Walt Disney kauft einen Großteil von Rupert Murdochs 21st Century Fox. Wie beide Unternehmen am Donnerstag mitteilten, bezahlt der Unterhaltungskonzern dafür 52,4 Milliarden US-Dollar in Aktien. Hinzu kommen weitere 13,7 Milliarden Dollar Schulden, die Disney übernimmt, sodass sich das gesamte Volumen des Deals auf 66,1 Milliarden US-Dollar beläuft. Teil des Pakets sind das traditionsreiche Hollywood-Studio Twentieth Century Fox sowie das Kabel- und das internationale Fernsehgeschäft. Alleine dadurch bekommt Disney auf einen Schlag 350 Sender in 170 Ländern, darunter FX Networks und National Geographic.

Mit Blick auf den deutschen Markt besonders spannend ist die jedoch Tatsache, dass Disney durch den Deal ganz nebenbei auch beim Pay-TV-Konzern Sky einsteigt - und damit Zugang zu 23 Millionen Haushalten in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Irland und Italien erhält. Zunächst handelt es sich dabei um 39 Prozent der Anteile, doch vor dem Abschluss der Transaktion wird erwartet, dass 21st Century Fox versuchen wird, die geplante Übernahme der restlichen 61 Prozent, die man noch nicht besitzt, abzuschließen. Die entsprechenden Verhandlungen ziehen sich bereits seit geraumer Zeit in die Länge. Welche Strategie der Micky-Maus-Konzern bei Sky verfolgen wird, dürfte perspektivisch also durchaus interessant werden.

Strategisch wichtig ist für Disney aber auch die Übernahme der 30-prozentigen Fox-Anteile am US-Streamingportal Hulu, woran der Konzern jetzt schlagartig die Mehrheit hält. Genau das dürfte gut in die Disney-Strategie passen, immerhin hat Disney angekündigt, auf dem schon jetzt hart umkämpften Streaming-Markt künftig eine größere Rolle einnehmen zu wollen. Die nun geschlossene Vereinbarung bietet Disney zudem die Möglichkeit, die Marken "X-Men", "Fantastic Four" und "Deadpool" mit der Marvel-Familie unter einem Dach zu vereinen. Auch mit "Avatar" dürfte der Konzern in Zukunft Größeres vorhaben.

"Die Übernahme dieser erstklassigen Unternehmen von 21st Century Fox spiegelt die steigende Nachfrage der Verbraucher nach einer großen Vielfalt an Unterhaltungserlebnissen wieder, die überzeugender, zugänglicher und bequemer zu nutzen sind als je zuvor", sagt Robert A. Iger, Chairman und Chief Executive Officer bei The Walt Disney Company, der bis 2021 an der Spitze des Unternehmens bleiben soll. “Wir fühlen uns geehrt und dankbar, dass Rupert Murdoch uns die Zukunft von Unternehmen anvertraut hat, die er sein ganzes Leben lang aufgebaut hat."

Internationale Reichweite wird ausgebaut

Gleichzeitig zeigte sich Iger erfreut über die "außergewöhnliche Gelegenheit, unser Portfolio mit beliebten Franchises und Marken erheblich zu erweitern, um unser wachsendes Direct-to-Consumer-Angebot auszubauen". Der Deal werde auch die internationale Reichweite erheblich erweitern und es Disney ermöglichen, "mehr Weltklasse-Storytelling und innovative Vertriebsplattformen für mehr Verbraucher in Schlüsselmärkten auf der ganzen Welt anzubieten", so der Disney-Boss in einem Statement.

Für Rupert Murdoch endet dagegen der jahrzehntelange Aufbau seines Imperiums. “Wir sind sehr stolz auf alles, was wir bei 21st Century Fox aufgebaut haben, und ich bin fest davon überzeugt, dass diese Kombination mit Disney noch mehr Wert für die Aktionäre freisetzen wird, da das neue Disney weiterhin das Tempo in einer aufregenden und dynamischen Branche vorgibt”, sagte der Executive Chairman von 21st Century Fox. "Außerdem bin ich überzeugt, dass diese Kombination unter Bob Igers Führung eines der größten Unternehmen der Welt sein wird. Ich bin dankbar und ermutigt, dass Bob zugestimmt hat, weiterzumachen, und bestrebt ist, mit einem kombinierten Team, das seinesgleichen sucht, voranzuschreiten."

Nicht zum Deal gehören übrigens der Nachrichten- und Sportbereich. So sollen das Broadcasting-Netzwerk und die Sender Fox News Channel, Fox Business Network, FS1, FS2 und Big Ten Network im Gegenzug in ein neu gelisteten Unternehmen ausgegliedert werden, heißt es in der Mitteilung. Noch steht die Vereinbarung unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Zuvor hatte sich auch der US-Kabelkonzern Comcast für Teile des Geschäfts von 21st Century Fox interessiert. Vor wenigen Tagen hatte man jedoch die Gespräche mit Murdoch beendet.