Im Jahr 2000 wurden Viacom und CBS verschmolzen, im Jahr 2006 dann wieder getrennt - und im kommenden Jahr hätte die On-Off-Beziehung dann womöglich zu einer erneuten Heirat führen sollen - das jedenfalls war bislang der Plan der Redstone-Familie, die über ihre Holding National Amusements die Mehrheit an beiden Medienkonzernen hält. Doch nun haben die Redstones die Führung beider Unternehmen überraschend aufgefordert, die Gespräche - die diese ohnehin nur widerwillig aufgenommen hatten - wieder zu beenden.

Man sei nach einer Analyse der Stärken und Zukunftsaussichten der beiden Unternehmen zu der Erkenntnis gelangt, dass CBS und Viacom alleine besser dastünden, heißt es in einem Brief an den Verwaltungsrat der beiden Unternehmen, der von Firmenpatriarch Sumner Redstone und dessen Tochter Shari unterschrieben ist. Das kommt schon deswegen überraschend, weil Shari Redstone noch im November auf einer Konferenz die Vorteile eines fusionierten Unternehmens anpries, das wegen seiner Größe und der besseren Möglichkeit, alle Zielgruppen auf allen Plattformen anzusprechen, besser dastünde.

Eine Argumentation, die bei den Spitzen von CBS und Viacom beidermaßen nicht auf viel Gegenliebe stieß. Insbesondere bei CBS hatte man Bedenken, sich Viacom als "Klotz" ans Bein binden zu lassen - denn CBS steht unter Les Moonves wirtschaftlich blendend da. Die Werbeeinnahmen sprudeln ebenso wie die Gelder, die von den Netzbetreibern für die Übertragung der Sender kommen. Mit CBS und Showtime hat man schließlich gleich zwei Sender im Angebot, auf die kein Kabelnetzbetreiber verzichten kann. Viacom hingegen hat ein großes Portfolio an Sendern, die ihrerseits aber alle eher klein sind - und durch den Fokus aufs jüngere Publikum auch stärker von der Verlagerung der Bewegtbild-Nutzung weg vom klassischen Fernsehen betroffen sind. Die wichtigsten Sender MTV und Comedy Central hatten zuletzt mit Quotenrückgängen zu kämpfen. Dazu kam, dass das zugehörige Filmstudio Paramount kein gutes Jahr hinter sich hat.

Über die Frage, wie man auf diese Herausforderung reagieren soll, kam es zum Zerwürfnis zwischen Philippe Dauman, der bis September an der Viacom-Spitze stand und Paramount abstoßen wollte, und den Redstones. Dauman wollte im Zuge eines heftigen Machtkampfes dem 93-jährigen Sumner Redstone sogar durch ein Gericht die Geschäftsfähigkeit absprechen lassen, scheiterte jedoch und musste schließlich gehen. Inzwischen steht Bob Bakish an der Spitze von Viacom, nachdem er zuvor fürs internationale Geschäft zuständig war. Ihm trauen die Redstones nun offenbar zu, das Ruder wieder herumzureißen, ohne Viacom und CBS eine Fusion aufzuzwingen, die eigentlich keines der beiden Unternehmen wollte. Die Anleger scheinen allerdings skeptisch: Nach Bekanntwerden, dass es keine Fusion geben wird, sank der Aktienkurs von Viacom um fast 8 Prozent. Die CBS-Aktie startete zwar ebenfalls mit Verlusten, hat inzwischen aber leicht ins Plus gedreht - auch, weil es dort schon die nächsten Fusionsgerüchte gibt. Nun sagt man Verizon Interesse an CBS nach.

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