Guten Morgen Österreich, neues Studio © ORF/Thomas Ramstorfer
Als der ORF 2016 seine Früh-Sendung "Guten Morgen Österreich" startete, sah das Konzept wechselnde Locations vor. Pro Woche besuchte man mit einem mobilen Studio ein anderes Bundesland und meist auch noch pro Tag eine andere Gemeinde. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde das mobile Studio meist in Wien am ORF-Zentrum platziert. Und nun wird man komplett sesshaft: Seit dem 28. November sendet "Guten Morgen Österreich" aus einem neuen fixen Studio aus dem ORF-Zentrum am Wiener Küniglberg. Ansonsten will man am Konzept aber nichts ändern. "Die Sendung [...] hat sich seit den Anfängen 2016 hervorragend weiterentwickelt. Bei einer täglichen Live-Sendung kann man leichte Entwicklungsschritte immer wieder vornehmen und so war jetzt die Entscheidung nach zwei Jahren des coronabedingten Lebens im Dauerprovisorium ein guter Zeitpunkt zu sagen, wir statten diese zweieinhalbstündige Live-Sendung so aus, dass sich das Publikum, die Gäste und das Team wohlfühlen, geben einen neuen Look und gehen mit einem neuen Studio in eine nächste gute und erfolgreiche Zeit", sagt ORF-2-Senderchef Alexander Hofer. 

Roland Weißmann © ORF/Thomas Ramstorfer Roland Weißmann
Ansonsten gab es zuletzt aber auch echte Hiobsbotschaften für ORF-Chef Roland Weißmann. Der Generaldirektor warnte in der vergangenen Woche, dass dem ORF ab 2024 eine der "größten Finanzierungskrisen" in der Geschichte des Unternehmens drohe. In einem Schreiben an die Stiftungsräte teilte Weißmann mit, dass man dem gesetzlichen Auftrag ab 2024 nicht mehr nachkommen könne, wenn das Finanzierungsmodell in der aktuellen Ausführung bestehen bleibe. Als Ursachen nennt der ORF-Boss die "extreme Teuerung, die explodierenden Energiekosten, Rückgänge bei den Werbeerlösen und die steigenden GIS-Abmeldungen". Wie die Nachrichtenagentur APA berichtet, plant der ORF aktuell mit einem Fehlbetrag in Höhe von 70 Millionen Euro für 2024. Ein Jahr später sind es schon 90 Millionen und 2026 wären es 130 Millionen. Die Bundesregierung muss die Finanzierung des ORF bis Ende 2023 ohnehin neu regeln, das hat der Verfassungsgerichtshof im Sommer entschieden (DWDL.de berichtete). Weißmann will allerdings schon eine Lösung bis Ende März 2023, um ein neues Modell noch rechtzeitig umzusetzen. Ob die Politik diesem Wunsch nachkommt, ist unklar. Es komme laut Weißmann aber auch auf die Höhe der künftigen GIS-Gebühr (oder des dann geltenden Finanzierungsmodells) an. Erst Anfang des Jahres wurde die GIS-Gebühr um acht Prozent erhöht. Das reiche aber nicht aus, um die Inflation aufzufangen, so Weißmann. Und schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass die nächste Erhöhung frühestens in fünf Jahren möglich wird. 

ORF © ORF
Die Finanzvorschau des ORF-Chefs hat jedenfalls für Unruhe im Unternehmen gesorgt. Lothar Lockl, Vorsitzender des Stiftungsrats, sprach gegenüber dem "Standard" von einer "besorgniserregenden Situation". Die Politik müsse sich mit der Frage nach einer nachhaltigen Finanzierung des ORF beschäftigen und entscheiden, ob der Sender seinen Auftrag in der bisherigen Form aufrechterhalten kann. Stiftungsrat Heinz Lederer (SPÖ) verlangt von Weißmann dagegen ein konkretes Szenario, wie es weitergeht, sollte der Bund die Finanzierung nicht wie erhofft aufstocken. "Wir brauchen, schon aus rechtlicher und kaufmännischer Verantwortung, einen Plan B", sagt Lederer dem "Standard". "Müssen wir 2023 das Licht abdrehen? Müssen wir Landesstudios zusperren?" Die ganze Diskussion wird auch von der Produktionsbranche mit Argusaugen verfolgt - schließlich ist der ORF der mit Abstand größte Auftraggeber im Land. Muss der Senderverbund am Programm sparen, träfe das auch externe Produzentinnen und Produzenten.

Okto © Okto
Entspannt hat sich die Finanzlage dagegen beim Community-TV-Sender Okto, der vor wenigen Monaten noch vor dem Aus stand, weil die Stadt Wien die Förderung des Senders überraschend einstellte (DWDL.de berichtete). Man sei mittlerweile über den Berg, sagt Geschäftsführer Christian Jungwirth gegenüber der APA. Allerdings hatte es zuvor einen personellen Kahlschlag gegeben, von ehemals 15 Vollzeitäquivalenten ist nur ein fünfköpfiges Managementteam übrig geblieben. Geld erhält Okto unter anderem aus dem Topf des Nichtkommerziellen Rundfunkfonds, außerdem hofft man weiter auf eine Förderung aus der neu aufgesetzten Digitalisierungsförderung. In einer ersten Runde wurde Okto hier noch nicht berücksichtigt, das soll sich nach dem Willen von Jungwirth demnächst aber ändern. 

Auf1 © Auf1
Die Medienbehörde KommAustria leitet ein Verfahren gegen den TV-Sender AUF1 ein, der in den vergangenen Monaten und Jahren mit Verschwörungserzählungen bekannt geworden ist. Über die Entscheidung der Medienbehörde berichtete zuerst "Profil". In dem Verfahren soll dem Verdacht nachgegangen werden, ob AUF1 ohne Lizenz sendet. Konkret geht es um eine Nachrichtensendung des Kanals, die auf dem Regionalsender RTV ausgestrahlt wird. Im Gegensatz zu RTV verfügt AUF1 nicht über eine Zulassung für die terrestrische Ausstrahlung von TV-Programm. Das Online-Programm von des Verschwörungssenders ist offenbar nicht von der Untersuchung betroffen. Aktuell berichtet AUF1 auf seiner Webseite unter anderem über eine angebliche "Impf-Massentötung", im Sommer schwadronierte der umstrittene Infektionsepidemiologen Sucharit Bhakdi, die Welt stehe "vor dem Untergang". 

Miroslav Klose © IMAGO / GEPA pictures
Ex-Nationalspieler Miroslav Klose ist mittlerweile Trainer beim Bundesligisten SCR Altach - und macht nun negative Schlagzeilen, weil sein Verein ein bereits geführtes Interview nicht freigeben will. Die "NEUE Vorarlberger Tageszeitung" sprach mit Klose unter anderem über die WM, die Saison von Altach und mehr. "Eigentlich harmlos", kommentiert Katharina Schad, Sportredakteurin der Zeitung. Klose habe die Fragen "ohne zu zögern und sehr ausführlich beantwortet". Doch dem Verein gefiel das Gespräch offenbar nicht. Die Fragen seien den Verantwortlichen zu kritisch gewesen, schreibt Schad in ihrem Kommentar. "Von sachlich-distanzierter Berichterstattung hält man in Altach offenbar wenig." Wenn sich ein Journalist dazu verleiten lasse, nur das Positive hervorzuheben, habe er womöglich seinen Beruf verfehlt, so die Journalistin weiter. "Der Unterschied zwischen Journalismus und Marketing bzw. Öffentlichkeitsarbeit ist dem SCRA offenbar nicht bewusst." Nach Angaben von Schad sei der Redaktion vom Klub ein neuer Interview-Termin mit Klose angeboten worden - "mit positiveren Fragen". Dieses Angebot habe man abgelehnt. 

Österreich in Zahlen

Fußball-WM 2022 in Katar © FIFA
In der vergangenen Woche sorgte die Fußball-WM zum Start für starke Quoten im ORF, es sahen zum Auftakt sogar mehr Menschen zu als vor vier Jahren. Nach der ersten Woche lässt sich aber festhalten: Auch in Österreich sind die Reichweiten im Vergleich zur WM 2018 zurückgegangen. So kamen die ersten vier WM-Spiele in der ORF-Primetime in diesem Jahr auf durchschnittlich 546.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, vor vier Jahren waren es deutlich mehr: 854.000. Auch die Marktanteile sind deutlich zurückgegangen, beim Gesamtpublikum waren es bei den Katar-Spielen 19 Prozent statt 31 in Russland. Komplett 1:1 vergleichen kann man 2022 und 2018 allerdings nicht, damals ging das Turnier freitags los, in Katar startete man sonntags. Am vergangenen Wochenende zog das Interesse dann auch tatsächlich spürbar an: Das Match zwischen Deutschland und Spanien war im ORF mit 944.000 (Halbzeit eins) und 879.000 Zuschauenden (Halbzeit zwei) das mit Abstand meistgesehene Spiel dieser WM. Mit 30 und 27 Prozent Marktanteil fiel auch der Marktanteil sehr hoch aus. ORF 2 kam zur gleichen Zeit mit dem Super G der Herren übrigens auf ebenfalls starke 21 Prozent, hier sahen 705.000 Menschen zu. 

Ferdinand Wegscheider © ServusTV / Marco Riebler ServusTV-Chef Ferdinand Wegscheider
Für ServusTV, das sich einige Spiele des ORF gesichert hat, laufen die Übertragungen recht gut, wobei hier ein Vergleich mit 2018 nicht möglich ist. In der vergangenen Woche aber waren die meistgesehenen Sendungen von ServusTV ausschließlich WM-Übertragungen, am beliebtesten war das Match zwischen Frankreich und Dänemark, die zweite Halbzeit erreichte 415.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Auch Portugal gegen Ghana (410.000) und Kroatien gegen Kanada (408.000) schafften zumindest in einer Halbzeit den Sprung über die Marke von 400.000 Zuschauenden. Für ServusTV sind solche Werte eine absolute Ausnahme.