Roland Weißmann © ORF/Roman Zach-Kiesling Roland Weißmann
Auf dem TV-Panel der Österreichischen Medientage haben Markus Breitenecker (ProSiebenSat.1Puls4), Roland Weißmann (ORF), Ferdinand Wegscheider (ServusTV) und Stephan Schmitter (RTL) über die Zukunft des Mediums gesprochen. Alle waren sich einig, dass sich der Werbemarkt vom Corona-Schock inzwischen erholt habe - aber eben noch nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie angekommen sei. Man sei aber auf einem gute Weg, so Schmitter. Auffallend war vor allem auch, wie gut Breitenecker und Weißmann miteinander auskamen. ORF und Private dürften sich spürbar annähern, das war in den vergangenen Jahren unter ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nicht immer so. Breitenecker zeigte Verständnis dafür, dass der ORF mehr Freiheiten im Netz haben will. Der ProSiebenSat.1Puls4-Chef erklärte sogar, dass Kooperationen bei Formaten denkbar seien. Es dürfe keine Denkverbote geben, so der künftige ORF-Chef Weißmann. 

Ferdinand Wegscheider © ServusTV Ferdinand Wegscheider
Der nicht immer unumstrittene ServusTV-Chef Ferdinand Wegscheider formulierte auf den Medientagen unterdessen ambitionierte Ziele. Durch die Vielzahl an Sportrechten, die man erworben habe, gehe es "weit hinauf", sagte Wegscheider. Und weiter: "Ich wäre der Falsche, wenn ich mir nicht wünschen würde, zweistellig zu werden", sagte er auf die Frage, welche Quotenziele er mit ServusTV hat. Der Sender aus dem Hause Red Bull wächst seit Jahren kontinuierlich und ist inzwischen der stärkste Privatsender in Österreich. Von zweistelligen Marktanteilen ist man dennoch weit entfernt: Derzeit steht man beim Gesamtpublikum bei etwa 3,5 Prozent, bei den 12- bis 49-Jährigen sind es 2,5 Prozent. 

TV-Gipfel bei Österreichischen Medientagen 2019 © Johannes Brunnbauer Alexander Wrabetz
Nach der verlorenen Generaldirektorenwahl konnte der noch amtierende ORF-Chef Alexander Wrabetz Klartext bei den Medientagen reden - und das tat er auch. "Man merkt, dass du nicht mehr um den Generaldirektor kämpfst", entfuhr es Interviewer Hans Mahr irgendwann. Er sei gegen die "Dysfunktionalität der Regierenden" letztlich nicht mehr angekommen, erklärte Wrabetz im Hinblick auf die Tatsache, dass eine Digital-Novelle für den ORF weiter auf sich warten lässt. "Auch die Grünen bringen nichts weiter", ätzte Wrabetz in Richtung der grün-türkisen Regierung. Während seiner Zeit als Generaldirektor habe er es unter anderem geschafft, die Zerstörung des ORF so lange hinauszuzögern, bis sich die Regierung selbst zerstört habe. Wrabetz meinte damit die Versuche der FPÖ, die in der Regierung mit der ÖVP die Finanzierung des Unternehmens umstellen wollte - und den ORF damit deutlich abhängiger von der Politik gemacht hätte. Zu seiner Zukunft sagte Wrabetz nichts konkretes, warme Worte hatte er dann aber noch übrig für seinen ewigen Widersacher Markus Breitenecker: "Er wird mir abgehen", so Wrabetz.

Canal+ © Canal+
Der Mobilfunkanbieter A1 ist eine Kooperation mit dem französischen TV-Riesen Canal+ eingegangen, eine entsprechende Genehmigung wurde durch die Behörden bereits erteilt. Die Rede ist davon, dass Canal+ mit A1 als nationalem Kooperationspartner in den österreichischen Fernsehmarkt einsteige. So übernehmen die Franzosen größere Anteile an der TV-Plattform A1 Now, die schon seit wenigen Jahren existiert. Beginn der neuen Kooperation soll Anfang 2022 sein. Die Zeit sei reif für den "nächsten Schritt", sagt Matthias Lorenz, A1 Senior Director, Transformation, Market & Corporate Functions. Canal+ sei ein Partner, "der viel Content Know-How mitbringt. Es ist eine Partnerschaft, um gemeinsam ein starkes lokales Content-Angebot zu entwickeln." Von Canal+ heißt es, man wolle den österreichischen TV-Markt "aufmischen". Schaffen will man das mit europäischen und internationalen Inhalten und "modernster On-Demand-TV-Technologie kombiniert". Auch der Start eines linearen TV-Senders ist möglich. "Es ist denkbar, dass wir auch für Österreich einen Fernsehkanal anbieten könnten", erklärte Peter Kail, Vermarktungschef von HD Austria - dieses Unternehmen gehört ebenfalls zu Canal+.

VÖP © VÖP
Der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) hat mit Christian Stögmüller von Life Radio einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Stögmüller folgt in dieser Position auf den im August überraschend verstorbenen Ernst Swoboda. Markus Breitenecker wurde erneut zum Vize-Vorsitzenden gewählt. "Die österreichische Medienbranche steht am Beginn einer neuen Zeit: einer Zeit des intensiven und konstruktiven Miteinanders", so Stögmüller. "Denn der Konkurrenz­druck durch die riesigen Onlineplattformen wird immer größer: Mittlerweile verein­nahmen sie schon rund die Hälfte der Werbespendings in Österreich. Die Plattform­medien höhlen die Finanzierungsbasis österreichischer Medienhäuser aus, ohne hier wirtschaftliche oder journalistische Wertschöpfung zu leisten. Ich bin überzeugt, die beste, wenn nicht gar die einzige Antwort darauf liegt in der Zusammenarbeit der österreichischen Medien. Nur so können wir die strukturellen Nachteile, die uns tref­fen, zumindest teilweise ausgleichen."

Österreich in Zahlen

Dancing Stars © ORF/Hans Leitner
Die ORF-"Dancing Stars" haben sich mit starken Quoten zurückgemeldet. 534.000 Menschen verfolgten den Staffelstart der Tanzshow am Freitag in ORF 1. Das waren zwar über 150.000 weniger als vor einem Jahr, mit im Schnitt 22 Prozent Marktanteil kann man trotzdem zufrieden sein - auch der Primetime-Sieg war der Show nicht zu nehmen. Mehr Zuschauerinnen und Zuschauer erreichte ORF 1 in der vergangenen Woche nur mit dem Formel-1-Rennen aus Russland, hier schalteten im Schnitt 573.000 Menschen ein. 49 Prozent Marktanteil waren damit drin. 

ORF 2 © ORF
Sehr starke Quoten verzeichnete ORF 2 zudem am Sonntag mit seiner Wahl-Berichterstattung. Der Sender berichtete nicht nur über die Bundestagswahl, sondern auch die Wahlen in Oberösterreich und Graz. Der sehr frühe Einstieg um 14 Uhr hat sich allerdings nicht gelohnt, eine eineinhalbstündige Sendung kam zu dieser Zeit nur auf 7 Prozent Marktanteil. Ab 16 Uhr waren dann aber schon 34 Prozent drin, 419.000 Menschen sahen zu dieser Zeit die ersten Hochrechnungen aus Oberösterreich. Um 17 Uhr waren es dann sogar schon 45 Prozent bei einer Reichweite von 633.000, Und auch die Präsentation der Ergebnisse aus Deutschland erreichte später noch mehr als 40 Prozent Marktanteil. Zudem war die "Zeit im Bild" mit 1,46 Millionen Zuschauenden und 53 Prozent extrem stark unterwegs. 

Bauer sucht Frau Österreich © Ernst Kainerstorfer
Erfolgreichste Sendung im Privatfernsehen war in der vergangenen Woche "Bauer sucht Frau" bei ATV mit 305.000 Zuschauerinnen und Zuschauern, in der werberelevanten Zielgruppe kam der Sender damit auf bockstarke 18,1 Prozent Marktanteil. Im Anschluss an die Kuppelshow zeigte man zudem eine Doku zur Klimakrise samt anschließendem Talk -  und auch damit kann man zufrieden sein. Die Doku "Im Fokus: Klima & Katastrophen - Wohin wir wandeln?" erreichte noch ziemlich gute 9 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum, 76.000 Menschen sahen zu. Der anschließende Talk kam noch auf 6,4 Prozent Marktanteil. 

Walking on Sunshine © ORF/Martin Beisteiner
Die ORF-Serie "Walking on Sunshine" ist in Woche zwei abgestürzt. Nur noch 363.000 Menschen sahen sich die neueste Folge am Montagabend an, das waren rund 60.000 weniger als vor einer Woche - und auch generell die niedrigste Reichweite seit dem Start vor wenigen Jahren. Der Marktanteil lag bei 12 Prozent, vor einer Woche waren es noch 15 Prozent. Die "Millionenshow" war mit 23 Prozent und 683.000 Zuschauenden mal wieder obenauf.