Foto: SAT.1/Hans-Georg GaulMareile Höppner (Foto) moderierte am Montagmittag zum letzten Mal "Sat.1 am Mittag". Die Sendung ist mit sofortiger Wirkung eingestellt. Das inzwischen erfolgreiche Mittagsmagazin fällt den radikalen Sparplänen der Unternehmensberatung McKinsey zum Opfer, die derzeit den TV-Konzern ProSiebenSat.1 durchleuchtet. Und auch "Sat.1 am Abend" läuft bereits heute zum letzten Mal, "Sat.1 - Die Nacht" soll Ende August zum letzten Mal laufen.
 
"Sat.1 am Mittag"-Moderatorin Höppner erfuhr nach DWDL.de-Informationen heute Mittag während der Live-Sendung über einen Hinweis der Regie, dass die gerade laufende Ausgabe von "Sat.1 am Mittag" auch die letzte sein werde. Eine Verabschiedung der Zuschauer gab es am Ende der heutigen Sendung nicht mehr. Die Information machte zeitgleich auch in der Redaktion die Runde.

Um 12.30 Uhr informierte nach DWDL.de-Informationen Senderchef Matthias Alberti die Mitarbeiter dann persönlich über die geplanten Sparmaßnahmen und das Aus der Formate. Nach dem Bekanntwerden der Sparmaßnahmen am Wochenende wollte man nicht mehr bis zur Hauptversammlung am morgigen Dienstag warten, so die Begründung. Das sehr schnelle Aus sei der Tatsache geschuldet, dass man den Mitarbeitern mit dem Wissen um die Kürzungen nicht mehr zumuten wolle, noch weiter zu produzieren. Wie Hohn klingt jetzt die Aussage von Senderchef Alberti, der noch in einem am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Interview sagte: "Am Programm wird ganz sicher nicht gespart."
 
Ersatzprogramm: Wiederholungen von "Richterin Barbara Salesch"

Logo: Sat.1 / Grafik: DWDL.deDie Verträge der Mitarbeiter von "Sat.1 am Mittag" laufen im November aus. Bei fast allen Arbeitsverträgen handelte es sich ohnehin um befristete Beschäftigungsverhältnisse. Bis dahin beziehen die rund 35 Beschäftigten weiterhin Ihr Gehalt. Galgenhumor: In Berlin wird unter den betroffenen Mitarbeitern von "bezahltem Sommerurlaub" gesprochen. Über die Verträge der Kollegen von "Sat.1 am Abend" ist bislang nichts bekannt.
 
Bereits ab dem morgigen Dienstag zeigt Sat.1 auf dem 11 Uhr-Sendeplatz Wiederholungen der Gerichtsshow "Richterin Barbara Salesch". In einem Laufband soll sich die "Sat.1 am Mittag"-Redaktion dann noch von Ihren Zuschauern verabschieden können. Weder der Sender, noch die Sendergruppe ProSiebenSat.1 Media stand am Montag zu einer Stellungnahme zur Verfügung.
 
Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands kritisierte das Vorgehen der Sat.1-Geschäftsleitung gegenüber den Beschäftigten als maßlos überzogen. "So geht man nicht mit Kolleginnen und Kollegen um, die mit Engagement Nachrichtenjournalismus machen", sagte er. Das Vorgehen sei durch nichts zu rechtfertigen. Er forderte die Verantwortlichen des Senders auf, die Einstellung der betroffenen Sendungen sofort zurück zu nehmen. Die Informationssendungen des Senders müssten in vollem Umfang erhalten bleiben.
 


Die sich überschlagenden Ereignisse an diesem Montag sind die Folge eines Kommunikationsdesasters: Nur zwei Tage nach dem opulenten Vermarkterevent "The Big Picture" erfuhren die Mitarbeiter am Wochenende aus der Presse von den bevorstehenden Einsparungen insbesondere bei Sat.1. Offenbar sollten die Einsparmaßnahmen auf Basis der Vorschläge der Unternehmensberatung McKinsey erst nach der morgigen Hauptversammlung der ProSiebenSat.1 Media AG kommuniziert werden. Für den kommenden Freitag war bei Sat.1 eine Betriebsversammlung angesetzt worden. Durch die Berichterstattung am Wochenende haben sich die Planungen allerdings erübrigt.

Logo: ProSiebenSAT.1McKinsey hat zugeschlagen

Nach der Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG durch die Finanzinvestoren KKR und Permira wurde der Konzern in den vergangenen Wochen von der Unternehmensberatung McKinsey unter die Lupe genommen. Sat.1 ist nun das erste Sparopfer. Wie das Medienmagazin DWDL.de bereits am Samstag berichtete, sollen konzernweit über 300 Arbeitsplätze gestrichen werden. Bei insgesamt 3.500 Angestellten der ProSiebenSat.1 Media AG würde so fast jeder zehnte Arbeitsplatz gestrichen. Am härtesten soll es den Standort Berlin treffen, wo die Sender Sat.1 und N24 beheimatet sind. Allein bei Sat.1 soll jeder vierte Arbeitsplatz gestrichen werden.

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Rückblick: Als die beabsichtigte Übernahme von ProSiebenSat.1 durch KKR und Permira im vergangenen Dezember öffenlich gemacht wurde, sagte Lothar Lanz, Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media AG, zu möglichen Sparmaßnahmen bei den Mitarbeitern noch: "Es gibt absolut keine Personalabbaupläne." Und auch die neuen Eigentümer wollten mit den erhofften Synergieeffekten keine Personaleinsparungen verstanden wissen. Permira-Deutschland-Chef Thomas Krenz versicherte, es werde keinen Jobabbau geben. Inzwischen räumte aber auch ProSiebenSat.1-Vorstandschef Guillaume de Posch ein, dass man die Rendite des Medienkonzerns in den nächsten Jahren von derzeit 22,2 Prozent auf bis zu 30 Prozent steigern will. Bei Sat.1 wird dafür zuerst gestrichen.