Foto: RTLDie wichtigsten Figuren in Atze-Land entwickeln erstaunliche Halbwertszeiten: Pastewka reicht zurück bis Brisko Schneider im 90er-Königsformat "Wochenshow", Hella von Sinnen's Powernudel-Nummer führt bis zu den Anfängen des Privatfernsehens, Anke Engelkes Einspielerfilme sind ein Markenzeichen des Wachstumsgaranten Comedy-TV seit seiner Erfindung. Ihren Figuren ist zuzutrauen, dass sie auch eine Überhitzung des Marktes überstehen können. Und trotzdem steckt in Brisko Schneider sehr viel "Pastewka", steckt in "Ricky" Anke Engelke, sind Kaya Yanars Inder und Türken immer nur Dialektgeschöpfe, die sich schnell Bart und Brille abnehmen lassen.

Ganz anders ein krankheitsgeplagter älterer Herr, nicht mehr der schnellste und nie der schlankste, mit einer lockenmähnigen Ex-Frisur und zerzaustem Oberlippenbart, der beim 10. Comedypreis zum ersten Mal geladen ist. Er hinkt, hustet, atmet, wenn er wieder einmal in Wallung gerät, mit einem Schnarchen ein, und vergisst, wenn er sich echauffiert, beim Sprechen den Mund zu öffnen. Wer diesem Herrn begegnet, riecht Doornkat auf seiner Jacke und aus seinem Mund. Den Sonderpreis der Jury, diese Auszeichnung für ein erinnernstwertes komisches Ereignis, hat sich Horst Schlämmer mit vollem Körpereinsatz verdient.
Der stellvertretende Chefredakteur des "Grevenbroicher Tagblatts", ("Schätzelein", "weißte bescheid"), der sich nicht scheut, knallhart nachzufragen, wenn etwas nachzufragen ist, windet sich die Showtreppe hinauf und entreißt "Ricky" den Phallus-Pokal. Er bekommt sie, weil er mit Günther Jauch den Moderator mit dem nachweislich besten Sitzfleisch der Branche aus seinem Sessel gehoben hat und beim Promi-Special von "Wer wird Millionär" zum Alleinunterhalter wurde.