Foto: DWDL.deEs war ein kurzes Eintauchen in die Welt von RTL bei der Programmpressekonferenz des Kölner Senders am Donnerstag in Hamburg. In rund einer Stunde stellte Senderchefin Anke Schäferkordt vor, womit man in der kommenden Saison punkten will. Die Quoten beim Marktführer in der Primetime waren in der abgelaufenen Saison unter anderem dank „Deutschland sucht den Superstar“ und „Let’s dance“ gut bis hervorragend. Deswegen wird man die starken Programme am Abend auch nicht antasten.

„Sie werden fragen: Wo sieht RTL noch Wachtumspotential für den Sender", sagte RTL-Chefin Anke Schäferkordt zu Beginn ihrer Präsentation vor der versammelten Fach- und Programmpresse und schob die Antwort gleich hinterher: Das große Potential sieht man – wie bereits angekündigt – in der Neugestaltung des Tagesprogramms. Hier ist lange nichts passiert, die Gerichtsshows kommen in die Jahre und zeigen ernsthafte Ermüdungserscheinungen

Für eine Überraschung sorgte die Ankündigung einer neuen Informationssendung am Mittag. „Punkt XL“ wird im Herbst an den Start gehen und die Infoschiene nach „Punkt 12“ erweitern. Keine harten Nachrichten, sondern Reportagen und Dokumentarisches aus der Lebenswelt der Deutschen werden hier zu sehen sein. Der Programmtrailer mutet ein wenig an wie eine Zusammenfassung dessen, womit RTL derzeit Erfolge feiert: Da werden Menschen gecoacht – zum Beispiel damit die Kinder das Rauchen aufgeben -, und in verschiedensten Prozessen begleitet. Das ganze verpackt in ein Magazin.
 


Man will mit dieser Sendung die Lebenswirklichkeit in Deutschland zeigen, erklärt RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel im Anschluss an die Präsentation im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. „Und zwar nicht nur einfach eine Beschreibung des Zustandes, sondern wir wollen durchaus auch immer wieder Probleme aufzeigen und Lösungsvorschläge anbieten“, so Kloeppel. Gesellschaftliche Debatten sollen aufgegriffen und an Einzelfällen erzählt werden. Wie zum Beispiel die Geschichte eines jungen Mannes, der auf ein Spenderherz wartet. „Genau anhand eines solchen Beispieles kann man bei vielen Zuschauern auch das Bewusstsein dafür schaffen, dass politische Diskussionen sie selber betreffen“, sagt Kloeppel. Die Nachfrage der Zuschauer sei groß, in den übrigen Magazinen habe man nicht genügend Platz, die Geschichten in entsprechenden Sendelängen von fünf bis fünfzehn Minuten zu zeigen.

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Dabei bietet die Sendung einen gleitenden Einstieg in das kommende Nachmittagsprogramm des Senders. Auch hier will man näher an die Lebenswirklichkeit der Zuschauer heran. Ihnen „Vergleich und Orientierung bieten“, wie RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger erklärt. Das geschieht mit Formaten, in denen geholfen wird. Damit liefert man dem Zuschauer zweierlei: Tipps für das Lösen eigener Probleme und der Abgleich mit den anderen, in deren Wohnung man schaut, und denen es vielleicht schlechter geht. So zum Beispiel bei „Susan! – Familienhilfe mit Herz“, die ab Herbst auf den Schirm geht. Es mutet an wie die Fortführung der Talkshows mit anderen filmischen Darstellungsformen. Arbeitslosigkeit, Partnerschaft, Erziehung sind zentrale Themen. Der Unterschied: Nicht eine Schar von Gästen sucht das Studio auf und spricht über die Probleme, sondern Susan Akel, Diplom-Psychologin und Sozialtherapeutin, geht zu den Familien nach Hause und berät vor Ort.

Akel kommt von der Talkshow, war Expertin beim Sat.1-Talk „Vera am Mittag“. Dessen Moderatorin Vera Int-Veen wird ihr Engagement bei RTL auch verlängern. Die Expertin für schwierige zwischenmenschliche Themen wird weiter bei „Helfer mit Herz“ und „Schwiegertochter gesucht“ zu sehen sein und tritt bei der „Susan“ zudem als Produzentin auf. Bei RTL sieht man die neuen Programme als Schritt näher hin zum Publikum. „Wenn Fernsehen sich auch noch distanziert, wie manche gesellschaftliche Institution – ich glaube das wäre fatal“, sagte Tom Sänger im Hamburg.
 
Mit den dokumentarischen Formaten, die die Entwicklung krisengebeutelter Menschen unter fachkundiger Anleitung begleiten, scheint auch erstmals die Grenze der verschiedenen Programmzeiten zu verschwinden. Blättert man durch die aktuelle Formatübersicht von RTL, so fällt es – wie bei anderen Sendern auch – derzeit schwer, eine Zuordnung zu Primetime oder Tagesprogramm auf den ersten Blick vorzunehmen.