Bei der Vergabe der bei Produzenten begehrten Drittsendezeiten im Programm von RTL bleibt auch ab Juli offenbar alles mehr oder weniger wie gehabt. Der Programmausschuss der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) hat eine Auswahlempfehlung an die Versammlung in Aussicht gestellt. Im Einvernehmen mit RTL sollen erneut Alexander Kluges dctp mit einem wöchentlichen Anteil von 105 Minuten für die erste Sendezeitschiene ins Rennen gehen, um die zweite Sendezeitschiene mit einer Länge von 75 Minuten soll sich AZ Media TV aus dem in Hannover sitzenden Zeitungshaus Madsack kümmern. Die neuen Drittsendelizenzen haben eine Laufzeit bis Mitte 2018.

Bei dctp geht es wie gehabt um die Formate "Spiegel TV", "10 vor 11" und "Stern TV". Bei den Programmzulieferern der zweiten Sendezeitschiene handelt es sich diesmal um gleich acht Produzenten - wohl auch, um sich gegen erwartungsgemäß kritische Stimmen von außen zu wehren. Und die dürfte es reichlich geben, schließlich ist der ehemalige "Spiegel"-Chef Stefan Aust mit seiner Firma Aust Media ebenso wenig zum Zug gekommen wie Focus TV. Bei den Programmzulieferern der zweiten Sendezeitschiene am Montag und Samstagvormittag handelt es sich um casei media, Eikon Nord, Filet Film, sagamedia, Storyhouse, tvision und fernseh|büro.

"Da in der ersten Sendezeitschiene eine Einigung der verschiedenen Bewerber leider nicht zustande kam, muss unter den drei Ausgangsanträgen ausgewählt werden. Ein Veranstalterwechsel ließe sich nicht überzeugend begründen", erklärte Vera Wucherpfennig, Vorsitzende des Programmausschusses. "In der verlängerten zweiten Sendezeitschiene bleibt nur auf den ersten Blick alles beim Alten. Tatsächlich werden sechs neue Programmzulieferer insgesamt 70 Prozent dieser Zeitschiene füllen." Besonders erfreulich sei, dass auf Vorschlag der NLM der ursprüngliche Antragsteller fernseh|büro jetzt Zulieferer bei AZ Media werden soll.

Wucherpfennig: "Aus meiner Sicht ist die nun angedachte Auswahl ein fairer Kompromiss zwischen den legitimen Interessen des Hauptprogrammveranstalters und der gesetzlichen Aufgabe der NLM, einen zusätzlichen Vielfaltsbeitrag durchzusetzen." Ob das auch die gescheiterten Bewerber so sehen, darf jedoch bezweifelt werden - eine juristische Auseinandersetzung gilt als wahrscheinlich. Noch ist das Verfahren allerdings nicht abgeschlossen, auch wenn der weitere Verlauf vermutlich nur noch Formsache sein dürfte. Vor der Auswahl und Zulassung der Drittsendezeitveranstalter muss noch die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) grünes Licht geben.