Austria-Update vom 30. Juli
"Schwafler"-Gate im ORF, Kernteam für den ESC steht
© ORF
ORF-Sport-Moderator Rainer Pariasek hat sich in einem Online-Meeting einen verbalen Fehltritt gegen seinen Chef geleistet. Außerdem: Debatte um die Medienförderung, der ORF hat sein ESC-Team zusammen und "Das Geschäft mit der Liebe" startet mit ausbaufähigen Quoten.
© ORF/Thomas Jantzen
Rainer Pariasek
Seit 2023 ist Hannes Aigelsreiter Sportchef im ORF, er setzte sich damals gegen etliche andere Kandidaten durch. Einer von ihnen war Moderator Rainer Pariasek. Nun sind die beiden Männer aneinandergeraten. "Oida, du bist so ein Schwafler", soll der Moderator nach Angaben des "Kuriers" in einem Online-Meeting zu seinem Chef gesagt haben. Was er offenbar nicht wusste: Sein Mikrofon war eingeschaltet, Aigelsreiter soll Pariasek daraufhin zurechtgewiesen haben. Wie der "Kurier" berichtet, waren beim Meeting mehr als 60 Personen anwesend. Hinter dem Frust des Moderators steht offenbar die Tatsache, dass der 60-Jährige zuletzt bei großen Übertragungen nicht mehr wie bisher zum Einsatz kam. "Ich war zu diesem Zeitpunkt etwas unglücklich, das stimmt", erklärte Pariasek gegenüber dem "Kurier". Mittlerweile habe er das mit Aigelsreiter geklärt. Dabei sei ihm zugesichert worden, "dass es ab Herbst wieder anders sein wird." Wie die Tageszeitung berichtet, will der Sportchef den Moderator aber weiterhin weniger einsetzen, um das Team zu verjüngen. Aber auch Aigelsreiter ist schon 61 Jahre alt - ihm wurde zuletzt vom ORF ein Golden Handshake Angebot gemacht, das er aber ablehnte. Es bleibt also abzuwarten, welcher der beiden Männer am Ende länger im ORF bleibt. Der Sender selbst verweist lediglich darauf, dass Pariasek auch 2026 im Einsatz sein werde.
© Sky
Sky Österreich hat eine Doku über den Wiener Fußballverein SK Rapid angekündigt, Filmemacher Christoph Jochum begleitet den Traditionsverein während der Saison 2025/26. Ziel sei ein "360-Grad-Portrait des beliebtesten Fußball-Vereins des Landes", heißt es vom Sender. Dabei will man nicht nur die Profis begleiten, sondern den gesamten Klub. Darüber hinaus hat Sky Österreich jetzt auch die Verpflichtung von Jan Age Fjörtoft und Peter Pacult angekündigt, beide fungieren künftig als Experten. Während Fjörtoft, der zuletzt in den Diensten von ServusTV stand, die Champions League begleiten wird und auch bei ausgewählten Bundesliga-Spielen zum Einsatz kommen soll, hat man Peter Pacult für die Bundesliga geholt.
© ORF/Thomas Ramstorfer
Bis Ende 2024 hat Claudia Reiterer die ORF-Talkshow "Im Zentrum" moderiert. Diese ersetzte der ORF in diesem Jahr mit dem neuen Format "Das Gespräch", im April verließ Reiterer den Sender. Damals hieß es, der Abgang der Journalistin erfolge "auf eigenen Wunsch" - nun hat Claudia Reiterer in einem Interview mit der "Presse" einen Einblick in die Zeit damals gegeben. "Ich wäre gern geblieben. Es hat ein Angebot gegeben, woanders hin. Aber es hat geheißen, ich muss vom Bildschirm und von der politischen Berichterstattung weg. Das mit dem Bildschirm kann eine Geschäftsführung machen, aber die politische Berichterstattung war immer meins", so die Journalistin. Die Gründe für ihr Bildschirm-Aus hat Reiterer demnach nicht erfahren. "Mir wurde vom Chefredakteur gesagt, sie müssen keinen Grund nennen." Zehn Tage nach ihren Abgang beim Sender sei sie "schwer gekränkt" gewesen. "Dann habe ich einen unfassbaren kreativen Output gehabt und so viel geschrieben wie noch nie", so Reiterer.
© ORF
Der ORF hat sein Kernteam für den ESC im kommenden Jahr komplett. Für die meisten Schlagzeilen sorgte die Verpflichtung von Nina Kaiser als Head of Commercial. Kaiser arbeitet seit mehr als 20 Jahren für ProSiebenSat.1Puls4 und wurde für die Zeit ihrer ESC-Tätigkeit vom privaten Medienunternehmen freigestellt. Berührungspunkte zum ORF gab es aber bereits: Kaiser hat als Mitgründerin das 4Gamechangers-Festival aufgebaut, hier war zuletzt auch der ORF Co-Veranstalter. Beim ESC ist sie für nationale Kooperationen verantwortlich und bildet die Schnittstelle zum internationalen EBU-Song-Contest-Vermarkter. Darüber hinaus hat der ORF jetzt auch bekannt gegeben, dass Anja Lenhart als Executive Assistant und Claudio Bortoli als Technical Supervisor zum ESC-Team gehören. Bortoli ist gemeinsam mit Christine Tichy für die technische Abwicklung der Showproduktion verantwortlich. Lenhart wird den Gesamtleiter Michael Krön beim Stakeholder-Management und der Koordination zwischen den verschiedenen Produktionsbereichen unterstützen. Darüber hinaus gehören auch Stefan Zechner (TV-Show-Producer), Daniel Hack (Head of Production), Martin Szerencsi (Legal Advisor), Roman Horacek (Head of Press), Iris Keutter (Marketing Managerin), Oliver Lingens (Event Manager), Christina Lassnig (Executive Assistant) und Christina Heinzle-Conrad (Generalsekretärin) zum Kernteam des ORF.
© Heute
Ein Rentner, der die Gratiszeitung "Heute" auf X als "Scheißblatt" bezeichnet hatte, ist vom Oberlandesgericht Wien freigesprochen worden. Demnach handelte es sich um ein zulässiges Werturteil. Bereits Ende 2024 ist der Rentner vom Wiener Straflandesgericht in der Sache freigesprochen worden, doch "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand ging in die nächste Instanz, wo sie jetzt erneut unterlag. Nun ist das Urteil rechtskräftig. "Meinungsfreiheit schützt auch derbe Worte", sagte Medienanwältin Maria Windhager, die den Rentner vertrat.
© Exxpress
Dass das rechte Krawallmedium "Exxpress" zuletzt rund 41.000 Euro aus der sogenannten Qualitätsjournalismus-Förderung erhalten hat, sorgte in der Branche für Erstaunen und teils auch Entsetzen. Nun hat sich Medienminister Andreas Babler in die Debatte eingeschaltet. Er zeigte sich von der Vergabe an das Medium "irritiert". Beim Radiosender Ö1 sagte er, er könne die Kritik an der Entscheidung nachvollziehen. Babler kündigte ein Reformpaket an, nannte dabei aber keine Details. Erstaunlich ist die Entscheidung der KommAustria auch deshalb, weil ein Fachbeirat gegen die Vergabe der Förderung an "Exxpress" argumentiert hatte. Die Behörde ist aber weisungsfrei und betonte in einer Mitteilung, dass alle Medien die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen. Das Problem: Es gibt zwar Ausschlussgründe für die Förderung, aber keine Beurteilung der Qualität, was bei einer Qualitätsförderung an sich schon absurd klingt. "Ich möchte mir anschauen, wie das zustande gekommen ist, dass es eine Fachbeiratsempfehlung gegeben und die zuständige Behörde anders entschieden hat", sagte Babler nun.
© Chobe / photocase.com
Apropos Förderung: Der Rechnungshof hat einen Bericht über sämtliche Medienförderungen (PDF) veröffentlicht, die zwischen 2019 und 2023 geflossen sind. Diese seien nur beschränkt dazu geeignet, die Medienvielfalt zu erhöhen, wird kritisiert. Stattdessen seien die Instrumente vor allem auf etablierte Medien ausgerichtet. Der Rechnungshof empfiehlt, die Instrumente für neue Marktteilnehmer zu öffnen und die Förderungen außerdem an konkrete Qualitätskriterien zu knüpfen. Der Rechnungshof kritisiert außerdem, dass die Vergabe der verschiedenen Förderungen mit nur einer Ausnahme in der Verantwortung von Einzelpersonen liegt. Und dann betont der Rechnungshof noch, dass Medienkampagnen und Medienschaltungen "kein Instrument der Medienfinanzierung" seien. Längst sind solche Einnahmen für einige Medien aber extrem wichtig und teils sogar existenziell geworden.
Österreich in Zahlen
© ATV
In der vergangenen Woche hat sich die umstrittene ATV-Sendung "Das Geschäft mit der Liebe" in überarbeiteter Form zurückgemeldet. Die vielfach kritisierten Aussagen und Verhaltensweisen der teilnehmenden Männer werden jetzt durch ironische Off-Kommentare oder Bauchbinden eingeordnet. Zum Auftakt war das noch kein Erfolg: Nur 89.000 und 81.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verzeichneten die beiden Folgen, der Marktanteil in der klassischen Zielgruppe lag bei 6,4 Prozent. Damit lief es deutlich schlechter als in der Vergangenheit, wobei es einiges zu beachten gibt. Weil die Folgen in den zurückliegenden Wochen überarbeitet wurden, ist das Format jetzt erstmals im zuschauerärmeren Sommer zu sehen. Und im Frühjahr hatte ATV auch schon einige Folgen der Staffel ausgestrahlt, ganz neu waren die Inhalte der ersten beiden Folgen jetzt also nicht. Spannend wird sein, wie sich die Quoten in den kommenden Wochen entwickeln. Auf Joyn sind nach ATV-Angaben innerhalb von wenigen Stunden 25.000 Videoviews zusammengekommen.
© ORF
ORF 1 hat mit dem Finale der Fußball-EM der Frauen am Sonntag starke Quoten eingefahren. 441.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich die erste Halbzeit ein, 473.000 waren es während Halbzeit zwei. Bei der Verlängerung lag die Reichweite beim Spiel zwischen England und Spanien dann schon bei mehr als 600.000, das Elfmeterschießen sahen 813.000 Menschen, zu diesem Zeitpunkt lag der Sender bei 31 Prozent Marktanteil. Zuvor übertrug ORF 1 am gleichen Tag noch das Formel-1-Rennen aus Belgien und räumte damit ebenfalls kräftig ab, hier sorgten 670.000 Zuschauerinnen und Zuschauer für 44 Prozent.
"Schwafler"-Gate im ORF, Kernteam für den ESC steht
URL zu diesem Artikel: https://www.dwdl.de/austriaupdate/103204/schwaflergate_im_orf_kernteam_fuer_den_esc_steht/
© DWDL.de GmbH, 2001-2025