Fußball-EM 2020 © UEFA
Ähnlich wie andere Sender stand am Wochenende auch der ORF in der Kritik, weil man nach dem Zusammenbruch von Christian Eriksen beim EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland noch lange on Air geblieben war - und die Szene mit Eriksen in Teilen auch noch wiederholte. In einer Stellungnahme des ORF hieß es, man übernehme das TV-Signal der UEFA und habe auf die Bildregie keinen Einfluss. Von ORF-Publikumsrat Golli Marboe kam dennoch scharfe Kritik. Er wollte unter anderem wissen, weshalb der Sender 15 Minuten dauerte, bis der ORF die Übertragung unterbrach. Die Wiederholung des Zusammenbruchs von Eriksen nennt Marboe "unfassbar". Der ORF erklärte daraufhin gegenüber dem "Standard": "Die Wiederholung der Bilder (ausschließlich vom Beginn des Vorfalls) in der Analyse – waren zur Klarstellung für das Publikum, dass es sich nicht um ein Foul handelte und um den Gesamtkontext im Spielverlauf zu erklären. Selbstverständlich gilt, dass der ORF keine die Menschenwürde verletzenden Bilder zeigt."

Wolfgang Fellner © oe24.TV
Die Bildschirmpause von Wolfgang Fellner ist offenbar schon vorbei. Die TV-Auszeit hatte er sich selbst vor rund einem Monat auferlegt, weil mehrere Frauen ihm sexuelle Belästigung vorwerfen. Die Talk-Sendung "Fellner! Live" moderierten danach sein Sohn Niki sowie Politikjournalistin Isabelle Daniel. Am vergangenen Freitag moderierte Fellner jedoch wieder bei seinem eigenen Sender oe24.TV. Der Chef der Mediengruppe Österreich moderierte eine Sendung zur Vorbereitung auf die Fußball-EM. Eigentlich sollte die Bildschirmpause andauern, bis alle Vorwürfe geklärt sind. Die Gerichtsprozesse aber laufen noch, auch über mögliche Ergebnisse einer internen Ermittlung gibt es noch keine Informationen. Im Mai war Fellner mit seiner Bildschirmpause einer geplanten Erklärung mehrerer hochrangiger Politikerinnen fast aller Parteien zuvorgekommen. Diese wollten Fellner bis zur Klärung der Vorwürfe nicht mehr für Interviews zur Verfügung stehen. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz soll das unterstützt haben. Fellner streitet alle Vorwürfe der sexuellen Belästigung ab. 

Kronen Zeitung © Kronen Zeitung
Die "Kronen Zeitung" ist vom Österreichischen Presserat für einen Kommentar zur Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gerügt worden. Die Autorin schrieb darin von einer Staatsanwältin, die den Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter habe abfangen wollen. Dann zieht sie einen Zusammenhang zwischen der ÖVP und der WKStA, die Partei von Bundeskanzler-Kurz fährt in diesen Wochen einige Angriffe gegen die WKStA und damit die unabhängige Justiz. Brandstetter wurde von der ÖVP als Minister nominiert. Nur: Brandstetter wurde nicht von der WKStA, sondern der Staatsanwaltschaft Wien als Beschuldigter geführt. Das sind zwei verschiedene Institutionen. Vom Presserat heißt es nun, wesentliche Informationen müssten in einem Kommentar richtig wiedergegeben werden - das sei hier nicht der Fall gewesen. Die Verwechslung sei schon vorher bekannt gewesen, heißt es vom Presserat. Die "Kronen Zeitung" nahm nicht an dem Verfahren des Gremiums teil. 

Alexander Wrabetz © ORF/Thomas Ramstorfer Alexander Wrabetz
Anfang August wird es wohl ein öffentliches Hearing der Bewerber um den Posten des ORF-Generaldirektors geben. ORF-Chef Alexander Wrabetz plant für den 3. August eine entsprechende Übertragung beim Spartenkanal ORF 3. Noch hat sich niemand außer Wrabetz um das Amt beworben - die offizielle Bewerbungsfrist beginnt aber auch erst am 30. Juni. Kleine Haken an der Sache: Die ORF-Stiftungsräte können noch bis zum 6. August potenzielle Bewerber nachnominieren, so könnten diese das Hearing umgehen. Gut möglich aber, dass sich der Termin des Hearings noch verschiebt - 2016 lief eine entsprechende Übertragung am Vorabend der Wahl. Die Wahl des neuen ORF-Chefs findet dann am 10. August statt. Wie gut die Chancen Wrabetz’ auf eine Verlängerung stehen, ist derzeit unklar. Laut dem stets gut informierten "Standard" sehen die bürgerlichen Stiftungsräte, die die Mehrheit im obersten ORF-Gremium stellen, eine Fortsetzung der Ära Wrabetz kritisch. Sie könnten die Wahl von Wrabetz verhindern - gleichzeitig wollen sie wohl den Eindruck vermeiden, ein politisch gewollter Kandidat werde neuer ORF-Chef. Hier muss sich die regierende ÖVP derzeit schon in anderen Bereichen mit Vorwürfen auseinandersetzen. 

Österreich in Zahlen

Österreich Arnautovic © IMAGO / Sven Simon
Die Fußball-EM ist wie erwartet ein großer Quoten-Erfolg für das kriselnde ORF 1. Vor allem beim Österreich-Spiel gegen Nordmazedonien am Sonntag schossen die Quoten nach oben: 1,5 Millionen Menschen sahen sich die zweite Halbzeit des 3:1-Siegs der österreichischen Nationalelf an, zunächst waren es noch 1,25 Millionen. Die Marktanteile lagen bei 57 (Halbzeit eins) und 52 Prozent (Halbzeit zwei). Bei den 12- bis 49-Jährigen wurden in Halbzeit zwei übrigens 64 Prozent gemessen und bei den ganz jungen zwischen 12- bis 29-Jährigen waren es 71 Prozent. Für Österreich war es übrigens der erste Sieg bei einem Fußball-Großereignis seit 30 Jahren und für den ORF die höchste Fußball-Reichweite seit dem WM-Finale 2018. 

ORF 1 © ORF
Und auch die anderen EM-Spiele sorgten in ORF 1 für sehr gute Quoten. Die Eröffnungspartie zwischen Italien und Türkei sahen in Halbzeit eins 613.000 Menschen, während den zweiten 45 Minuten waren es sogar 646.000 Zuschauer. Mit 23 und 26 Prozent Marktanteil lag das Match weit über dem ORF-1-Schnitt. Weitere 132.000 Zuschauer erreichte das Spiel übrigens bei oe24.TV, das die Partie in Partnerschaft mit dem ORF übertrug. Für den kleinen Nachrichtensender ist das ein großer Erfolg, der Marktanteil in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen lag bei 7,5 Prozent. In ORF 1 wurden mehr als 30 Prozent gemessen. Als am Sonntag mit den Niederlanden und der Ukraine die beiden Teams aus der Österreich-Gruppe gegeneinander antraten, sahen im Schnitt mehr als 800.000 Menschen zu. Für ORF 1 war es also ein sehr guter Start in die EM. 

Bundesland Heute © ORF
Wie in Deutschland auch tun sich die anderen Sender, insbesondere die Privaten, sehr schwer, wenn im ORF Fußball läuft. Spannend ist aber auch die Tatsache, dass "Bundesland Heute" am Sonntag während des Österreich-Spiels 759.000 Zuschauer erreichte. Normalerweise liegt die Nachrichtensendung bei mehr als einer Million Zuschauern. Mit 28 Prozent lief es für ORF 2 dennoch fantastisch. Der ORF kam mit beiden Sendern am Vorabend damit auf mehr als 70 Prozent Marktanteil. Die "Zeit im Bild" erreichte später ebenfalls noch gute 22 Prozent, 668.000 Menschen sahen hier zu.