Frau Behrends, Zee.One ist seit genau 100 Tagen auf Sendung. Wie lautet Ihr Fazit?

Ich würde sagen: I feel Bolly Good (lacht) Die ersten hundert Tage waren sehr aufregend und spannend. Es ist großartig, einen völlig neuen Sender im deutschen Markt verankern zu können. Spannend ist es auch, weil unsere internen Workflows sicher anders sind als bei einem rein deutschen Unternehmen. Als sehr internationales Unternehmen - das Digital-Team sitzt in LA, unser internationaler Chef sitzt in Dubai, der europäische Chef sitzt in London und das Playout des Senders läuft über Mumbai - hat man viel zu koordinieren.

Gibt es bei so vielen verschiedenen Zeitzonen eigentlich so etwas wie Feierabend oder kommen die eMails rund um die Uhr?

Ich komme ja aus dem Digital-Business und das war bereits eine gute Schule für eine Kommunikation, die rund um die Uhr stattfindet. Bei Magine beispielsweise arbeiteten viele Schweden von zuhause, was auch dazu führte, dass viel Kommunikation außerhalb deutscher Bürozeiten stattfand. Also ist das jetzt nicht neu für mich.

Sie haben den Launch des Senders Ende Juli groß gefeiert in München. Atmet man da dann durch, wenn man den Sender on air gebracht hat?

Ich glaube, das ist eine Frage der Persönlichkeit. Bei mir hat der Start des Senders eher Adrenalin freigesetzt. Außerdem ist unsere Strategie ja ganz auf Wachstum, Wachstum, Wachstum ausgelegt. Deshalb ist Abschalten und Durchatmen auf absehbare Zeit für mich nicht vorgesehen.

Welche Erkenntnisse aus den 100 Tagen haben Sie besonders überrascht?

Unsere beiden Serien „Buddha“ und „Jodha Akbar“ laufen super. Im Schnitt erreichen wir gerade mit „Jodha Akbar“ gerne auch über zwei Prozent Marktanteil bei den 14-49-Jährigen und bei den 20-29-jährigen Frauen haben wir im Oktober sogar auch schon sensationelle 15,7 Prozent erzielt. Im August und September kamen wir gar auf 19 Prozent! Hier erkennt man unser Potential. Auch mit den Tagesmarktanteilen von bis zu 0,4 Prozent sind wir auch sehr zufrieden. Dass die Serien so gut ankommen würden, das haben wir im Vorfeld so nicht erwartet. Deshalb gibt es auch im neuen Jahr neue Folgen.

Lässt sich das Programm denn auf Dauer mit nur zwei Serien bestreiten?

Nein, deshalb starten wir Anfang 2017 auch mit der neuen Serie „Tashan-e-Ishq – Junge Herzen“ und voraussichtlich noch einer weiteren. „Tasan-e-Ishq“ ist eine wunderbare Geschichte rund um die Liebe. Außerdem bauen wir unsere Daytime zum Jahreswechsel um. Morgens nehmen wir ab dem 2. Januar mit „Namaste Yoga“ eine Yoga-Unterrichtsstunde ins Programm, gefolgt von den Serienwiederholungen vom Vortag. Die Erstausstrahlungen unserer Serien laufen künftig nachmittags und um Nachschub brauchen Sie sich nicht sorgen. Von „Jodha Akbar“ sind bereits mehr als 550 Folgen produziert worden (lacht). Die neuen Episoden kommen Ende Januar. Aus ganz pragmatischen Gründen: Sie müssen noch übersetzt werden.

Da dürften Sie vermutlich für den Programmhunger von Zee.One gerade alle verfügbaren Übersetzer beschäftigen, die Hindi auf Deutsch übersetzen können…

Ja, nicht ganz. Denn wir lassen die Bücher zunächst von Hindi auf Englisch übersetzt und dann nochmal von Englisch auf Deutsch. Weil es sonst gar nicht genügend Übersetzer gäbe, um unseren Bedarf für eine direkte Übersetzung zu decken. Wir haben bei Zee.One die ungewöhnliche Herausforderung, wirklich einen enormen Programmstock zu besitzen, allerdings in einer Sprache die in Deutschland nun einmal kaum jemand spricht. Da hält uns das Synchronisieren auf Trab. Und die Synchronstudios haben mit uns auch ihre Freude, denn Deutsch und Hindi sind nicht annähernd lippensynchron. Hindi wird sehr schnell gesprochen.