Zusätzlich zu seiner produzentischen Tätigkeit bei der UFA Fiction hat Benjamin Benedict ab sofort eine neu geschaffene Position inne: Head of High End Drama. In dieser Funktion ist er für die strategische Entwicklung, inhaltliche Ausrichtung und das Produktmanagement künftiger Event- und Koproduktionen verantwortlich. Schwerpunkte sind Ausbau und Koordination internationaler Projekte sowie das Qualitätsmanagement bei der Entwicklung neuer Serien und Mehrteiler.

Benedict selbst fasst seine neue Aufgabe im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de so zusammen: "Für mich heißt die zentrale Frage: Wie lässt sich die prägende Individualität unserer Produzenten mit einer übergreifenden Zukunftsstrategie verknüpfen?" Der 42-Jährige, seit 2004 in Diensten der UFA Fiction, legt Wert darauf, dass es sich nicht so sehr um hierarchische Führung handele, sondern eher um Gestaltung von Austausch und Partnerschaft - und um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.



Benedict schwärmt von den "vielfältigen erzählerischen, kreativen und produktionellen Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen", die sich daraus ergeben, dass das fiktionale Erzählen "momentan in seinen Formen, Formaten und Inhalten eine enorme Dynamisierung" erlebe. UFA Fiction ist mit der Event-Serie "Deutschland!", die im Herbst bei RTL laufen wird, ein wesentlicher Teil der neuen deutschen Serienwelle auf internationalem Qualitätsniveau.

Darüber hinaus hatte UFA-Fiction-Chef Nico Hofmann bereits im vergangenen August im DWDL.de-Interview weitere Serienprojekte angekündigt, die von vornherein für den internationalen Markt entwickelt werden sollen. Da gibt es für Benedict viel zu tun. Hofmann lobt: "Die Internationalität und das hohe Qualitätsempfinden, das Benedict in seinen produzentischen Visionen immer wieder verwirklichen konnte, prädestiniert ihn für seine neue Rolle im Bereich der High-End-Event-Produktion - dies auch gerade im Hinblick auf unsere neue internationale Ausrichtung innerhalb des UFA/Fremantle-Verbunds."

Hofmann und Benedict haben gemeinsam u.a. "Unsere Mütter, unsere Väter", "Das Wunder von Berlin", "Schicksalsjahre", "Der Turm", "Der Fall Jakob von Metzler" oder "Bornholmer Straße" produziert. Neben seiner inhaltlichen Ausrichtung hat Benedict sich stets auch für die wirtschaftlich-strategische Seite interessiert. Schon während seines Studiums der Literaturwissenschaften absolvierte er ein Praktikum in einer Unternehmensberatung, seit Jahren lehrt er als Dozent im MBA-Studiengang Medienmanagement an der Hamburg Media School. Da kommt es nicht überraschend, wenn er im Hinblick auf die neue Serien-Ausrichtung die 'Blue Ocean'-Managementtheorie anführt. Sie besagt, dass nur durch die Entwicklung innovativer, neuer Märkte - dort, wo nicht schon alle Haie kämpfen - echte Erfolge entstehen können.

"Zu meinen Aufgaben wird auch gehören, das Risiko von Unter- oder Überentwicklungen zu vermeiden", so Benedict. "Die Ratio zwischen Entwicklungen und tatsächlich umgesetzten Produktionen muss stimmen, das ist eine wesentliche Anforderung an produzentisches Handeln." Aktuelle Projekte, die nun in seine Koordination fallen, sind die historischen Miniserien "Charité", "Ku'damm 56" und "Hitler", die Literaturverfilmungen "Breaking News" und "Landgericht" oder die deutsch-britische Koproduktion "Back to Back".

Auch zum weiteren Verlauf der neuen deutschen Serienwelle hat Benedict klare, von Realismus getragene Ansichten. Das Medienmagazin DWDL.de hatte unlängst in seinen Prognosen für die Branchentrends 2015 darauf hingewiesen, dass Stehvermögen gefragt sein wird, weil nicht jedes Serienprojekt neuen Typs ein Erfolg werden dürfte. "Ich bin voller Enthusiasmus über die neuen Chancen, die momentan sowohl erzählerisch als auch produzentisch entstehen", sagt Benedict dazu. "Aber um dauerhaft erfolgreich zu sein, halte ich es für wichtig, Euphorie und Realismus in einem gesunden Maß auszubalancieren."

"Wir sollten nicht vergessen: Serie ist nicht die einzige Erzählform der Zukunft"

Benjamin Benedict, UFA Fiction


Benedict weiter: "Selbstverständlich wünsche ich mir auch für die neuen, ambitionierten Projekte unserer Mitbewerber deutliche Publikumserfolge. Davon profitieren wir alle. Ich sehe dafür gute Chancen angesichts der Qualität der Beteiligten und ihrer Erfahrungswerte. Selbst wenn es zunächst bei den Quoten den einen oder anderen Misserfolg geben sollte, glaube ich nicht, dass das der Entwicklung gleich den Wind aus den Segeln nehmen würde. Die Kreativen und vor allem auch die Gestalter in den Sendern werden von der Überzeugung getragen, dass das serielle Erzählen immens wichtig und zukunftsweisend ist und daher auch Einsatz und einen langen Atem braucht."

Nach vielen leidenschaftlichen Worten über viele neue Serienprojekte zeigt sich Benedicts Realismus nicht zuletzt an einer einordnenden Feststellung, die ihm wichtig ist: "Wir sollten nicht vergessen: Serie ist nicht die einzige Erzählform der Zukunft. Wir werden auch künftig unsere Stärke bei Mehrteilern und Einzelstücken intensiv pflegen und diese Differenzierung der Erzählmodelle beibehalten."