Das Medienmagazin von Radio Eins hat sich intensiv mit der österreichischen Medienlandschaft beschäftigt, insbesondere mit den aktuellen Diskussionen rund um den ORF. Die Kollegen haben unter anderem mit ORF-Chef Alexander Wrabetz, ProSiebenSat.1Puls4-Infordirektorin Corinna Milborn und ORF-Betriebsratschef Gerhard Moser gesprochen. Letzterer kritisiert, dass es für den aktuellen Sparkurs des ORF "keine wirtschaftliche Begründung" gibt. Moser: "Das ist ein politisch inszenierter Sparkurs, der den ORF an die Kandare nehmen soll." Schon heute könne man in einzelnen Programmbereichen nicht mehr die eigentliche Leistung bringen, warnt der Betriebsratschef. Das werde bald auch das Publikum merken. Moser sagt, dass man bis Ende 2021 rund 20 bis 25 Prozent weniger Mitarbeiter haben werde als vor zehn Jahren. Den obersten ORF-Aufseher Norbert Steger hält Moser für "nicht tragbar". Steger hatte zuletzt Anchorman Armin Wolf ein Sabbatical nahegelegt.


Verlagsgruppe News, Horst Pirker© VGN/Rudi Froese
Horst Pirker, Chef der Verlagsgruppe News, würde gerne das Magazin "Profil" wieder komplett unter die Kontrolle des Unternehmens bekommen, das hat er nun bestätigt. Die Zeitschrift gehört zwar zu 100 Prozent zum Verlag, die redaktionelle Hoheit hat aber die Tageszeitung "Kurier". Grund dafür ist eine Vorgabe des Kartellgerichts aus dem Jahr 2001. Pirker will diese Auflage nun loswerden, das hat er gegenüber dem "Österreichischen Journalist" bestätigt. Bis vor einigen Monaten war der "Kurier" noch an der Verlagsgruppe News beteiligt, wurde dann aber von Pirker gegen ihren Willen herausgedrängt (DWDL.de berichtete). An dem Unternehmen beteiligt sind neben Pirker auch die Fellners, die auch die Mediengruppe Österreich leiten. Pirker sagt nun in dem Interview auch, er wäre gerne Alleinunternehmer - also ohne die Fellners.

Dancing Stars Jury 2019© ORF/Hans Leitner
Am vergangenen Freitag ist die aktuelle Staffel der ORF-Tanzshow "Dancing Stars" zu Ende gegangen - nach einem Jahr Pause war das Format gefragt wie eh und je (siehe detaillierte Quoten weiter unten). Neben guten Quoten sorgte die Show einmal mehr für viele Schlagzeilen, unter anderem wegen Reibereien zwischen Kandidat Stefan Petzner und der Jury. ORF-Chef Alexander Wrabetz hat nun via Twitter angekündigt, dass es mit der Show weitergehen wird. Die nächste Staffel der "Dancing Stars" soll 2020 auf Sendung gehen. Man komme damit dem Wunsch des Publikums nach, heißt es vom ORF.

Europa Flagge© Flickr/Frank Lindecke
Die EU-Wahl am 26. Mai stellt viele Medienunternehmen in Europa vor Herausforderungen, so auch in Österreich. Offizielle Ergebnisse der Wahlbehörde werden erst nach dem EU-weiten Wahlschluss um 23 Uhr an die Medien gegeben. Die Nachrichtenagentur APA sowie der ORF und ATV haben nun aber angekündigt, bereits ab 17 Uhr, und damit nach dem Wahlschluss in Österreich, erste Trends und Prognosen zu senden. APA und ATV kooperieren dabei mit den Hochrechnern von Arge Wahlen, der ORF greift auf Sora-Daten zurück. "Wahlen sind das Hochamt der Demokratie. Ähnliches gilt für die Innenpolitik-Berichterstattung über den Ausgang von Wahlen. Wir wollen den Wählerinnen und Wählern sowie den Parteien möglichst rasch ein fundiertes Ergebnis zum Ausgang der EU-Wahl in Österreich liefern", sagt APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger.

Jan Böhmermann, ORF© Screenshot ORF
Die Distanzierung des ORF von den Worten Jan Böhmermanns im "kulturMontag"-Interview sorgt weiter für Gesprächsstoff. Nun haben prominente Autoren den ORF für seine Distanzierung kritisiert. Mit dabei sind unter anderem Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Gerhard Ruiss, Gerhard Zeillinger, Eva Menasse, Kathrin Röggla, Doron Rabinovici und Marlene Streeruwitz. Gleichzeitig distanzierten sich die Autoren von "Selbstzensur" und bestehen auf der "Mündigkeit des Publikums". Wörtlich heißt es von den Autoren: "Wir distanzieren uns von der Bevormundung des Kulturpublikums durch den ORF, der meint, ihm erklären zu müssen, wie es die Äußerungen Böhmermanns zu verstehen hätte."

Österreich in Zahlen

ORF 1© ORF
"Dancing Stars" ist am Freitag mit hervorragenden Quoten in ORF 1 zu Ende gegangen. 801.000 Zuschauer haben sich die Finalshow, bei der Lizz Görgl am Ende mit ihrem Tanzpartner gewann, angesehen. Das waren in etwa so viele wie beim Halbfinale vor einer Woche, der Marktanteil lag bei starken 30 Prozent. Die Entscheidung kam später noch auf 983.000 Zuschauer und 42 Prozent. Im Schnitt kam die zwölfte Staffel der Show auf etwas mehr als 800.000 Zuschauer und 29 Prozent, bei den 12- bis 49-Jährigen wurden 20 Prozent gemessen. Sehr erfolgreich waren die "Dancing Stars" bei den ganz jungen Zuschauern unterwegs, bei den 12- bis 29-Jährigen erreichte die Staffel im Schnitt 25 Prozent - das ist der beste Wert seit 2008.

Europa League© UEFA
Richtig schlecht lief es für ORF 1 dagegen am Donnerstag. Hier musste man sich mit einem Tagesmarktanteil in Höhe von nur 3,9 Prozent begnügen, bei den 12- bis 49-Jährigen waren es nicht viel bessere 6,6 Prozent. "Dok 1" erreichte in der Primetime nur 180.000 Zuschauer und sechs Prozent Marktanteil, "Keinohrhasen" fiel danach auf vier Prozent. Grund für den akuten Schwächeanfall war auch das Europa-League-Spiel zwischen Frankfurt und Chelsea, das es bei Puls 4 auf 300.000 Zuschauer brachte, der durchschnittliche Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 15,3 Prozent. Puls 4 erreichte damit einen Tagesmarktanteil in Höhe von 10,3 Prozent, besser lief es für den Sender in diesem Jahr noch nie. Durch die Ausstrahlung bei RTL kamen noch einmal weitere Zuschauer hinzu, hier wurde etwa die Verlängerung von 141.000 Menschen gesehen, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 9,8 Prozent. Beim Elfmeterschießen holte auch RTL einen zweistelligen Marktanteil.

Martin Thür und Lou Lorenz-Dittlbacher© ORF
Der erste Teil der ORF-Wahlsendung "2 im Gespräch" hatte in der vergangenen Woche durchschnittlich 445.000 Zuschauer, das entsprach einem Marktanteil von 17 Prozent. Die anschließende Analyse in der "ZiB 2" kam auf 486.000 Zuschauer und 25 Prozent. Das Aufeinandertreffen der EU-Spitzenkandidaten der verschiedenen Parteien war damit auch deutlich gefragter als ein ähnliches Format bei Puls 4, das Ende April nur rund 140.000 Zuschauer hatte. Puls 4 hat am Sonntag dafür die erste Elefantenrunde zur EU-Wahl gezeigt, auch damit kam man nicht über 149.000 Zuschauer hinaus, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei soliden 5,1 Prozent.

Zitat der Woche

"Diese Distanzierung ist zwar ORF-rechtlich gerechtfertigt. Trotzdem hätte sie unter einer anderen Regierung nicht stattgefunden."
ProSiebenSat.1Puls4-Infochefin Corinna Milborn im Interview mit Radio Eins zur Distanzierung des ORF von Jan Böhmermann