Andreas Babler © Parlamentsdirektion/Thomas Topf Andreas Babler
In den vergangenen Tagen ist viel über die mediale Berichterstattung nach dem Amoklauf von Graz diskutiert worden. Etliche Medien sind für ihre Arbeit kritisiert worden. Auch Medienminister Andreas Babler (SPÖ) schaltete sich ein und erklärte, in der Berichterstattungen seien "viele äußerst bedenkliche bis hin zu verstörenden Handlungen seitens österreichischer Medien gesetzt worden". Babler wies darauf hin, dass Opfer gezeigt, Zeugen belagert und Unbeteiligte verunglimpft wurden. "Die Würde der Betroffenen musste der Sensationslust der Medien weichen." In den kommenden Wochen wolle er Expertinnen und Experten zum Austausch an einen Tisch bringen, um die Berichterstattung zu analysieren und "weitere Schritte daraus abzuleiten", so der Medienminister. Ziel sei es, Maßnahmen zu erarbeiten ("wenn nötig auch gesetzliche"), die diese Form der Berichterstattung in Zukunft verhindern, so Babler. Beim Presserat sind derweil mehr als 100 Beschwerden zur Berichterstattung verschiedener Medien eingegangen. 

In Zentrum der Debatte stand nicht ein einziges Medium, sondern mehrere. Kritik an der Art der Berichterstattung gab es einerseits an Boulevardmedien wie "Kronen Zeitung" und oe24.at, aber auch der rechte Verschwörungssender Auf 1 wurde kritisiert, weil er teilweise Videos des Amoklaufs zeigte und dazu noch mit dramatischer Musik unterlegte. Das Nachrichtenmagazin "Profil" veröffentlichte unter dem Titel "Daheim beim Attentäter" eine Geschichte und verteidigte die Vorgehensweise später. Der ORF hat zwar auf Bewegtbilder verzichtet, die während des Amoklaufs aufgenommen worden sind, aber auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk stand in der Kritik. In einer Nachrichtensendung wurden Aufnahmen vom Wohnhaus des Attentäters gezeigt, kurz darauf entfernte man sie aus der Mediathek, da offenbar auch eine Hausnummer zu erkennen war. Der ORF sprach bereits von einem Fehler

© ORF/Thomas Ramstorfer
Nachdem sich bereits zwei Publikumsräte des ORF aus dem Gremium zurückziehen mussten, weil sie dort eigentlich nichts zu suchen haben, standen in der vergangenen Woche zwei weitere Mitglieder unter dem Verdacht der Unvereinbarkeit (DWDL.de berichtete). Und tatsächlich haben sich Gertrude Aubauer und Beatrix Karl jetzt zurückgezogen und ihre Ämter zurückgelegt. Im Falle von Aubauer war das zusätzlich mit Spannung beobachtet worden, weil sie vom Publikumsrat auch in den mächtigeren Stiftungsrat entstand wurde. Auch dort sitzt sie entgegen früherer Erwartungen nun nicht. 

ORF Stiftungsrat © ORF/Roman Zach-Kiesling
Am Dienstag hat sich nun der ORF-Stiftungsrat neu konstituiert - und aufgrund des Rückziehers von Gertrude Aubauer waren vorerst nur 34 von 35 Mitgliedern mit dabei. In der konstituierenden Sitzung ist dennoch Heinz Lederer zum Vorsitzenden gewählt worden, er gehört seit vielen Jahren dem Gremium an und wurde von der SPÖ entsandt. Seine Wahl war erwartet worden, Lederer erhielt 32 Stimmen. Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates ist Gregor Schütze und damit der Sprecher des ÖVP-Freundeskreises. Generell sind SPÖ und ÖVP im neuen Stiftungsrat in etwa gleich stark, 13 Mitglieder sind den Konservativen zuzurechnen, 11 der SPÖ. Weitere Mitglieder kommen von FPÖ, Neos und Grünen. Vier Mitglieder gelten als unabhängig. 

Roland Weißmann © ORF/Roman Zach-Kiesling Roland Weißmann
Spätestens jetzt rückt im ORF auch wieder die Frage in den Fokus, wer ab 2027 das Unternehmen leitet. Roland Weißmann würde wohl gerne Generaldirektor bleiben, im kommenden Jahr wählt der jetzt neu zusammengekommene Stiftungsrat einen neuen (oder alten) Chef. Das dürfte diesmal interessant werden, wenn man bedenkt, dass ÖVP und SPÖ in etwa gleich stark sind. Die kleinen Fraktionen im Stiftungsrat könnten also den Ausschlag geben. Noch ist Zeit für die beiden Parteien, um sich zu sortieren. In den kommenden Wochen dürfte ziemlich genau beobachtet werden, ob sie eine gemeinsame Linie suchen oder jeweils eigene Kandidaten aufstellen. "Man wird einen Konsens suchen in der Koalition", erklärte Stiftungsratsvorsitzender Heinz Lederer gegenüber dem "Standard" etwas überraschend. Das Gremium ist formell unabhängig. 

Geldscheine © Chobe / photocase.com
Gute Nachrichten kamen für den ORF Anfang der Woche aus dem Nationalrat. So ist das sogenannte Budgetbegleitgesetz beschlossen worden, das dem öffentlich-rechtlichen Sender mehr Spielraum beim Einsatz von Mitteln aus dem ORF-Beitrag gewährt. Zuletzt wurde der Beitrag bekanntlich bis 2029 bei 15,30 Euro eingefroren, auf maximal 710 Millionen Euro jährlich darf der ORF zugreifen. Das jetzt beschlossene Gesetz sieht vor, dass der ORF zwischen 2027 und 2029 zusätzlich bis zu 35 Millionen Euro nutzen darf. Bedingung ist aber die Fortführung des Radio-Symphonieorchesters sowie ein Weiterbetrieb der Spartenkanäle ORF 3 und ORF Sport Plus. Alle drei standen im Zuge der massiven Einsparungen zuletzt zur Disposition. 

Tour de France bei ServusTV © Red Bull Content Pool / Kristof Ramon
Wenn in wenigen Wochen die Tour de France beginnt, ist auch ServusTV wieder mit dabei. Der Sender einigte sich jetzt mit Eurosport auf entsprechende Sublizenzen. Dadurch werden insgesamt sechs Etappen der Frankreich-Rundfahrt bei ServusTV zu sehen sein, darunter das erste Einzelzeitfahren in Caen, drei Bergankünfte sowie die abschließende Triumphfahrt nach Paris. Bei ServusTV On gibt es außerdem jeden Tag Highlights von allen Etappen. Kommentiert wird die Tour de France bei ServusTV von Gernot Klement. Als Experten an seiner Seite sind Bernhard Kohl um Lukas Pöstlberger im Einsatz.