Martin Hoffmann: "Good TV" ist nicht gleich Bildungsfernsehen
Mit "Potenziale von Good TV im deutschen Fernsehen" war die Keynote von Martin Hoffmann von der MME Moviement AG überschrieben. Abgesehen von der allgemeinen Diskussion um das "Unterschichtenfernsehen" sei das "Good TV" auch aus anderen Gründen "mehr als eine Programmwelle von einem halben Jahr", so Hoffmann.
Denn mit der zunehmenden Konkurrenz durch Internet, alternative digitale Unterhaltungsangebote und Mobiltelefonie könne das Fernsehen bald "alt aussehen", wenn es an sich nur den Anspruche stellt, zur Überbrückung von Zeit da zu sein. Daher müssen erfolgreiche Sendungen der Zukunft um so mehr gut produziert sein, die Menschen berühren und bewegen und einen Bezug zum Leben der Zuschauer beinhalten.
Hoffmann legte zu Beginn Wert auf die Feststellung, dass es sich bei Good TV ausdrücklich nicht um besonders schwer verdauliche Bildungsformate mit höchstem Anspruch handle, sondern um handwerklich gut gemachtes Programm. Im Zusammenhang damit stellte Hoffmann fünf Thesen auf, wie Sendungen heute produziert werden sollten.
Zum ersten sei Good TV "Fernsehen auf Augenhöhe". Die Formate müssten sich also mit der Lebenswirklichkeit der Zuschauer auseinandersetzen. Als Negativbeispiel nannte er die beiden Jobshows "Hire or Fire" und "Big Boss". Da in Deutschland derzeit vor allen Dingen Angst um den Arbeitsplatz vorherrsche seien Sicherheitsaspekte gefragt, stattdessen zeigten die Sender eine Bewerbungsshow um einen Topjob - und trafen damit nicht die Lebenswirklichkeit der Adressaten.
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Zweitens solle gutes Fernsehen seriös sein und Interesse an seinen Protagonisten zeigen. Denn wenn sich schon die Produzenten nicht für die Leute vor der Kamera interessieren, warum sollten es dann die Zuschauer tun, so Hoffmann. Als positives Beispiel nannte er die bald auslaufende SAT.1-Talkshow "Vera am Mittag" mit deren Reihe "Vera macht Mut", in der versucht wurde, tatsächlich Probleme der Anwesenden zu lösen.
Zum dritten soll gutes Fernsehen alle Lebensbereiche aufgreifen. Darüberhinaus soll es viertens die neuen Formen der Dramaturgie beachten. Hier sieht Hoffmann "journalistisches Entertainment" auf dem Vormarsch. Dieses zeichne sich durch eine intuitive, spielerische Herangehensweise aus. So werde sich ein dokusoap-ähnlicher Aufbau durch viele Sendungen ziehen, es gebe ein höheres Erzähltempo, unwesentliche Elemente müssten ausgeblendet werden und interaktive Elemente mit eingebunden.
Als fünften und letzten Punkt führte Hoffmann an, dass "Good TV" crossmedial sein müsse. Dadurch ergäben sich auch erhebliche ökonomische Potenziale, allerdings nur, wenn die Informationen beispielsweise im Internet über die einfachen sendungsbegleitenden Seiten hinausgehen würden und tiefere und umfangreichere Informationen angeboten würden. Als Beispiel nannte er die Super RTL-Seite "toggo", die als Themenportal auf Abo-Basis bereits 70.000 zahlende Nutzer habe.