Herr König, Sie haben mehr als zwei Jahrzehnte zusammen mit Niki Lauda für die Formel 1 bei RTL vor der Kamera gestanden. Was geht in Ihnen am Tag nach seinem Tod vor?

Mir war bewusst, dass Nikis Gesundheitszustand nicht unproblematisch war, aber der Zeitpunkt seines Todes hat mich doch überrascht. Ich empfinde große Traurigkeit, weil wir mehr als 20 Jahre lang vor der Kamera verbunden waren, aber eben auch weit darüber hinaus. Die Zeit mit ihm habe ich als wahnsinnig bereichernd empfunden.

Was empfanden Sie, als Sie ihm zum ersten Mal begegnet sind?

Ich hatte die Hosen voll. Ich bin ihm am Nürburgring begegnet und habe wegen all seiner sportlichen Erfolge ehrfurchtsvoll zu ihm aufgeschaut. Aber er nahm mir relativ schnell den Wind aus den Segeln und sagte: "Servus, ich bin der Niki." Er hatte nur eine Regel, ließ er mich wissen: "Du stellst die Fragen und ich gebe die Antworten. Wenn du dich daran hältst, dann haben wir kein Problem." So haben wir es gemacht und das hat uns über 20 Jahre sehr gut miteinander arbeiten lassen. Ich habe nie versucht, seinen Experten-Status in Frage zu stellen oder schlauer zu sein als er. Gleichzeitig wollte Niki vorher nie wissen, welche Fragen ich ihm stelle. Es gab nie Tabus.

Aber Niki Lauda konnte auch aufbrausend werden, hört man.

Na klar, natürlich war Niki nicht immer perfekt und gerecht. Eine seiner großen Stärken war es allerdings, dass er immer zugeben konnte, wenn er daneben lag. Aber wenn ich die gemeinsame Zeit bilanziere, dann gab es kaum echte Probleme. Das war nahezu immer unproblematisch und harmonisch.

Woher rührten Laudas Rastlosigkeit und der ständige Antrieb, nicht aufgeben zu wollen?

Das ist eine große Frage, die ich mir auch immer gestellt habe, weil ich in diesem Punkt festgestellt habe, wie unterschiedlich wir sind. Im Gegensatz zu ihm habe ich überhaupt kein Problem damit, faul zu sein und in der Hängematte zu liegen. Niki wollte das nie. Wenn er zu einer Sendung kam, war seine erste Frage immer: "Wann kann ich wieder weg?" Das fand ich am Anfang ein bisschen verstörend, aber das war keineswegs so zu verstehen, dass er nicht bei uns sein wollte – es ging ihm einfach um Effizienz. Wenn er wusste, dass wir um 16:20 Uhr aufhören, konnte er fünf Minuten später zum Flughafen aufbrechen, um 17 Uhr abheben und zwei Stunden später in Wien den nächsten Termin wahrnehmen. Das hat mich hochgradig fasziniert, denn Niki war ein absoluter No-Bullshit-Man und lange Sitzung waren für ihn ein absoluter Horror. Er war immer auf den Punkt, alles musste schnell gehen. Selbst wenn er mit Politikern und Geschäftspartnern sprach, gab es kein Geplänkel.

"Niki war ein großartiger Kindskopf."
Florian König

Welche gemeinsamen Momente bleiben Ihnen rückblickend in besonderer Erinnerung?

Es gab nicht den einen Moment. Es sind die normalen Begegnungen, die mir in Erinnerung bleiben. Oft haben wir freitags zusammen das Freie Training geschaut, Kaffee getrunken und miteinander geredet. Niki war ja ein großartiger Kindskopf, der für jeden Blödsinn zu haben war und sich über die dümmsten Witze beömmeln konnte. Natürlich bleiben auch meine erste Begegnung, die vielen Siege von Michael Schumacher oder Sebastian Vettel und der Moment, in dem er mich mit seinem Rückzug überrascht hat. Vor allem aber bleibt diese menschliche Ebene, die ich nicht vergessen werde.

Hatten Sie an jenem Tag im November 2017 wirklich gar nichts geahnt, als Lauda ihnen vor laufender Kamera offenbarte, dass er als Experte aufhören wird?

Im Vorfeld habe ich mich mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass das irgendwann auseinandergehen kann, aber dass er mir diese Ankündigung derart vor die Brust haut, hat mich völlig überrascht. Auf der anderen Seite war es eine typische Lauda-Aktion und im Nachhinein war es perfekt so, wie er es gemacht hat. Er hat den absolut richtigen Zeitpunkt gefunden.

Haben Sie später noch einmal mit ihm darüber gesprochen?

Oft. Hinterher hat er sich nicht entschuldigt, aber er hat mir erklärt, dass er vorher einfach niemanden in seinen Plan einweihen konnte. Letztlich passte die Aktion gut zu dem, was wir uns vorgenommen haben – dass wir uns und unsere Zuschauer auch mal überraschen. Solche nicht immer perfekten Momente sind doch auch für das Publikum die interessantesten. Dass mir damals die Worte fehlten, damit kann ich gut leben.

Niki Lauda war bis zuletzt im Rennzirkus aktiv. Was wird der Formel 1 ohne ihn fehlen?

Es fehlt so etwas wie ein Kompass oder ein Seismograf, der schnell erkennt, woher der Wind kommt und wo sich vielleicht etwas in die falsche Richtung entwickelt. Niki hinterlässt eine sehr große Lücke.

Herr König, vielen Dank für das Gespräch.

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