Grafik: DWDL.de; Logo: Das Vierte© DWDL/ Das Vierte
Wer heute auf den Zustand der beiden kleinen Sender Tele 5 und Das Vierte blickt, der möchte kaum glauben, dass vor genau fünf Jahren beide mit gleichen Voraussetzungen angefangen haben. Fast gleichzeitig bekam Deutschland zwei neue "Spielfilmsender" - und nicht wenige sagten Das Vierte eine deutlich erfolgreichere Zukunft voraus. Tele 5, das zwar schon 2002 wiederbelebt worden war, 2005 dann aber zum Spielfilmsender umgewandelt wurde, werde ein Abspielkanal für Kloibers Film-Archiv werden, war die in diesen Tagen vorherrschende Branchen-Meinung. Hinter Das Vierte hingegen stand schließlich der internationale Medien-Konzern NBC Universal, der endlich auch im Free-TV-Bereich in Deutschland richtig Fuß fassen wollte.

Dementsprechend amerikanisch-großspurig gab man sich bei Das Vierte dann auch. Der Claim: "Wir sind Hollywood", der schon im Namen formulierte Anspruch: Platz 4 auf der Fernbedienung. Noch eine Nummer größer ging es kaum. Tele 5 gab sich im Vergleich dazu geradezu bescheiden und bewies mit dem Claim "Wir lieben Kino" Understatement. Bei Das Vierte versprach man hingegen "Sie werden staunen, wie viel Hollywood in einen einzigen Sender passt". Gestaunt hat man in den folgenden fünf Jahren über Das Vierte tatsächlich so einige Male - aber eher aufgrund anderer Entwicklungen.

 

 

Zwar konnte Das Vierte nach dem Start seine Marktanteile durchaus langsam ausbauen - doch bei weitem nicht so schnell, wie man sich das bei NBC Universal vorgestellt hatte. Und so experimentierte man:  Ein Kinderprogramm, Call-In, Erotik, Poker und selbst Kochsendungen fanden sich 2006/2007 bei Das Vierte wieder. Geholfen hat all das wenig, doch die Erkenntnis reifte, dass allein mit Hollywood - zumindest mit den Filmen, die NBC Universal zur Verfügung stellte - die Quotenziele nicht erreichbar waren. Mitte 2007 verabschiedete man sich daher vom großspurigen "Wir sind Hollywood" und kündigte Eigenproduktionen an.

Doch auch wenn NBC Universal das zu dieser Zeit stets bestritt: Die Lust auf Das Vierte hatte man da angesichts ausbleibender Werbebuchungen wohl schon verloren, hinter den Kulissen streckte man um den Jahreswechsel 2008 längst die Fühler nach Kaufinteressenten aus. Die Mission Eigenproduktion ging man dementsprechend halbherzig an. Heraus kam eine Schnipselshow wie "Autsch TV... das gibt's doch gar nicht". Weder Quoten noch Image half das auf Dauer.

Logo: Tele5© Tele5
Tele 5 hingegen hatte während dieser Zeit Kurs gehalten, auch wenn der Start auch hier holprig geriet. Kai Blasberg beschrieb das in einem DWDL.de-Interview so: "Man hatte uns im Werbemarkt hinter Das Vierte angesiedelt, weil die Deutschen ja immer glauben, dass jemand aus Amerika es einfach besser können muss, als wenn es hier jemand selber macht." Doch Kloiber behielt als Gesellschafter die Ruhe, Tele 5 hielt an seinem Konzept fest - und baute fast zeitgleich zur Trash-Offensive von Das Vierte die Zahl seiner Spielfilm-Plätze sogar aus.

Bei Das Vierte begann die Unruhe hingegen erst so richtig: Mitte 2008 steckte NBC Universal schließlich auf und verkaufte den Sender an Dmitri Lesnewski - und wer dachte, dass die großspurigen Ankündigungen von NBC Universal nicht noch übertroffen werden könnten, sah sich getäuscht. Lesnewski kündigte den Ausbau zum Vollprogramm an, natürlich inklusive Nachrichten. Wie wenig Ahnung der vom deutschen TV-Markt hatte, wurde spätestens bei seiner legendären Aussage "Ich werde so viel investieren wie nötig, vielleicht 10 Millionen, vielleicht 40" deutlich - kaum eine Summe, mit der sich ein Vollprogramm aus dem Boden stampfen lässt. Statt zum Vollprogramm entwickelte sich Das Vierte dann auch zu einem traurigen Fenster auf der eigenen Frequenz. Zwischenzeitlich gab es zwischen Teleshopping, Astro TV und Call In kaum mehr als einen einzelnen Film am Abend zu sehen.

Bei Tele 5 verlief die Zeit weit weniger spektakulär, doch auch dort hat man sich vom ursprünglichen Konzept eines Spielfilm-Senders im Lauf der Zeit nach und nach entfernt. Noch immer dominieren die Filme in der Primetime, doch Ende Oktober wird nun am Mittwoch nun schon ein dritter Serien-Abend eingeführt. Geschuldet ist das der Erkenntnis, dass Werbekunden ein wiederkehrendes Umfeld schätzen - und der Erfolg gibt Tele 5 recht. Nicht nur die Marktanteile steigen langsam, aber kontinuierlich, 2009 konnte der Sender auch seine Werbeumsätze - mitten im Krisenjahr - um sagenhafte 60 Prozent steigern, wenn auch natürlich auf noch niedrigem Niveau.

Während man bei Tele 5 also weiter Kurs halten kann, steht Das Vierte mal wieder vor einem Neuanfang. Lesnewski hat seinen Abschied längst angekündigt, der Verkauf an britische Investoren mit Ex-N24-Chef Ulrich Ende als neuem Geschäftsführer stockt aber aufgrund von Problemen mit Krediten. Auch Ende hat nichtsdestotrotz schon große Pläne für Das Vierte angekündigt. "Ich denke in die Zukunft und kann an dieser Stelle aber sagen, dass wir einen analogen deutschen FreeTV-Sender übernommen haben, weil wir angemessen investieren wollen", sagte er gegenüber DWDL.de - übrigens kurz bevor noch unter Lesnewski die analoge Verbreitung via Satellit prompt eingestellt wurde. Auch an Eigenproduktionen denkt Ende. Noch immer steht dabei das Versprechen im Raum, der Sender werde zu einem Vollprogramm ausgebaut - denn so ist er nicht zuletzt auch lizenziert. Nicht nur die Landesmedienanstalten haben aber da jüngst bereits Zweifel angemeldet, dass das in absehbarer Zeit umsetzbar sein wird.