Zwölf Bitten an Anke

Ich möchte Anke Engelke nicht schaden, selbst wenn ich es könnte. Sie steht vor schweren Zeiten. Innerhalb weniger Monate musste sie sich quasi konstituieren und eine politische Grundüberzeugung anlegen - nachzulesen im Interview mit der "Zeit" und nachzusehen in einem sonderbaren Auftritt bei "Genial Daneben". Anke sagte kaum ein Wort, und wenn dann versuchte sie mit seltsamen Brummtönen einige Zeit totzuschlagen.
Es stellt sich also im doppelten Wortsinn die Frage, wie aufnahmefähig das dralle Scherzhuhn derzeit ist, auch wenn von allen Seiten der Druck von ihr genommen wird. Das ist nicht selten ein Indikator für erhöhte Spannung, ja, mich würde es nicht wundern, wenn Anke vormittags in ihrem Büro sitzt und einfach mit dem Kopf wackelt, wie ihre Nina-Ruge-Parodie es getan hat: Ja, ich muss ein Stück Harald in mir haben - Nein, ich brauche meinen eigenen Ansatz - Von Harald lernen - Nein, Anke, Ankeee! - Das Feuilleton sollte mich aber auch gern haben - Ich bin es, ein Ladykracher!
In diese, von mir kühn in den Raum gestellte Situation der Verwirrung und Depersonalisation möchte ich mit sanftem Wohlwollen ein paar Bitten platzieren, als eine Handreichung für die letzten anderthalb Wochen vor dem humoristischen Kaiserschnitt:
- Bitte Anke, damit das Baby gut zur Welt kommt, trage am ersten Abend etwas Klassisches. Businessfrau. Wir wissen, dass du einen schönen Busen hast. Aber am späten Abend ist das DSF in diesem Sektor besser.
- Bitte ohne Sidekick. Es reicht, wenn eine Figur unterfordert ist. Schmidt ist ein Superlativ, aber etwas an Manuel Andrack zu messen, reicht zur sofortigen Blamage.
- Bitte bleib sitzen. Bewahre etwas Haltung. Schrei nicht so laut. Mach nicht so viel Lärm. Es ist schon spät.
- Bitte lass dir keine Pickel aufschminken oder Perücke aufkleben. Schmink dir ab und zu einen Pickel vor der Kamera, oder nimm ab und zu die Extensions raus und lege sie auf den Tisch.
- Bitte stelle keine Fragen. Du weißt, dass du das nicht kannst. Lass die Gäste sprechen und streichle ein wenig. Auch wenn du keine Schleimspur willst. Du bist nicht Thomas Bellut.
- Bitte schrei nicht so laut. Ich bitte dich nochmal darum. Schrei nur ab und zu.
- Bitte verstelle deine Stimme nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Du darfst gerne persiflieren und pubertär Nachjaulen, aber nur, wenn es von dir verlangt wird. Streng dich an.
- Bitte sei Frau, aber zeig nicht dauernd, dass deshalb jetzt alles anders ist. Schön ist es ja. Der Kartenhalter kann ja jung und attraktiv sein, aus einem osteuropäischen Land stammen und nach einem Moderationsjob gieren.
- Bitte mach viele Einspieler, spiele dich wund darin, aber spiele nur in den Einspielern.
- Bitte lade keine VIVA-Moderatorinnen mehr ein. Obwohl dein Chef Haim die bald gekauft hat und er das Wort Crossmarketing über beide Schulterblätter tätowiert hat. Wir können immer nur eine Puppe lieben.
- Bitte lade viele Politiker ein. Das hast du versprochen.
- Bitte bleib ruhig. Alice Schwarzer hast du gesagt, du wolltest die "ganze glatte Fassade abreißen." Reiß Witze. Die Fassade kommt vielleicht irgendwann dazu.