Dieser Schuss ging gehörig nach hinten los: Nach der Premiere der "Stadlshow" hagelte es massive Kritik am zwangsverjüngten "Musikantenstadl" - und auch viele Stammzuschauer der über 30 Jahre alten Volksmusikshow wussten mit dem neuen Konzept offensichtlich nicht viel anzufangen. Die Folge: Nur 2,46 Millionen Zuschauer schalteten am Samstagabend im Ersten ein und damit so wenige wie noch nie in der Geschichte des TV-Klassikers, den Moderator Andy Borg erst vor wenigen Wochen unfreiwillig verlassen musste. Der hatte mit seiner letzten Ausgabe noch fast zwei Millionen Zuschauer mehr vor den Fernseher gelockt.

Kritik gab es etwa am schlechten Ton und am Bühnenbild, das für den Neustart mit Francine Jordi und Alexander Mazza ebenfalls runderneuert wurde. ARD-Moderator Stefan Mross, der seit mehr als zehn Jahren mit "Immer wieder sonntags" regelmäßig starke Quoten verzeichnet, äußerte sich in der "Bild"-Zeitung ungewohnt deutlich: "Ich bin traurig und enttäuscht, dass man mit Gewalt eine der letzten Kult-Unterhaltungssendungen an die Wand spielt. Was war denn das für ein Bühnenbild, ein furchtbarer Ton und was für eine schlechte Stimmung im Saal. Und dann dieses Abfeiern von 25 mehr oder minder unbekannten Sängern mit kruden Songs und einem herzlosen Konzept."

Borg und er "hätten das Ding aus dem Dreck gezogen", zeigt sich Mross überzeugt. "Jetzt heißt es aber: Tschüss, Stadl!". Tatsächlich stehen die Chancen auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr nach dem Rückschlag vom Wochenende alles andere als gut. Abgesehen vom traditionellen "Silvesterstadl" gibt es jedenfalls bislang noch keine weiteren "Stadlshow"-Termine. Und doch verteidigt der Bayerische Rundfunk die vorgenommenen Neuerungen: "Die Sendung in ihrer bisherigen Form stand vor dem Aus, ohne die Veränderung wäre sie abgesetzt worden", erklärte eine BR-Sprecherin am Montag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.

"Wir werden uns mit den Partnersendern zusammensetzen und in Ruhe das Potential analysieren."

Der Stadl sei "eine traditionelle Eurovisionssendung, die es seit über 30 Jahren gibt", hieß es. "Dies wollten wir nicht aufgeben, ohne zumindest versucht zu haben, die Sendung zeitgemäß weiterzuentwickeln. Offenbar war dies für viele Zuschauer zu viel Unbekanntes." Auch beim BR ist man also offenkundig nicht restlos glücklich mit der Show vom Samstag. Mit Blick auf die nächste Ausgabe soll nun gemeinsam mit ORF und Schweizer Fernsehen noch einmal am Konzept gearbeitet werden. "Die lebendige Szene der volkstümlichen Musik mit talentierten Vollblutmusikern, die Altbekanntes präsentieren, aber auch für neue Richtungen offen sind, liegt uns und den Partnersendern sehr am Herzen. Wir werden uns mit den Partnersendern zusammensetzen und in Ruhe das Potential analysieren."

Wirklich glücklich war nach der Premiere offensichtlich nur Moderatorin Francine Jordi. "Mit der Sendung bin ich sehr zufrieden", sagte sie zu "Bild" und verwies auf die guten Quoten bei unseren Nachbarn: "In Österreich waren wir mit weit über 20 Prozent Marktanteil sensationell." Das alleine wird aber kaum ausreichen, um der "Stadlshow" eine sichere Zukunft zu garantieren. Ohne Unterstützung der ARD dürfte der einst von Karl Moik ins Leben gerufene Klassiker endgültig vor dem Aus stehen. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, ließ die BR-Sprecherin auf DWDL.de-Nachfrage offen.

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