Für mehr als 18 Milliarden Euro will Vodafone den Kabelnetzbetreiber Unitymedia und dessen Landesgesellschaften in Tschechien, Ungarn und Rumänien übernehmen (DWDL.de berichtete). Das stößt nicht nur dem Mitbewerber Telekom sauer auf, wo man den Deal um jeden Preis verhindern will. Zuletzt wurde das Vorhaben auch vom Privatsender-Verband VPRT deutlich kritisiert. Deren Vorsitzender Hans Demmel erklärte, der angekündigte Kauf sei "keine gute Nachricht für die deutschen Sender". Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter hat sich nun in einem Interview mit der "Welt" zu Wort gemeldet und sich gegen die Kritik gewehrt.

"Wir bauen kein neues Monopol. Wir fordern das alte Monopol heraus", sagt Ametsreiter auf die Kritik, es würde ein marktbeherrschendes Unternehmen entstehen. Die meisten Deutschen würden ihr Fernsehen ohnehin über Satellit empfangen. "Wir sind daher weder marktdominant, noch kommen wir auch nur in die Nähe eines Monopols." Über die zahlreichen Kritiker sagt Ametsreiter, dass einige von ihnen dadurch ihre Verhandlungsposition stärken wollen. "Manche verkraften es auch nicht, dass mehr Wettbewerb entsteht. Man sollte besser abwägen, was gut für das Land statt für einzelne Unternehmen ist." In Richtung Telekom sagt der Vodafone-Chef: "Mein Vorschlag wäre, nicht zu jammern, sondern selber zu investieren."

Kommt es tatsächlich zur Übernahme von Unitymedia durch Vodafone, entsteht damit nach langer Zeit wieder ein bundesweiter Kabelnetzbetreiber. Vodafone könnte nach Abschluss des Deals in ganz Deutschland Mobilfunk, Fernsehen und Breitband im Paket anbieten. "Dass die Telekom das nicht gut findet, kann ich mir vorstellen", so Ametsreiter im "Welt"-Interview.

In den nächsten sechs bis zwölf Monaten werde es erst einmal keine Veränderungen für die Verbraucher geben, so Ametsreiter. So lange werden die Behörden vermutlich brauchen, um den Deal zu prüfen. "Danach sehen unsere Planungen vor, bis 2022 zwei Drittel aller Haushalte in Deutschland mit Gigabit-Geschwindigkeit zu versorgen." Details zu künftigen Preisen will der Vodafone-CEO keine nennen.

Auf die Frage, was mit der Marke Unitymedia passiert, liefert Ametsreiter keine eindeutige Antwort. Bei Bündelangeboten könne es sinnvoll sein, die "starke Marke Vodafone" zu nutzen. Für weitere Bereiche müsse man noch besser verstehen, "wie die Marke Unitymedia" funktioniert. Auch einen Stellenabbau kann der Vodafone-Chef nicht ausschließen: "Überall dort, wo doppelte Funktionen vorhanden sind, muss man natürlich diese Überlegungen anstellen. Aber unsere zusätzlichen Investitionen führen natürlich auch dazu, dass wir an anderer Stelle mehr Mitarbeiter für den Ausbau brauchen."