Susanne Raab © BKA/Christopher Dunker Susanne Raab
Nachdem zuletzt bekannt geworden war, dass der ORF in den kommenden Jahren rund 300 Millionen Euro sparen wird, gab es viele Reaktionen auf die Ankündigungen. Medienministerin Susanne Raab zeigte sich zufrieden mit dem eingeschlagenen Weg des ORF. "Dass der ORF jetzt selbst Sparmaßnahmen setzen will, ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung", erklärte sie gegenüber der APA. Raab pochte zuvor immer wieder auf harte Sparmaßnahmen innerhalb des ORF und machte diese zu einer Voraussetzung für die Einführung einer Haushaltsabgaben, die bekanntlich Anfang 2024 kommen soll. Die angekündigten Sparmaßnahmen stießen aber auch auf viel Kritik. Kunstkurie und Kunstsenat kritisierten das drohende Aus des Radio-Symphonieorchesters, die Einsparung sei eine "kunstfeindliche Maßnahme". Den Ruf Österreichs als Musikland sieht man durch das Aus "ernsthaft gefährdet". 

Corinna Drumm © VÖP/Michael Gruber Corinna Drumm
Der Dachverband der Österreichischen Filmschaffenden spricht von "Übergriffen der Regierung auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk". Der Verband fordert unter anderem eine Finanzierung, die dem ORF es nicht nur ermöglicht, seinen Auftrag zu erfüllen, sondern sein "diesbezügliches Angebot auch [zu] erweitern". Genau das will man beim Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) wohl verhindern. VÖP-Chefin Corinna Drumm befürchtet, dass dem ORF durch die Umstellung auf die Haushaltsabgabe künftig sogar mehr Mittel als bislang zur Verfügung stehen. Das würde die Medienvielfalt bedrohen. "Wichtig ist, dass der Gesetzgeber jetzt genau festlegt, was der ORF für dieses Geld zu leisten hat – und aus welchen Bereichen er sich zurückziehen muss. Es braucht genauere Anforderungen im Programmauftrag, die die Haushaltsabgabe auch wirklich rechtfertigen. Notwendig sind außerdem engere Werbebeschränkungen, um den Wettbewerb und damit die Medienvielfalt zu stärken", so Drumm. 

Alexander Wrabetz © ORF/Thomas Jantzen
Kritik an der Haushaltsabgabe kommt überraschenderweise auch von Alexander Wrabetz, dem früheren und langjährigen ORF-Generaldirektor. Seine Einschätzung fällt ziemlich eindeutig aus. In einem Interview mit dem scheidenden "Profil"-Chefredakteur und Herausgeber Christian Rainer sagt Wrabetz, Medienministerin Susanne Raab habe den "schwierigsten Weg gewählt, um die zukünftige Finanzierung zu gestalten". Die Einführung der Haushaltsabgabe in Deutschland habe Jahre gedauert, so Wrabetz. "So etwas in ein paar Monaten durchzupeitschen, ist brandgefährlich für den ORF und sein Publikum und wichtige gesellschaftliche Bereiche wie Kultur, Film oder Sport". Wieso die ÖVP den ORF bluten lassen wolle und damit ein Thema für die FPÖ hochhalte, sei ihm nicht erklärbar. Es gibt aber auch andere Ansichten. Wirtschaftswissenschafter Leonhard Dobusch, auch Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat, sagt, die Umstellung stärke die Unabhängigkeit und den solidarischen Charakter der Finanzierung. Dobusch stellt allerdings den Sinn eines um wenige Euro gesunkenen Beitrags infrage, stattdessen plädiert er für eine soziale Staffelung der neuen Haushaltsabgabe. Die Forderungen der ÖVP nach einem geringeren Beitrag wertet Dobusch gegenüber dem "Standard" als einen Versuch der Schwächung. 

Kronen Zeitung © Kronen Zeitung
Von den angekündigten ORF-Einsparungsmaßnahmen betroffen ist auch ORF Sport+, der Spartenkanal wird als linearer TV-Sender verschwinden (DWDL.de berichtete). Das bringt nach wie vor einige Sportfunktionäre auf die Palme, als Ersatz angeboten hat sich nun aber mit der "Krone" Österreichs größte Zeitung. "Macht euch keine Sorgen, liebe Verbände und Funktionäre", sagt "Krone"-Geschäftsführer Gerhard Valeskini. "Wir können das auch. Und wir würden das auch tun, wir stehen parat!" Die Zeitung bringt einen eigenen Sportkanal ins Spiel, dieser könnte beispielsweise krone.tv Sportkanal heißen. Man befinde sich im Bereich Bewegtbild ohnehin gerade auf Expansionskurs, so Valeskini. 

Geldscheine © Chobe / photocase.com
Der Verband österreichischer Filmproduzentinnen und -produzenten hat sich in einem Offenen Brief an die Bundesregierung gewandt und kritisiert darin, dass es in der aktuellen Debatte rund um den ORF bislang zu wenig um Inhalte gegangen ist. "[...] Und diese [österreichischen] Inhalte werden nicht in deutschen Sendern, nicht bei internationalen Streamern oder ‘Irgendwo’ geschaffen – diese österreichischen Inhalte werden bisher und bis auf Weiteres allein von der österreichischen Filmwirtschaft, den österreichischen Filmschaffenden mit und durch den Österreichischen Rundfunk geschaffen", heißt es in dem Brief. Der Verband fordert unter anderem, gesetzlich zu verankern, dass 20 Prozent der künftigen Haushaltsabgabe für österreichische Filme, Serien und Dokus verwendet werden müssen. "Nur wenn der finanzielle Anteil des österreichischen Programms eines gesicherten ORF verpflichtend festgelegt ist, haben Sie dem Wunsch der Bürger, der durch die hervorragenden Einschaltquoten des österreichischen Programms eindeutig geäußert ist, entsprochen und diesen so wichtigen Teil der österreichischen Zukunft positiv gesichert." Kommt diese gesetzliche Verankerung nicht, fürchtet man weitere Einsparungen des ORF am Programmbudget. 

Österreich in Zahlen

Europa League © RTL
Durch das 2:0 im Rückspiel in Rom ist RB Salzburg aus der Europa League ausgeschieden. Das sind auch schlechte Nachrichten für ServusTV, das so keine Spiele der Salzburger mehr übertragen kann. Gegen Rom sahen in der ersten Halbzeit 374.000 Menschen zu, während den zweiten 45 Minuten waren es 393.000. Beim Gesamtpublikum holte ServusTV damit starke 13,3 und 17,5 Prozent Marktanteil und beim jungen Publikum zwischen 12 und 49 Jahren waren es ebenfalls sehr gute 14,4 und 16,3 Prozent. Mit keiner anderen Sendung war ServusTV in der vergangenen Woche auch nur annähernd so erfolgreich. 

Heidi Klum © ProSieben / Sven Doornkaat
"Germany’s Next Topmodel" hat sich in der zweiten Woche deutlich steigern können. 201.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren bei der klumschen Modelsuche mit dabei, damit war die Castingshow die mit Abstand erfolgreichste Sendung von ProSieben Austria in der vergangenen Woche. Zum Vergleich: Den Staffelauftakt hatten noch 161.000 Menschen verfolgt - damals lief parallel aber auch die Opernball-Übertragung im ORF. Die zweite Ausgabe erreichte bei den 12- bis 49-Jährigen 14,8 Prozent Marktanteil. Eine Woche zuvor waren es 12,7 Prozent. Bei den jungen Frauen zwischen 12 und 29 Jahren war in Woche zwei fast jede Zweite mit dabei: 47,3 Prozent wurden hier ermittelt. 

Dok 1 © ORF
ORF 1 hat am vergangenen Mittwoch einen Themenabend rund um die aktuelle Protestkultur veranstaltet und damit gute Quoten eingefahren. "Dok 1: Die Klima-Kleber" mit Lisa Gadenstätter erreichte zur besten Sendezeit 320.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag damit bei guten 11 Prozent. Ein ORF-1-Spezial zum Thema "Lauter Störenfriede?! Wenn sich Bürger/innen wehren" kam danach noch auf 10 Prozent bei einer Reichweite in Höhe von 279.000. Ab 21:50 Uhr ging es dann steil bergab, eine Wiederholung von "Dok 1" mit einer Vorschau ins Jahr 2040 sahen nur noch 89.000 Menschen, dadurch sackte der Marktanteil auf 5 Prozent ab. 

Tatort: Das Tor zur Hölle © ORF/Film 27/Hubert Mican
Der neueste Österreich-"Tatort" mit dem Titel "Was ist das für eine Welt" hat ORF 2 am Sonntag tolle Quoten beschert. 974.000 Menschen sahen sich den Fall von Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser an. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei sehr starken 33 Prozent. Nimmt man mal den Österreich-"Tatort" aus, der im April 2022 Premiere feierte, war "Was ist das für eine Welt" die erfolgreichste Ausgabe der Reihe seit 2016. Bei den Zuschauerinnen und Zuschauern unter 30 Jahren wurden 32 Prozent Marktanteil gemessen, nach Angaben des ORF lief es für die Krimireihe in seiner Geschichte nie besser.