.

Wir werden den Außenminister Westerwelle überstehen und sogar erleben, dass er im September 2013 an zweiter Stelle der beliebtesten deutschen Politiker rangieren wird, den 1000. Tag ohne Tabellenführung des FC Bayern und den Meister Bayer Leverkusen unter Don Jupp, auch Vroni wird noch 200 weitere tragische Frauenfiguren darstellen können, ohne dass der Erdenball aus seiner Achse bricht.

Im vorweltmeisterschaftlichen Mai 2010 werden wir alle einen osttibetanischen-Spulwurm-brutal-Virus, entdeckt im bis dahin unbekannten Hilde-Heck-Institut in Donaueschingen, überleben. 

Opel wird von Norbert Blüm für einen Euro gekauft; Continental von Haribo übernommen, die Reifen jetzt aus Weingummi herstellen wollen.

Und die SPD wird wieder Wahlen gewinnen. 

Ok. Stopp. Das geht zu weit. Jetzt wird mir keiner mehr folgen können.

Ich werde Sie ab sofort dienstags von dieser Stelle belästigen. Bestimmt auch mal mit einem Thema.

Grübelt, denkt, zweifelt, spinnt, träumt und visioniert.
Aber bitte mit Mut, Zuversicht und Lautstärke.
Tanzt,
tanzt,
vor allem aus der Reihe.

Diese Woche in Dur...

  • Die neue Regierung ist gar nicht so schlecht zusammengestellt
  • Robbie Williams Trailer auf ProSieben 
  • Tele 5 auch 2009 wieder ein Quell der Freude
  • Karos und Glencheck sind wieder voll im Trend (ich sagte es immer)
  • Reibungsloser Service bei KabelDeutschland (das ist ja bemerkenswert heutzutage)
  • Der neue Sky-HD-Werbespot

...und in Moll:

  • Schwangerschaften von D-Promi-Damen
  • Belanglose anglizistische Sprüche von Fernsehsendern
  • Hertha BSC Berlin
  • ZDFneo (ein viel zu unbeachteter Gebühren-Verschleuderungs-Skandal)
  • Herbst-schlechtes-Wetter-wir-hatten-keinen-Sommer-Gesabbel