"Think big – anders geht's nicht bei diesem Projekt", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres gleich zu Beginn der Präsentation von "Babylon Berlin" am Mittwoch Vormittag im Berliner Babylon-Kino. Die schiere Größe – verbunden mit einer nicht ganz einfachen Finanzierung – sowie die außergewöhnliche Partnerschaft zwischen ARD und Sky haben dafür gesorgt, dass es von der Idee bis zum Dreh etwas länger dauerte.

Doch nun fällt im April endlich die erste Klappe. 200 Drehtage sind angesetzt. "Wir haben die erstaunliche Zahl von 16 Folgen vor uns, die wir nacheinander drehen werden", so Tom Tykwer, der Showrunner und Regisseur der Serie. Ursprünglich hatten die Partner nur mit acht Folgen geplant. Doch die Fülle des Materials brachte die Produktionsfirma X Filme, Weltvertrieb Beta Film, ARD Degeto und Sky in der Zwischenzeit zur Verdopplung des Volumens auf zwei Staffeln auf einen Schlag.



Gedreht wird in Berlin, Potsdam und Nordrhein-Westfalen. Auf dem Gelände des Studios Babelsberg entstehen aufwändige Kulissenbauten historischer Berliner Straßenzüge. "Babylon Berlin" basiert auf der international erfolgreichen Bestseller-Reihe von Schriftsteller Volker Kutscher und erzählt die Geschichten um Kommissar Gereon Rath, der im Berlin der 1920er-Jahre zwischen Drogen und Politik, Mord und Kunst, Emanzipation und Extremismus ermittelt. Die ersten 16 Folgen entstehen auf Basis des ersten Kutscher-Romans "Der nasse Fisch". Tykwer sitzt gemeinsam mit Hendrik Handloegten und Achim von Borries seit drei Jahren an den Drehbüchern. Alle drei werden auch Regie führen – und denken nach eigenem Bekunden schon über die dritte und vierte Staffel nach.

Auf die Frage nach dem Budget waren bei der Präsentation in Berlin hohe Zahlen zu hören – fürs deutsche Fernsehen ungewöhnlich hohe. "Wir bleiben für die 16 Folgen etwas unterhalb der 40 Millionen Euro – das ist internationales Niveau", so X-Filme-Chef Stefan Arndt. "Pro Stunde landen wir in der obersten Liga, die es so gibt: 2,5 Millionen", fügte Beta-Film-Chef Jan Mojto hinzu. "Werden wir uns international durchsetzen, obwohl wir in deutscher Sprache drehen? Drücken Sie uns die Daumen!" Für sein Vertriebshaus sei "Babylon Berlin" das größte Einzelrisiko in der Firmengeschichte.

Die Erstauswertung liegt – wenig überraschend – im Pay-TV bei Sky Deutschland. Dort werden die ersten beiden Staffeln 2017 laufen. Das Erste zieht 2018 mit der Free-TV-Auswertung nach. "Wir planen eine kompakte Programmierung und denken darüber nach, mehr als eine Folge pro Abend zu zeigen", so ARD-Degeto-Chefin Christine Strobl.

Noch längst sind nicht alle der rund 300 Sprechrollen besetzt, gibt Tom Tykwer zu. Doch die beiden Hauptdarsteller stehen fest und wurden in Berlin vorgestellt: Volker Bruch ("Unsere Mütter, unsere Väter") spielt den Kommissar Gereon Rath, Liv Lisa Fries ("Sie hat es verdient") übernimmt die weibliche Hauptrolle der Charlotte.

Das ehrgeizige Projekt hatte bereits seit Sommer 2014 mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Für Sky war die Ankündigung der ersten eigenen deutschen Serie nach Beteiligungen an mehreren internationalen Koproduktionen ein Meilenstein. Und auch ARD, X Filme sowie Beta Film wurden nicht müde, den wegweisenden Charakter dieser ungewöhnlichen Kooperation zu unterstreichen. Ursprünglich wurde Mitte 2015 als geplanter Termin für den Drehstart der ersten Staffel kommuniziert.

Als über ein Jahr später, im Herbst 2015, noch immer keine Klappe gefallen und keine Besetzung bekannt war, wurden Zweifel an dem Mammutprojekt laut. Prominentester Zweifler war dabei ausgerechnet WDR-Intendant Tom Buhrow, der in der Live-Sendung "ARD-Check" nach einer Aufzählung von geplanten Serien sagte, er habe "Babylon Berlin" extra nicht genannt, weil er gehört habe, dass das Projekt "wackle". Alle Partner inklusive der ARD bemühten sich am nächsten Tag, die Zweifel zu zerstreuen und zu betonen, man gehe von einem Drehbeginn im Frühjahr 2016 aus. Jetzt ist klar, dass es damit tatsächlich hinhaut.