
„Auch unsere Großkunden wollen eine analoge Bestandsgarantie“, ergänzt er mit Blick auf die Wohnungswirtschaft, die seit jeher ein wichtiger Partner der Kabler ist. Bei Kabel BW sieht man es ähnlich: „Wichtig sind für uns natürlich alle Kunden und deren Nachfrage. Kabel BW arbeitet eng mit der Wohnungswirtschaft zusammen und modernisiert beispielsweise in Kooperation mit Wohnungsbauunternehmen die sogenannte 'Netzebene 4', sodass den Mietern das vollständige Angebot wie HDTV und Internet und Telefonie zur Verfügung steht“, sagt Unternehmenssprecher Maurice Böhler.
Auch wenn man derzeit keine Notwendigkeit für die Analogabschaltung sieht, ist es keineswegs so, dass den Kabelunternehmen nicht an der Digitalisierung gelegen wäre. Sie stellt sich im Kabel allerdings komplizierter dar, als beim Satelliten. „Wir wollen unsere Kunden für die Vorteile des digitalen Fernsehens begeistern. Dennoch steht ein analoger Switch-off für uns derzeit nicht zur Diskussion, da noch viele Endkunden und auch unsere Partner aus der Wohnungswirtschaft den analogen Kabelanschluss nutzen“, sagt Katrin Köster, Sprecherin von Unitymedia.
Die Kabler müssen beim Kunden mehr Überzeugungsarbeit leisten: Während man beim Satelliten seit jeher gewohnt ist, mit einem zwischengeschaltetem Receiver fernzusehen, ist dies für Kabelkunden eine neue Nutzungssituation. Ein weiterer Grund für die ausbleibende Eile der Analogabschaltung dürfte im Grad der Marktdurchdrinugung liegen. Während laut einer Studie der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienastalten (ZAK) rund 70 Prozent der Satellitenkunden schon digitalisiert sind, sind es im Kabel erst etwas mehr als ein Drittel.
Für den Satelliten wird der analoge Switch-Off voraussichtlich Ende April 2012 vollzogen. Geht es nach ARD und ZDF, so wird zu diesem Zeitpunkt auch im Kabel nur noch digital gesendet. Zu teuer sei der Parallelbetrieb, heißt es dort. Außerdem will man damit der Digitalisierung noch einmal neuen Schwung geben. "Wenn wir nicht auf Jahre hinaus abgehängt werden wollen, brauchen wir den schnellstmöglichen Umstieg auf die ausschließlich digitale Fernsehverbreitung. Sie ist die technische, ökonomische und damit nicht zuletzt programmliche Grundlage aller weitergehenden Überlegungen für das Fernsehen der Zukunft", sagte ZDF-Intendant Markus Schächter dazu.
Bei den großen privaten Sendergruppen geht man das Thema etwas gelassener an. „Ein Switch-Off im Kabel ist im Prinzip möglich, wenn alle Programme in einem Gebiet gleichzeitig abgeschaltet werden“, heißt es laut Sprecherin Bettina Klauser bei der Mediengruppe RTL Deutschland. Auch für die ProSiebenSat.1-Gruppe steht das Thema laut Sprecherin Petra Fink im Raum. „Sinn macht das aber erst, wenn alle an einem Strang ziehen und sich einig über den Zeitpunkt sind“. Es sei jedoch klar, dass der Switch-Off in den nächsten zwei bis drei Jahren kommen werde.