Nach der außergerichtlichen Einigung mit dem WDR hat der ehemalige Fernsehfilmchef Gebhard Henke vor wenigen Tagen in einem Interview mit der "Zeit" scharfe Kritik am WDR geübt und darin die Vermutung geäußert, der WDR habe an ihm ein Exempel statuieren wollen. Zugleich beschuldigt er seinen ehemaligen Arbeitgeber, anonyme Anschuldigungen gegen ihn übernommen zu haben, ohne diese geprüft zu haben. Gegen diese Kritik hat sich WDR-Intendant Tom Buhrow jetzt wiederum zur Wehr gesetzt.

"Beide Seiten bestehen auf ihre Rechtspositionen. Wir sind da mit uns im Reinen", erklärte Buhrow im "Hamburger Abendblatt" auf die Frage, warum der WDR die Sache nicht vor Gericht durchgezogen habe. "Wir vermeiden einen langwierigen Prozess und ersparen es einigen Zeuginnen vor Gericht aufzutreten. Aber wir hätten keine Angst vor der gerichtlichen Auseinandersetzung gehabt."

Buhrow betonte, man habe selbst mit den Frauen, die Vorwürfe erhoben, gesprochen. "Das ist nicht über Dritte oder Vierte gekommen." Man habe sich also selbst ein Urteil über die Glaubwürdigkeit bilden können. "Nur deshalb haben wir die Kündigung ausgesprochen. Wir sind uns sehr sicher, dass die Anschuldigungen der Frauen zutreffen." Im "Hamburger Abendblatt" ermutige der Intendant außerdem noch einmal betroffene Frauen dazu, ihre Anonymität aufzugeben. "Ich und der WDR als Ganzes tun alles, um diese Frauen zu ermutigen, sich uns anzuvertrauen. Was immer es da an Sorgen gibt - sie sind unberechtigt."

Dass ein Redakteur vor seiner Amtszeit ermahnt wurde, weil er Fälle der sexuellen Belästigung aufklären wollte, bezeichnete Buhrow rückblickend als "nicht glücklich". Kritik an der heutigen Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios Tina Hassel und dem derzeitigen Fernsehdirektor Jörg Schönenborn, die die Ermahnung veranlasst haben sollen, äußert der WDR-Intendant jedoch nicht und verweist stattdessen auf die Untersuchung der internen Vorgänge durch Monika Wulf-Mathies. Mit Ergebnissen rechnet Buhrow noch in diesem Sommer.

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