Seit 1971 existieren die "ARD-Ratgeber" und man kann ruhigen Gewissens sagen, dass sich die Art und Weise der Service-Berichterstattung in den vergangenen Jahrzehnten um sie herum massiv verändert hat. Schon lange wirkt die Reihe, die nach wie vor samstags und sonntags im Ersten zu sehen ist, daher etwas angestaubt und antiquiert. Denn während die Konkurrenz inzwischen eine andere Zuschaueransprache in diesem Segment gefunden hat, blieben die "ARD-Ratgeber" auch in den vergangenen Jahren unverändert bieder. Dabei hat es auch innerhalb des Senderverbundes immer wieder Diskussionen über die Zukunft des Klassikers gegeben, von dem man wohl niemals wird sagen können, er sei so etwas wie ein moderner Klassiker.

Bislang stand die Vielstimmigkeit der ARD einer Modernisierung stets im Weg. Da half es auch wenig, dass der "Ratgeber Technik" vor fast drei Jahren durch den "Ratgeber Internet" ersetzt wurde. Dabei sprach zuletzt nicht mal mehr die Quote für einen Erhalt der "ARD-Ratgeber". Zweistellige Marktanteile erzielte die Reihe nur noch selten und den Nerv junger Zuschauer traf man schon längst nicht mehr. Das verwundert nicht: Der "Ratgeber Auto - Reise - Verkehr" beschäftigte sich am Wochenende mit neuen Assistenzsystemen für ältere Autofahrer, der "Ratgeber Gesundheit" widmete sich Gelenkbeschwerden und der für Anfang Juli geplante "Ratgeber Recht" geht der Frage nach, welche Rechte Großeltern haben, wenn sie ihre Enkel sehen möchten.

Nun soll allerdings Bewegung in die Verbraucherformate kommen. "Es gibt Überlegungen, Rat gebende Sendungen im Ersten anders zu platzieren, allerdings sind sie noch nicht spruchreif", heißt es aus der ARD-Programmdirektion. Doch nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de ist die Einstellung der "Ratgeber" inzwischen beschlossene Sache. Im September ist Schluss damit - nach mehr als vierzig Jahren. Das ist keine Überraschung, vor allem, nachdem man kürzlich den sonntäglichen "Ratgeber" schon einmal mehrere Wochen lang pausieren ließ, um die im WDR Fernsehen erfolgreiche Reihe "Der Vorkoster" zu testen. Dieses Format zeigt schon mal, wohin die Reise gehen wird, auch wenn das Format mit Koch Björn Freitag künftig nicht als Ersatz für die "Ratgeber" herhalten wird.

Stattdessen soll ein ganz ähnlich gelagertes Format mit dem bundesweit bekannteren Tim Mälzer den Weg ins Erste schaffen, das vom NDR begesteuert wird. Zu sehen sein wird es im Rahmen einer Pilotphase, die im September beginnt und bis Anfang kommenden Jahres anhalten wird. Ziel ist es nach DWDL.de-Informationen, die "Ratgeber"-Formate durch eine Reihe von Verbraucherformaten am Montagabend zu ersetzen, wo aktuell vor allem Tier- und Naturdokus laufen. Dort hat man mit den "Markenchecks" bereits in der Vergangenheit nicht zuletzt beim jungen Publikum große Erfolge gefeiert. Die zuletzt wegen "fragwürdiger Vergleiche" in die Kritik geratene Reihe (DWDL.de berichtete) wird im Herbst ebenso mit neuen Folgen vertreten sein wie der "Haushaltscheck" mit Yvonne Willicks, der schon seit einiger Zeit mit guten Quoten im WDR Fernsehen läuft.

Ganz ohne Risiko ist der neue Weg im Bereich der Verbraucher-Themen sicher nicht, immerhin läuft die ARD Gefahr, mit ihrer Erneuerung schlicht ein paar Jahre zu spät dran zu sein. Ganz davon abgesehen, dass so manches vermeintlich modern produzierte Verbraucherformat in den Augen von Kritikern reichlich hemdsärmelig daherkommt. Sollte das Experiment scheitern, wird es innerhalb der ARD daher vermutlich neue Diskussionen über die Ausrichtung geben. Sicher scheint nur, dass eine Rückkehr zu den biederen "Ratgebern" ausgeschlossen ist.