Kids-Entertainment: "Nick" gibt sich bescheiden

Foto: DWDLAlexander Duphorn, Verkaufsleiter von MTV und damit auch für Nickelodeon zuständig, das am 12.09.2005 als „Nick“ wieder auf den deutschen TV-Markt zurückkommt, gab sich dabei erstaunlich bescheiden. Zunächst bezeichnete er den Rückzug in der Vergangenheit als Fehler. „Man hätte damals im Markt bleiben müssen“, so Duphorn. Super RTL habe „gezeigt, dass es klappen kann“.

Doch immerhin habe man diesen Fehler nun erkannt und will beim erneuten Anlauf auf dem deutschen Kinder-TV-Markt einiges besser machen. Größter Unterschied: Die Erwartungen an den Erfolg des Senders. Während damals allein 70 Personen am Programm gearbeitet hätten und der Sender unter entsprechend hohem Erfolgsdruck stand, gab Duphorn diesmal unumwunden zu, dass man an Marktführer Super RTL „mittelfristig nicht heranreichen“ kann. „Klein aber fein“ wolle das neue „Nick“ sein und vor allen Dingen die Synergien mit dem amerikanischen „Nickelodeon“-Mutterhaus nutzen.

Claude Schmit, Geschäftsführer des Marktführers Super RTL, gab sich auf die Frage, ob er denn Angst vor dem Markteintritt von „Nick“ habe, dann auch entsprechend gelassen, auch wenn er es als „Herausforderung“ bezeichnete. Einige Seitenhiebe auf den neuen alten Wettbewerber konnte er sich jedoch nicht verkneifen, so z.B. mit dem Halbsatz „Wenn sie sagen, sie kommen nicht an Super RTL ran, dann würde ich mich als Gesellschafter auch fragen…“. Auch die von Alexander Duphorn angekündigten „Mikroschritte“ quittierte er mit einem leicht hämischen Lächeln.

Auf die Frage, welche Vorteile Super RTL gegenüber Nick habe, verwies Schmit zunächst auf die deutlich höhere technische Reichweite, die derzeit bei 95 Prozent liege und führte anschließend an, dass die bekannteste Nickelodeon-Figur „Spongebob“ auch weiter – wenn auch nicht ausschließlich – bei Super RTL zu sehen sein werde. „Ideal für uns, nicht so ideal für Sie“, so Schmit in Richtung des Nick-Vertreters. Dieser wiederum kündigte an, nicht auf Kampfprogrammierung zu setzen, wie Moderator Torsten Zarges vermutete, sondern versuchen zu wollen, einen Audience Flow zu nutzen und auf dem eigenen Sender „Spongebob“ zeitversetzt zu zeigen.

Der Programmgeschäftsführer des Kinderkanals Frank Beckmann tat sich vor allem dadurch hervor, dass er im - aufgrund einer davor stattfindenden Präsentation des Disney Channels - mit Disney-Logos des Konkurrenten gespickten Raums mit einem selbstgemalten KIKA-Logo dagegenhielt. Darüberhinaus kündigte er für Oktober ein neues Design des Kinderkanals an, mit dem man die neuen Konkurrenten „willkommen heißen“ wolle.

Doch insgesamt gab er sich gelassen, da das Ziel des Kinderkanals ausdrücklich nicht die Marktführerschaft sei, sondern vielmehr neue, innovative Formate, „die auch mal anecken, bei denen die Marktanteile auch mal runtergehen dürfen“. So habe der Sender viele Realserien und Infosendungen im Programm und werde auf diesem Sektor auch weiterhin ungefährdet sein, da sich diese Sendungen oftmals für kommerzielle Anbieter nicht rechnen würden.

Finanzierung: Werbung, PayTV und mehr

DWDL-Bildershows
Bilder der "kabel eins"-Kultnacht
Die besten Zitate von Kofler und Co.
Impressionen vom medienforum.nrw
Panel: Deutscher Medienmarkt
Auftakt: "Media meets Mobile"
Da jedoch die anderen Sender nicht von Gebührengeldern wie der KIKA leben können, wurde im Anschluss die Frage der Finanzierung diskutiert. Alexander Duphorn wies darauf hin, dass die Werbewirtschaft sehr wohlwollend den Markteintritt Nicks zur Kenntnis genommen habe, da sich bislang der weitaus größte Teil der Werbung auf Super RTL konzentrierte. Die Werbeausbuchung bei Nick liege bereits jetzt bei 70 Prozent, obwohl der Start noch über zwei Monate entfernt sei.

Dass sich der neue Wettbewerber beim momentanen Marktführer in den Werbebuchungen bemerkbar macht, verleugnete dann auch Claude Schmit von Super RTL nicht. Auf die Frage, ob die Kunden nun mehr feilschen würden, entgegnete er "Wenn sie's nicht täten, dann wären sie schlecht beraten". Jedoch betonte er, dass die Werbekunden auch in Zukunft nicht an Super RTL vorbei kämen, um eine Grundreichweite zu erzielen, "Nick" sei lediglich ein "Ergänzungssender". Zudem werde man natürlich "den ein oder anderen Prozentpunkt" Marktanteil verlieren, doch bleibe man sicher weiter die klare Nummer 1, so der Super RTL-Chef selbstbewusst.

Da der TV-Werbemarkt insgesamt aber sehr begrenzt ist, müssen sich auch die FreeTV-Sender weitere Erlösquellen erschließen. "Wir müssen an die Geldbörsen der Eltern ran", stellte Matthias Büchs bereits in der vorherigen Paneldiskussion fest. Diese gehe vor allen Dingen über "Edutainment, das Kids Spaß macht und Eltern gut finden" - dann seien diese auch bereit, dafür zu zahlen.

Auf den gleichen Effekt setzen auch die PayTV-Kindersender. Hannes Heyelmann, Vertreter von Turner Broadcasting, die mit "Cartoon Network" und "Boomerang" bald auf den deutschen Markt kommen wollen, meinte gar: "Pay TV ist im Kindermarkt die perfekte Lösung", da Kinder dann nicht mit Werbebotschaften manipuliert würden. Eine Feststellung, die KIKA-Chef Frank Beckmann grinsend und kopfnickend unterstrich.