Ehrenpreis 2010© ARD/DFP
Nicht einmal bei dem Eklat um Marcel Reich-Ranickis Ansprache beim deutschen Fernsehpreis vor zwei Jahren herrschte beim Publikum eine derart peinlich berührte Stille wie bei dem diesjährigen Ehrenpreis. Schon am Donnerstag wurde bekannnt, dass die Auszeichnung an die Fußball-Nationalmannschaft gehen soll - auf Wunsch der ARD. Doch abgesehen von Monika Piel, der ARD-Stellvertreterin im Stifterrat des Deutschen Fernsehpreises, wollte so recht niemand verstehen, warum die Fußball-Nationalmannschaft diesen Preis nun verdient habe. Zumindest war es unmöglich nach der Verleihung unter den feiernden Branchen-Vertretern einen weiteren Befürworter der Auszeichnung zu finden. Selbst mancher Sport-Moderator winkte lieber ab und wollte sich zu diesem Thema nicht äußern.

 


Noch peinlicher aber als die Auszeichnung der Fußball-Nationalmannschaft mit dem Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises - der eben nicht von der Jury, sondern dem jeweils übertragenden Sender festgelegt wird - war dann jedoch der Ablauf eben jener Ehrung. So rief Sandra Maischberger offenbar in spontan-verzweifelter Hoffnung damit irgendwie etwas an der Peinlichkeit zu ändern, den Ehrenpreis zum "Höhepunkt des Abends" aus, doch was folgte war eindeutig der Tiefpunkt. Denn nicht ein einziger Nationalspieler war anwesend, auch nicht der Trainer. Einzig und allein Oliver Bierhoff stand verloren auf der Bühne und bedankte sich episch.

Via Einspieler richtete dann auch noch Bundestrainer Jogi Löw seinen Dank aus. Blöderweise hatte man ihm wohl nicht gesagt, dass der Einspieler samt Preisverleihung erst am Sonntagabend laufen würde. Er freute sich jedenfalls via Einspieler über den gestrigen Sieg gegen die Türkei. Der Ehrenpreis für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war übrigens der erste Ehrenpreis ohne Standing Ovations. Niemand stand auf, der Applaus war mau. Nicht wenige, so beschrieben es später einige TV-Kollegen, die im Saal saßen, wären am liebsten in ihren Sitzen versunken angesichts dieses Abschlusses der Verleihung. Und es stellt sich abschließend eine ernüchternde Frage: Findet die ARD in ihren eigenen Reihen also wirklich niemanden, der des Preises würdiger wäre? Bedauerlich.