Im Streit um sein Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan will Jan Böhmermann offenbar nicht klein beigeben. Der ZDF-Satiriker steht nach wie vor zu seinem umstrittenen Werk, in dem er Erdogan unter anderem als "Ziegenficker" bezeichnete, und wird daher auch keine Unterlassungserklärung abgeben. Das berichten "Süddeutsche Zeitung" und "Spiegel Online" übereinstimmend.

"Mein Mandant wird keine Unterlassungserklärung abgeben", teilte Böhmermanns Anwalt Christian Schertz dem Anwalt des türkischen Präsidenten mit. Um Mitternacht war eine entsprechende Frist für die geforderte Unterlassungserklärung abgelaufen. "Es ist hierbei offensichtlich übersehen worden, dass das Gedicht nicht solitär verbreitet wurde, sondern in einer Gesamtdarstellung, über das, was in Deutschland erlaubt ist und was nicht", wird Schertz aus seinem Schreiben zitiert.

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" wird ein Prozess vor dem Mainzer Gericht in Folge der nicht erfolgten Unterlassungserklärung damit immer wahrscheinlicher. Erdogan hatte Böhmermann zuvor wegen des in seiner ZDF-Show "Neo Magazin Royale" vorgelesenen Gedichts bei der Staatsanwalt Mainz angezeigt. Längst schon ist aus der kurzen Nummer eine Staatsaffäre geworden, in der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Kritik steht.

Böhmermann selbst hält sich seit einigen Tagen mit öffentlichen Auftritten zurück. Die für Mittwoch geplante Aufzeichnung des "Neo Magazin Royal" ließ er ausfallen und auch seine Radiotalkshow "Sanft & Sorgfältig" wird am kommenden Sonntag erneut nicht stattfinden.

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