Frau Westermann, Herr Alsmann, Sie gehen mit "Zimmer frei" nun bereits in das 18. Jahr. Ein Jahr wie jedes andere?

Christine Westermann: Bisher fühlt es sich an wie jedes andere auch. Vielleicht wird sich das noch ändern, wenn wir ordentlich feiern.

Götz Alsmann: Wir arbeiten in dem Bewusstsein, dass es eine ungewöhnlich lange Zeit ist. Die großen klassischen Unterhaltungsformate, an die sich die Fernsehhistoriker erinnern, also "Der Goldene Schuss", "Vergissmeinnicht" oder "Einer wird gewinnen", sind allesamt weniger lang gelaufen als "Zimmer frei!". In einer Zeit, die durch Wegwerffernsehen auf Wegwerfkanälen geprägt ist, freuen wir uns, dass es uns gelungen ist, ein Stück Qualität zu etablieren.

Harald Schmidt ist ein halbes Jahr vor Ihnen gestartet, in zwei Monaten ist bei ihm Schluss. Fernsehen, wie er es macht, wie es aber auch Sie machen, gibt es zumindest gefühlt immer seltener. Worauf führen Sie das zurück?

Alsmann: Ich führe das auf die groß angelegten Verblödungsstrategien der Privatfernsehmacher zurück. Da hat Qualitätsfernsehen nicht immer einen Platz.

Was stört Sie am meisten?

Alsmann: Scripted Reality, "Vati, ich kriege ein Kind von dir"-Shows, Deutschland sucht den Super-Dschungel. Im Grunde ist fast alles schlimm.

Westermann: Ich kann dazu gar nicht so viel sagen - und das soll gar keine Ausflucht sein. Ich sehe relativ wenig. Standard sind "Tagesschau", "Tagesthemen" und "Tatort", über den ich mich manchmal schwarz ärgere.

Alsmann: Wenn ich im Hotel bin, dann mache ich als erstes den Fernseher an, um mich zu informieren. Bis ich einen Nachrichtensender finde, zappe ich durch die Kanäle und wundere mich immer wieder aufs Neue darüber, was einem zugemutet wird.

Westermann: Ich habe eine gesunde Abneigung gegen Fernsehen aus Zeitvertreib. Das kommt noch aus Kindertagen. Bei uns zu Hause lief am Sonntagnachmittag immer der Fernsehapparat und mein Stiefvater und meine Mutter sind dabei häufig eingeschlafen. Ich fand es furchtbar, weil keiner wahrgenommen hat, was in dieser Kiste lief. Sonntagnachmittags den Fernseher einzuschalten, stimmt mich eher missgelaunt. Bei Sport mache ich allerdings eine Ausnahme - und wenn tolle Filme laufen, vor allem wenn es sich um Filme handelt, die ich während meiner Amerika-Zeit im Kino gesehen habe. Da freue ich mich, dass es Fernsehen gibt.

Für "Zimmer frei!" musste man früher lange wach bleiben. Inzwischen läuft Ihre Sendung gar nicht mehr so spät…

Alsmann: … leider!

Hat sich der Sendeplatz in irgendeiner Weise auf die Sendung ausgewirkt?

Alsmann: Ich glaube schon, dass man um 23:15 Uhr eine weitaus bewusstere Entscheidung fällt. Abgesehen davon, dass früher nach 22 Uhr nahezu komplette Ödnis im Fernsehen herrschte, ist es heute ein hart umkämpfter Markt. An der Sendung selber ist das aber spurlos vorüber gegangen. Natürlich hat sich "Zimmer frei!" im Laufe der langen Zeit verschiedenen Häutungen unterzogen. Es sind viele Veränderungen eingeflossen - meistens in Schüben. Gegen die haben wir uns immer erst mal mit Händen und Füßen gewehrt, wie es dem menschlichen Naturell entspricht. Im überwiegenden Teil der Fälle mussten wir jedoch eingestehen, dass sich die Sendung zum Positiven entwickelt hat.

Was war die letzte große Veränderung, gegen die Sie sich gesträubt haben?

Westermann: Dass wir Gäste ein zweites Mal einladen. Das finde ich inzwischen jedoch großartig, weil es eine erstaunliche Nähe bringt. Man sollte gar nicht meinen, dass so ein Abend, den man mal vor sechs oder zehn Jahren miteinander verbracht hat, bei vielen einen kleinen Abdruck auf der Seele hinterlässt.

Alsmann: Wir haben das Ersteinladungsprinzip lange Zeit zu einem Kultfaktor hochgejazzt, den außer uns selbst aber praktisch niemand wahrgenommen hat. Der Wiederbesuch bietet auch eine zweite Chance: Wir hatten kürzlich einen Gast, der vor 16 Jahren zum ersten Mal bei uns war. Diese Sendung ist mir als vergleichsweise belanglos im Gedächtnis haften geblieben und hat mein Leben nicht in seinen Grundfesten erschüttert. Die zweite Gelegenheit habe ich als sehr viel schöner, intensiver und freundschaftlicher empfunden.