Weil dem WDR sein "NRW-Duell" zu altbacken wurde, hat der Sender als Nachfolge-Format eine Show entwickelt, in der sich – na, ahnen Sie es schon? – zwei Kandidaten aus NRW duellieren. Gut möglich, dass sich so mancher WDR-Zuschauer die Augen rieb und darüber wunderte, wie muskulös Bernd Stelter doch über Weihnachten geworden ist. Das alles sagt viel darüber aus, wie viel Innovationskraft man der WDR-Unterhaltung zum Start ins Jahr 2017 attestieren kann. Zumal das Quiz regulär bald dort laufen wird, wo der jüngst eingestellte Klassiker "Zimmer frei" über zwei Jahrzehnte hinweg so etwas wie kontrollierte Narrenfreiheit vollzog.

An so etwas ist freilich nicht zu denken, wenn Moderator Marco Schreyl, seines Zeichens gelernter "DSDS"-Entscheidungs-Überbrücker, bei "Zwei für Einen" in diversen Spielrunden wissen möchte, was man beispielsweise unter Bruxismus versteht. Solide spult er das 90-minütige Quiz-Programm ab, befragt die Kandidaten wahlweise nach ihrem Kölner Kiosk oder der Passion zum Achterbahnfahren – und wenn mal ein Durchhänger droht, dann wird sicherheitshalber einfach ein Foto eingeblendet, das die omnipräsente WDR-Haushaltsfee Yvonne Willicks kurz nach dem Aufstehen mit derangierter Frisur zeigt.

 

Ja, auch Yvonne Willicks hat als inoffizielles Maskottchen des Senders einen Platz in der Premieren-Folge von "Zwei für Einen". Sie bildet gemeinsam mit Guido Cantz ebenso wie Lisa Feller und Thorsten Schorn ein Team. Und wann immer die Kandidaten mal auf dem Schlauch stehen, springen die Promis ein. Sofern denn noch ein Joker vorhanden ist, der die doppelte Schützenhilfe erlaubt. Das ist dann aber auch schon der einzige Kniff, der in der neuen Show-Hoffnung des Westdeutschen Rundfunks für etwas Abwechslung sorgen soll.

Zwei für Einen© WDR/Max Kohr

Hinzu kommt, dass die Produktion von Bavaria Entertainment zumindest stellenweise jenen NRW-Bezug vermissen lässt, den das Vorgänger-Format stets auszeichnete. Immerhin wird jedoch zwischendurch pflichtgemäß nach dem Krefelder Bandoneon-Festival oder der Anzahl der Talsperren in Nordrhein-Westfalen gefragt. Echte WDR-Zuschauer sind hier übrigens eindeutig im Vorteil: Wer Rankingshows wie "Die schönsten Talsperren" einst über sich ergehen ließ, dürfte die Antwort problemlos hinausposaunen können.

Auf diese Weise kommt "Zwei für Einen" letztlich als arg unspektakuläres Quiz daher, für das Bernd Stelter streng genommen nicht in den Ruhestand hätte gehen müssen. Hier ein wenig Wumms und Bass, dort ein paar Einblendungen, die aus Schreyls Quiz-Pult fliegen - schon ist der Anstrich fertig, der gefälligst für weitere zehn Jahre den Anschein von Innovationskraft wahren soll. Gut möglich, dass das sogar funktioniert, doch mit dem vor noch gar nicht allzu langer Zeit beschworenen Willen, den WDR ernsthaft zu modernisieren, hat die neue Show bei genauerem Hinsehen nur wenig zu tun.