Adaptierte Realität im deutschen Fernsehen
Höhen und absolute Tiefen gab es im vergangenen Jahr für ProSieben im Bereich der Reality-Formate. Während die "Alm" bei ProSieben äußerst erfolgreich ist, scheiterte der Nachfolger "Die Burg" und konnte in keinster Weise mit dem Vorgänger mithalten. Auch, wenn die Quoten der "Burg" nicht schlecht waren, "steckten wir nachher dafür nur Prügel ein", so Jobst Benthues.
Aus diesem Grund habe sich ProSieben aus dem Bereich der Realityformate weitestgehend verabschiedet und konziere sich derzeit auf die Entwicklung von Formaten anderer Genres. Ebenfalls Tom Sänger (RTL, Leiter Unterhaltung Show & Daytime) gab zu bei unter anderem auch bei der Adaption von Realityformaten aus dem Ausland den ein oder anderen Fehlgriff gemacht zu haben: Am Beispiel von "Big Boss" machte Sänger eins deutlich: Wenn ein adaptiertes Format nicht optimal auf den Konsumenten und den Markt zugeschnitten wurde, ist es zum Scheitern praktisch verurteilt. Laut Sänger habe "Big Boss" nicht funktionieren können, wie in den USA, da die gesellschaftlichen Rahmenbedinungen in Deutschland nicht mit denen in den USA vergleichbar seien.
Deutsche Arbeitnehmer könnten sich nicht mit der in "Big Boss" gezeigten Arbeitswelt identifizieren und hätten unter anderem deshalb das Format nicht angenommen. Es sei wichtig, gerade im Reality-TV keine künstlichen Welten zu schaffen, in der sich der Konsument nicht wiederfindet.
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Ein zunehmendes Problem aller Produktionen, sei laut Sänger, die fehlende Zeit. Die Produzenten seien einem immer größer werdenen Zeitdruck ausgesetzt. Ebenso gingen die Kürzungen in den Budgets zu Lasten der Qualität. Allerdings müsse man manchen Formaten auch Zeit geben, um ihr Publikum zu finden. "Es muss sich erst rumsprechen", so Jobst Benthues.
Auch in den öffentlich-rechtlichen Programmen gibt es Reality-Formate, allerdings sind diese eher die Ausnahme. Man werde Reality-TV auch weiterhin - wie bereits bei beispielsweise den "Sternensängern" - sehr durchdacht, ein bis zwei Mal pro Jahr einsetzen.
In einem sind sich jedoch alle Referenten einig: Reality-TV hat es schon immer gegeben und werde es auch immer geben. Dieses Genre könne nicht aussterben.