"Auftrag und Strukturoptimierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im digitalen Zeitalter" - mit diesem Ungetüm sind die Berichte überschrieben, die ARD und ZDF nun an die Rundfunkkommission der Länder weiterleiten werden und in denen sie darlegen, wie sie in den kommenden Jahren Geld einsparen wollen, um einen befürchteten deutlichen Anstieg des Rundfunkbeitrags - derzeit wird er durch angehäufte Rücklagen infolge der Mehreinnahmen durch die Umstellung auf den Rundfunkbeitrag bekanntlich niedriger gehalten als er zur Deckung der Kosten eigentlich sein müsste - zu verhindern.

Dabei kommen beide Sender auf - zumindest auf den ersten Blick - beachtliche Einsparpotentiale. Die ARD schätzt das Gesamteinsparvolumen durch die von ihr vorgeschlagenen Maßnahmen auf 951 Millionen Euro für den Zeitraum 2017 bis 2028 Allerdings entfallen davon allein 336 Millionen Euro auf die Programmverbreitung und sind teils schon in der jetzigen Finanzplanung erhalten. Auch hängen diese Zahlen beispielsweise davon ab, ob die öffentlich-rechtlichen Sender weiter Einspeiseentgelte an die Kabelnetzbetreiber zahlen müssen. Hier gibt es einen Rechtsstreit, nachdem ARD und ZDF die Zahlungen eingestellt haben - doch ob sie damit durchkommen ist keinesfalls sicher. Falls nicht, entstehen nach ARD-Angaben jährlich Kosten im mittleren einstelligen Millionenbereich, die die prognostizierten Einsparungen obsolet machen. Auch die Frage, ob und wann es zu einer SD-Abschaltung via Satellit oder einer UKW-Abschaltung und Konzentration auf DAB+ kommt, steht in den Sternen.

Und damit zum anderen Teil: 588 Millionen Euro Einsparungen will man durch 20 Strukturprojekte einsparen, die im Detail im Bericht aufgeschlüsselt sind, der allerdings erst am Montag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Es gehe um die einheitliche IT-Infrastruktur, die standardisierte Software in der Verwaltung, das crossmediale Mediendatensystem zur vereinfachten Archivierung, die (Teil-)Automatisierung bei Sendeabwicklung oder bei der Produktion von Großereignissen, die gemeinsame technische Plattform für unsere digitalen Produkte sowie der konsequente Ausbau der Crossmedialität in allen Studios und Redaktionen. Zudem wolle man stärker mit dem ZDF und dem Deutschlandradio kooperieren: elf der 20 Projekte sind gemeinsam mit dem ZDF geplant, 15 gemeinsam mit dem Deutschlandradio. Zusätzlich erwartet man weitere Einsparungen aus dem Systemwechsel bei der Altersversorgung, die bis 2024 für Entlastungen um einen hohen dreistelligen Betrag sorgen sollen.

Das ZDF bezieht sich auf den Zeitraum 2021 bis 2028 und möchte hier insgesamt 270 Millionen Euro einsparen. Es handelt sich auch hier um eine aufsummierte Zahl für den gesamten Zeitraum, pro Jahr sind es also knapp 34 Millionen Euro. Vorgesehen sind Auslagerungen oder Abbau bei einzelnen infrastrukturellen Services (z.B. Kfz-Service, Hausdruckerei). Im Bereich der IT ist zur Datensicherung bereits eine Kooperation mit dem Informations-Verarbeitungs-Zentrum (IVZ) von ARD und Deutschlandradio fixiert. Außerdem wurde das Endgerätemanagement an einen Dienstleister vergeben. Es wird zudem untersucht, die Rechenzentrumsleistungen des ZDF künftig an einen externen Dienstleister zu übertragen.

Auch das ZDF will natürlich zudem durch die Kooperationen mit der ARD sparen. Als Beispiel nennt man die im nächsten Jahr beginnende gemeinsame Produktion der "Mittagsmagazine" der beiden Sender. Das ZDF legt in diesem Zusammenhang auch die Redaktionen von Morgen- und Mittagsmagazin zusammen. Das ZDF weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass man schon seit 2012 Personal abbaue, bis Ende 2020 werde der Personalbestand aufgrund der Vorgaben durch die KEF um rund zehn Prozent sinken. Bellut warnt hier: "Der massive Personalabbau hat spürbare Wirkungen auch für die Programmbereiche und geht an die Grenze des Möglichen."

Erste Reaktionen der Politik auf die Vorschläge der Sender haben die Kollegen von Zapp gesammelt.

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