Gut zwei Wochen bevor die Ministerpräsidenten zu ihrer Quartalskonferenz zusammenkommen, hat sich der "Spiegel" unter der Überschrift "Die unheimliche Macht - Wie ARD und ZDF Politik betreiben" ausführlich mit dem öffentlich-rechtlichen System beschäftigt - und dabei nicht an Kritik gespart. Im Zuge dessen regen die Autoren etwa einen "neuen Gesellschaftsvertrag" an, in dem der Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen für die Zukunft neu definiert werden soll. Tenor: ARD und ZDF sollen den Print-Medien den Textjournalismus im Internet überlassen. Am Montag folgte nun eine mit dem schlichten Wort "Zerrspiegel" überschriebene Stellungnahme der ARD, in der man den Bericht als "simple Schmähkritik" bezeichnet.

Freilich wird das eigene Online-Engagement, das seit Jahren für Streit mit den Velegern sorgt, im Zuge dessen verteidigt. "Es ist nicht das erste Mal, dass Printjournalisten der Ansicht sind, ihnen gehöre publizistisch das Internet", heißt es darin. Und weiter: "Doch das Netz ist konvergent, ein Schmelztiegel aller Kommunikationsgattungen, Text, Foto, Grafik, Video, Audio, Foren und ein Tummelplatz für Fake News und Hasskommentare." Quasi als Beleg verweist die ARD auf ein Essay, in dem "Spiegel Online"-Chefredakteurin Barbara Hans vor zwei Monaten ausführlich darstellte, das Digitalisierung in der Kombination verschiedener Medien "etwas originär Neues" schaffe.

"Gilt das nach zwei Monaten nicht mehr im Spiegel-Verlag?", fragt die ARD und verteidigt ihr Vorgehen: "Die Redaktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben das Privileg, politisch und wirtschaftlich frei und unabhängig arbeiten zu können. Das tun sie in Bild, Video, Audio - und Text. Wer das vierzehn Tage vor der Ministerpräsidentenkonferenz zur Abschaffung empfiehlt und gleichzeitig die große Frage stellt, wie in Zukunft in diesem Land über dieses Land kommuniziert werden soll, schränkt die wichtige Antwort ein – oder handelt aus ganz anderen, möglicherweise wirtschaftlichen, Interessen."

Zugleich kritisieren die ARD-Verantwortlichen, dass der "Spiegel" das Radioangebot der ARD "gleich ganz außer Betracht" gelassen habe, obwohl man gerade dort viele jüngere Menschen erreiche. "Aber das passt nicht in das vom 'Spiegel' bemühte Bild", mutmaßt der Senderverbund, der auch die Kritik an der Kooperation von NDR und WDR mit der "Süddeutschen Zeitung" nicht nachvollziehen kann. Den Vorwurf, der Rechercheverbund führe zu einer Subventionierung der "SZ" durch Gebührengelder, kontert die ARD: "Dass dieser Rechercheverbund, der übrigens oft genug mit seinen Enthüllungen auch die Schlagzeilen der Zeitungen befeuert, vom ehemaligen Spiegel-Chefredakteur angeführt wird, verschweigen die Autoren. Vielleicht ist es ihnen ja auch entgangen, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Verlage längst in einer Vielzahl von Kooperationen erfolgreich und zum beiderseitigen Nutzen zusammenarbeiten.

Der Vorschlag des "Spiegel", dem Publikum eigene Angebote zu machen, in denen extra für Sport, Opern oder Krimis bezahlt werden muss, klinge indes "wie Satire und ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die das Prinzip eines gemeinsamen, ökonomisch unabhängigen und solidarisch getragenen Rundfunks ablösen wollen durch ein Pay-TV für Zielgruppen, die es sich leisten können", heißt es von Seiten der ARD - ergänzt um eine vergiftete Anspielung auf einen Zusatz im Text: "Damit der gut situierte Zuschauer sich umworben und ernst genommen fühlen darf."