Der ehemalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat nach der anfangs zurückhaltenden Berichterstattung über die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht deutliche Kritik an den öffentlich-rechtlichen Medien geäußert. "Es ist ein Skandal, dass es Tage gedauert hat, bis die öffentlich-rechtlichen Medien die Berichte aufgegriffen haben", sagte der CSU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es bestehe der Verdacht, "dass die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien ihrem Informationsauftrag nur noch unzureichend nachkommen".

Friedrich sprach in diesem Zusammenhang von einem "Schweigekartell" und spekulierte gar über "Nachrichtensperren", sobald es um Vorwürfe gegen Ausländer gehe. Tatsächlich hatte der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen kürzlich Fehler eingeräumt, weil das ZDF die Geschehnisse in Köln selbst am Montag noch nicht in der Hauptausgabe der "heute"-Nachrichten thematisierte (DWDL.de berichtete). Er sprach von einem "Versäumnis", die Vorfälle nicht wenigstens gemeldet zu haben, und bezeichnete das Abwarten bis zu einem Krisentreffen am Dienstag als "klare Fehleinschätzung".

Beim WDR kann man unterdessen keine Fehler erkennen. So habe man bereits am 2. Januar auf seiner Website berichtet - noch bevor die Polizei die Übergriffe in einer Mitteilung bestätigte, wie der Sender gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bekräftigte. "FAZ"-Redakteur Michael Hanfeld kritisierte unterdessen "Eiertänze" der Medien, weil niemand Fremdenhassern oder Rechtsextremen in die Hände spielen wolle. Bei den Berichten schwinge "vor allem ein Misstrauen gegenüber dem Publikum mit, das die von Opfern und Zeugen übereinstimmende Beschreibung der Täter - aus dem nordafrikanischen oder arabischen Raum stammend - in einen falschen Zusammenhang bringen könnte", stellte der Journalist in der Donnerstags-Ausgabe fest.

Auch internationale Medien haben inzwischen über die Vorfälle auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz berichtet. Sowohl das "Wall Street Journal" als auch die "New York Times" stellen einen Zusammenhang zwischen den aggressiven Attacken auf Frauen und der Debatte um Flüchtlinge her. Beiden Blättern war das Thema sogar eine Erwähnung auf ihren Titelseiten wert.