Die bereits vor knapp zwei Monaten im Kinderkanal ausgestrahlte Dokumentation "Schau in meine Welt - Malvina, Diaa und die Liebe" über die Beziehung eines deutschen Mädchens zu einem syrischen Flüchtling erhitzt in diesen Tagen die Gemüter und wird vor allem in sozialen Netzwerken breit diskutiert. Fast 25 Minuten lang erzählt der Film auf einfühlsame Weise von ihrer Liebe und den kulturellen Unterschieden, mit denen Malvina und Diaa klarkommen müssen - und obwohl die Produktion des Hessischen Rundfunks ohne Kommentar auskommt, werden die Probleme, die die Beziehung unübersehbar mit sich bringt, keineswegs ausgespart.

Im Gegenteil: Die Eltern des Mädchens äußern die Sorge, dass ihr Freund sie dazu bringen könnte, ein Kopftuch zu tragen - ein Wunsch, den Diaa tatsächlich äußerte, den Malvina aber ablehnte, wie sie erzählt. Offen spricht das Mädchen jedoch von Kompromissen, die sie für die Beziehung eingehe, etwa indem sie auf das Tragen knapper Kleidung verzichtet oder kein Schweinefleisch mehr isst. Dass sich der Kika nun massiver Kritik ausgesetzt sieht, hängt jedoch vorwiegend mit dem Alter des männlichen Protagonisten zusammen. Das wurde in einem Begleittext zur Sendung nämlich zunächst mit 17 angegeben.

Dabei handelte es sich allerdings offensichtlich um einen Fehler - tatsächlich soll Diaa bereits 19 Jahre alt sein, womit der 2015 aus Aleppo geflüchtete Syrer drei Jahre älter wäre als die 16-jährige Malvina. Der Wirbel um die Kika-Doku wird befeuert durch einen Mordfall im rheinland-pfälzischen Kandel. Vor wenigen Tagen hatte ein afghanischer Flüchtling seine 15-jährige deutsche Freundin erstochen - inzwischen gibt es allerdings Zweifel an der Darstellung, wonach auch der Täter erst 15 sei, woraufhin eine Debatte über medizinische Zwangstests bei minderjährigen Asylbewerbern entfachte.

Kika entschuldigt sich für Fehler

Die falsche Altersangabe durch den Kika ruft nun Kritiker wie den AfD-Bundestagsabgeordneten Dirk Spaniel auf den Plan, der die Dokumentation als "unerträgliche und gefährliche Propaganda der Staatsmedien" bezeichnet. "Der Film ist eine unverantwortliche Manipulation und Indoktrination Minderjähriger", schimpfte er auf Facebook. Angesichts solch schwerer Geschütze wirkt die Korrektur des Kinderkanals eher ungeschickt: Im Begleittext wurde Diaas Alter inzwischen geändert, doch eine Erklärung findet sich dort nicht. Stattdessen ist am Ende lediglich von einer "Aktualisierung der Redaktion" die Rede.

Dabei erklärt der Kika den Fehler durchaus - wenn auch nicht auf seiner Website. "Entschuldigen wollen wir uns für einen Fehler in Bildunterschriften: Im Film wird über Malvinas Alter (zum Zeitpunkt des Drehs 16 Jahre) gesprochen, nicht aber über Diaas", heißt es in einem Statement des Senders zu der Produktion, die online noch immer abrufbar ist. "Recherche und Drehbeginn für die Dokumentation lagen am Beginn 2017. Diaa war zu der Zeit 19 Jahre alt. Als er und Malvina sich kennen lernten, war er 17 Jahre alt. Dass dieses Alter dann in Bildunterschriften auftauchte, ist irreführend, wir haben das mittlerweile korrigiert."

Fraglich bleibt am Ende, ob der große Teil der Kika-Zielgruppe der 3- bis 13-Jährigen die angesprochenen Probleme in der Beziehung zwischen Malvina und Diaa einzuordnen weiß. Der Kika verteidigt jedoch das Vorgehen. "'Schau in meine Welt‘ ist eine Dokumentations-Reihe und erzählt Geschichten konsequent aus der Sicht von Protagonistinnen und Protagonisten. Es geht darum, möglichst authentisch ihre Innensicht zu zeigen und die Welt aus ihrer Sicht zu erzählen", heißt es. "Dieses Genre schließt eine direkte Kommentierung oder Einordnung von außen aus, aber natürlich kann Kika die Darstellung dieser Geschichte als Innensicht journalistisch vertreten."