Runde 4: Eine Frage der Ausdauer.
Hier kann man direkt vorweg sagen: RTL verabschiedete sich als erster Sender aus dem Rennen. Ebenso wie das Meinungsforschungsinstitut Forsa, dem anscheinend im Laufe des Abends die Lust an neuen Zahlen verging. Dies ist recht enttäuschend, wo sich die erste Forsa-Prognose doch im Endeffekt als sehr genau herausstellte. Doch sich allein deswegen feiern zu lassen, ist deutlich zu wenig.Unser Fazit bei RTL: Hier fehlte die Ausdauer und Professionalität. Eine voreilige Deutung der ersten Zahlen, zu lange Unterbrechungen der Berichterstattung und am späteren Abend nur spärlich erneuerte Hochrechnungen, machen RTL bei dieser Wahl noch nicht zur ernsthaften Alternative für ARD und ZDF.
Wobei wir auch schon bei den beiden Öffentlich-Rechtlichen wären. Für die ARD startete Ulrich Wickert nach der Gesprächsrunde zu einer Marathon-Ausgabe der Tagesthemen, die gut und gerne zwei Stunden dauerte. Mit einer Mischung aus ersten zusammenfassenden Berichten und Live-Schalten sowie Interviews, überbrückte das Erste so die Wartezeit auf immer genauere Ergebnisse. Zu diesem Zeitpunkt stand schon fest: Es kommt nur noch auf die Anzahl der Direktmandate an.
Beim ZDF stieg man erst um kurz vor Mitternacht nach zwei Stunden Pause wieder in die Wahlberichterstattung ein, lieferte eine solide Arbeit, bewies jedoch keinen langen Atem. Gegen viertel vor eins verabschiedete sich dann das ZDF für diese Nacht vorerst aus der Wahlberichterstattung. Die Forschungsgruppe Wahlen lieferte um 00:44 Uhr die letzte Hochrechnung, bei der sich die großen Parteien, wie bei den anderen Instituten auch, wieder weiter annäherten und die SPD dank Überhangmandate stärkste Fraktion wird.
Das Erste hielt länger durch: Noch bis ca. 01.30 hakte Wickert immer wieder nach, wollte neue Zahlen haben und führte die Experten von Infratest-dimap tatsächlich nochmal aufs Glatteis: So war er es, der feststellte, dass die SPD doch nun auch die stärkste Fraktion sei. Die Experten von Infratest-dimap erbaten sich einige Minuten um dies zu kontrollieren, obwohl es offensichtlich war. Ein peinlicher Patzer.