Von einem "beispiellosen Eingriff in die Pressefreiheit" hat die ARD Ende der vergangenen Woche gesprochen, als bekannt wurde, dass der Journalist Hajo Seppelt nicht nach Russland zur Fußball-WM reisen darf (DWDL.de berichtete). Die Behörden verweigern ihm das nötige Visum, Seppelt stehe auf einer Liste der in Russland "unerwünschten Personen", hieß es von der ARD. Nun macht sich Angela Merkel für Seppelt stark.

Die Bundesregierung halte "die Maßnahme der russischen Behörden, Herrn Seppelt das Visum für ungültig zu erklären, für falsch", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Wenn Russland die Pressefreiheit "so offensichtlich vor den Augen der Welt" beschneiden würde, tue das dem WM-Gastgeber nicht gut, so Seibert. Auch das Auswärtige Amt forderte ein Umdenken. "Wir setzen uns nachdrücklich dafür ein, dass diese Entscheidung revidiert wird", sagte Sprecherin Maria Adebahr. Merkel selbst hat nun ein Visum für Seppelt gefordert und appellierte an Moskau, die Einreise des Journalisten zu ermöglichen.

Seppelt berichtet seit Jahren über russische Dopingfälle und brachte mit seinem Film "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" den russischen Dopingskandal ins Rollen. Seppelt sagte nach Bekanntwerden des verweigerten Visums: "Offenkundig hat die Aufdeckung des Staatsdoping-Systems so große Tragweite, dass Russland glaubt, solche Maßnahmen ergreifen zu müssen." Auch der DFB stellte sich hinter Seppelt, DFB-Präsident Reinhard Grindel sagte, er habe volles Vertrauen, dass die Fifa ihren Einfluss geltend mache, damit Seppelt doch noch ungehindert nach Russland reisen könne.

Auch die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse hat sich inzwischen in der Sache zu Wort gemeldet und freie Berichterstattung gefordert. "Wir fordern den Veranstalter der WM, den Weltfußballverband Fifa, auf sich eindeutig zu positionieren und sich dafür einzusetzen, dass Hajo Seppelt wie alle anderen Berichterstatter uneingeschränkten Zugang zur WM erhält." Es liege in der Verantwortung der Fifa, "ihre russischen Partner dazu zu bewegen, die Pressefreiheit umfassend sicherzustellen".