Man stelle sich vor, Dieter Bohlen würde die Jury von "Deutschland sucht den Superstar" verlassen. Sofern die Castingshow überhaupt fortgesetzt werden würde - sie wäre wohl kaum wiederzuerkennen. Vor einem ganz ähnlichen Umbruch steht in den USA nun "American Idol", das wie "DSDS" auch eine Adaption der britischen Castingshow "Pop Idol" ist. Simon Cowell, den FOX 2003 einst mitsamt des Formats gleich aus Großbritannien mitimportiert hat und der wie Bohlen die Rolle des "Bad Guy" in der Jury inne hatte, wird "American Idol" nach der neunten Staffel den Rücken kehren.
Cowell will sich stattdessen lieber auf die Castingshow "The X-Factor" konzentrieren, die in der neuen Saison nicht nur nach Deutschland, sondern auch in die USA kommt. Als Cowell in Großbritannien "Pop Idol" schon 2003 Richtung "X Factor" verließ, wurde das Idol-Ur-Format nach nur zwei Staffeln komplett eingestellt. Das droht in den USA freilich nicht, denn "American Idol" ist seit Jahren das erfolgreichste Format überhaupt im US-Fernsehen mit regelmäßig über 20 Millionen Zuschauern. Allerdings war das letzte Finale das quotenschwächste seit 2001.
Womöglich waren die Justierungen am Konzept, die FOX in Staffel 9 vorgenommen hat, also nicht das richtige Rezept. Denn anders als in Deutschland, wo die Sendung teils eher wie "Deutschland sucht den Superschicksalsschlag" anmutet, stand in den USA bislang vor allem der tatsächliche Talent-Wettbewerb im Vordergrund. Zuletzt begann man aber verstärkt damit, auch die Geschichte der Kandidatinnen und Kandidaten zu erzählen. In welche Richtung sich "American Idol" nun weiterentwickelt, muss sich noch zeigen. Fest steht: Mit Paula Abdul und Simon Cowell haben die beiden prägenden Juroren der ersten acht bis neun Jahre das Format verlassen, auch die vergangenes Jahr neu eingestiegene Ellen DeGeneres hat ihren Rückzug angekündigt. Neu in die Jury kommen könnte Spekulationen zufolge Jennifer Lopez.
"American Idol" war seit der ersten Staffel im Jahr 2003 in jedem Jahr für einen Emmy nominiert, hatte aber in den ersten Jahren kein einfaches Standing bei der Jury. 2003, 2004, 2005 und 2006 war das Format zwar teils mehrfach nominiert, hat aber nie gewonnen. Erst 2007 gab es den ersten Emmy, 2008 einen weiteren, 2009 gleich vier. Nun wird sich zeigen, ob Simon Cowell die Bilanz von bislang sechs Emmys zu seinem Abschied noch weiter aufbessern kann.