Vertikale Integration - das ist in den letzten Jahren das Zauberwort der US-Networks. In Zeiten immer weiter fallender Zuschauerzahlen sind bei der Finanzierung von Serien die Erlöse, die durch die Zweitverwertung bei Streaming-Partnern wie Netflix, Amazon oder Hulu, bei Kabelsendern und durch internationale Verkäufe ins Ausland obendrauf kommen, immer wichtiger. Weil dieses Geld aber nicht bei den beauftragenden US-Networks ankommt, sondern bei den Hollywood-Produktionsstudios, achten die Networks inzwischen sehr darauf, dass ihre Serien vom Schwester-Studio aus dem gleichen Konzern kommen. Im Umkehrschluss laufen Serien von externen Produktionsstudios Gefahr, selbst bei noch mittelmäßigen Quoten abgesetzt zu werden.

So geschehen ist das im vergangenen Jahr bei der Sitcom "Last Man Standing" bei ABC. Die Geschichten rund um Tim Allen in einem sonst nur aus Frauen bestehenden Haushalt schlugen sich sechs Staffeln lang am Freitagabend sehr ordentlich, wurde aber von 21st Century Fox zugeliefert. Als ABC sich entschied, den Freitags-Sitcom-Block aufzulösen, wurde "Last Man Standing" aber nicht etwa auf einen anderen Sendeplatz geschoben, sondern gleich mit beendet - damals eine der überraschendsten Entscheidungen überhaupt.

Doch nach einem Jahr Pause feiert Tim Allen mit "Last Man Standing" nun Wiederauferstehung. Fox hat angekündigt, für die nächste Season eine siebte Staffel produzieren zu lassen. Network und Produktionsstudio sind damit nun unter einem Dach - noch. Denn bekanntlich soll 21st Century Fox aufgeteilt werden: Sofern der geplante Deal mit Disney klappt (Comcast hat unlängst ein Gegengebot abgegeben), käme es zu der kuriosen Situation, dass künftig Disney die Serie für das Network Fox (das Disney aus kartellrechtlichen Gründen nicht mit übernehmen will) produziert, also genau die umgekehrte Situation wie noch im vergangenen Jahr.

Während Fox bei "Last Man Standing" der Retter in der Not ist, rief man mit der am Donnerstag verkündeten Absetzung von "Brooklyn Nine-Nine" selbst Entrüstung hervor: Die schräge Polizei-Sitcom über das fiktive 99. Revier in Brooklyn kann insbesondere beim jungen Publikum auf eine treue Anhängerschaft bauen - die allerdings häufig nicht linear schaut, sondern erst zeitversetzt oder auf Abruf. Als Fox am Freitag die Absetzung von "Brooklyn Nine-Nine" bekanntgab, rief das umgehend große Fan-Proteste hervor, der Appell, die Serie zu erhalten schaffte es direkt zum weltweiten Trending Topic auf Twitter - was schon bemerkenswert ist, weil in diesen Tagen Entscheidungen über Aus oder Fortsetzung im Dutzend fallen.

Das rief umgehend mehrere Interessenten auf den Plan: Hulu, das die Streaming-Zeitverwertungsrechte besitzt, wurde ebenso gehandelt wie TBS, das die Serie im Kabelfernsehen auswertet. Auch Netflix wurden Ambitionen nachgesagt. Nachdem Hauptfavorit Hulu doch abgewunken hat, trat nun das Network NBC auf den Plan, um "Brooklyn Nine-Nine" zu retten und hat eine 13 Folgen umfassende sechste Staffel bestellt. Auch hier ist es wieder die Tatsache, dass die Produktion von den Universal Studios, also aus dem gleichen Konzern kommt, die NBC diese Entscheidung deutlich leichter gemacht hat. Schon an diesen beiden Episoden lässt sich also gut ablesen: Auch in diesem Jahr werden die Upfronts, bei denen die Networks in den nächsten Tagen ihr Programm für den Herbst vorstellen, vor allem wieder im Zeichen der vertikalen Integration stehen.