ORF © ORF
Ein interessantes Verständnis von Pressefreiheit hat in der vergangenen Woche die SPÖ demonstriert. So plant der ORF zur Nationalratswahl im Herbst wieder 1:1-Duelle zwischen den Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien - einen vorläufigen Fahrplan dazu verschickte der Sender zuletzt an die Parteien. Aus diesem Plan geht hervor, dass zuletzt das Duell zwischen ÖVP (Karl Nehammer) und FPÖ (Herbert Kickl) stattfinden sollte - das schmeckt aber der SPÖ nicht, wo man sogar das Objektivitätsgebot des ORF verletzt sieht. Wie der "Kurier" berichtet, wollen die Sozialdemokraten, dass die letzte Paarung anhand der Fraktionsgröße im Parlament entschieden wird - da ist die SPÖ größer als die FPÖ. Die Rechtspopulisten führen seit Monaten in allen wichtigen Umfragen zur Wahl. "Wir haben unsere Bedenken beim ORF angemeldet", heißt es aus der SPÖ. Beim ORF will man sich zu dem ganzen Vorgang bislang nicht äußern. Aber als kleine Erinnerung für die SPÖ: Vor der letzten Nationalratswahl hatte der ORF sogar die Grünen eingeladen, obwohl die damals gar nicht im Parlament saßen. Begründet wurde das mit einer "Relevanzstudie". 

Harald Vilimsky © Screenshot ORF
Derweil versucht die FPÖ auch weiterhin, den ORF zum Thema im aktuellen EU-Wahlkampf zu machen. So plump wie jetzt ging man dabei aber nur selten vor. Der EU-Spitzenkandidat der Rechtspopulisten, Harald Vilimsky, veröffentlichte auf X ein Video, in dem er mit einem ORF-Redakteur diskutierte - und anschließend das Interview abbrach. Dabei suggerierte der Politiker, der Journalist habe ihn und seine Partei als "rechtsextrem" bezeichnet. Dass die Fragestellung des Redakteurs in der Aufnahme nicht zu sehen war, spielte der FPÖ bei ihren Wählerinnen und Wählern wohl in die Karten. Am Montag veröffentlichte nun aber der ORF ein Video des gesamten Vorfalls - und nicht nur Vilimskys Wutausbruch. Demnach fragte der Redakteur: "Die Rechtspopulisten und Rechtsextremen im Europäischen Parlament sind sehr zerstritten. Wie überzeugen Sie die Wähler, dass es nicht eine verlorene Stimme ist?" Der ORF hatte die Vorwürfe von Vilimsky schon zuvor zurückgewiesen und von einer "journalistischen Frage zu einem aktuellen politischen Thema ohne jegliche Unterstellungen" gesprochen. 

Geldscheine © Chobe / photocase.com
Anfang des Jahres ist die Finanzierung des ORF umgestellt worden, wie in Deutschland müssen seither alle Haushalte für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zahlen. Nun wird der ORF aber wohl deutlich weniger Geld mit der Haushaltsabgabe einnehmen als erwartet. Wie zuerst der "Standard" berichtete, fehlen wohl rund 180.000 zunächst noch prognostizierte Beitragszahler - und mit ihnen ein zweistelliger Millionenbetrag. Zurückzuführen ist das nun offenbar auf Schätzungen des Finanzministeriums, die sich mittlerweile aber als zu hoch erwiesen haben. Der ORF muss jetzt auf Reserven zurückgreifen und verstärkt sparen, um in diesem Jahr die schwarze Null zu erreichen. Eine Beitragserhöhung kann erst ab 2027 wieder beantragt werden. 

Einschaltquoten © DWDL.de
Nachdem der ORF im vergangenen Jahr die Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut SORA beendet hatte (DWDL.de berichtete), war lange unklar, von wo der Sender beispielsweise bei der kommenden EU-Wahl seine Prognosen beziehen würde. Nun gibt es eine Lösung: ORF, Puls 24 und die APA planen am Wahltag eine gemeinsame Trendprognose. Die Basis dafür liefern Wahltagsbefragungen von Foresight, ARGE Wahlen sowie Peter Hajek. Veröffentlichen will man um 17 Uhr, dann schließen die Wahllokale in Österreich. Nach einer Vorgabe der EU-Kommission dürfen die Wahlbehörden Resultate aber erst nach dem EU-weiten Wahlschluss um 23 Uhr an Medien weitergeben. Für die Prognosen greifen die Institute auf 3.600 Interviews zurück, die vom 3. bis 9. Juni geführt wurden. Man wolle durch diese Kooperation den Wählerinnen und Wählern eine "qualitativ hochwertige Berichterstattung sowie eine rasche und fundierte Orientierung zum Ausgang der EU-Wahl in Österreich liefern", heißt es von den beteiligten Unternehmen.

Österreich in Zahlen 

Servus TV © Servus TV
Für ServusTV ist es mal wieder ein richtig starker Monat gewesen: Mit 4,9 Prozent Marktanteil war es der erfolgreichste Mai seit Senderbestehen beim Gesamtpublikum - und auch sonst lief es nur in wenigen Monaten besser. Bei den 12- bis 49-Jährigen lief es mit 4,2 Prozent ebenfalls richtig gut - in dieser Altersklasse lag man auch vor ATV (4,0 Prozent) und auf Augenhöhe mit Puls 4 (4,2 Prozent). Beim Gesamtpublikum ist und bleibt ServusTV damit der erfolgreichste Privatsender Österreichs, in der Zielgruppe war es das erste Mal in diesem Jahr, dass der Salzburger Sender vor ATV lag. Das gelang in den zurückliegenden Jahren höchstens vereinzelt. 

Champions League © UEFA
Auch der Start in den Juni ist für ServusTV mehr als geglückt, am Samstagabend übertrug man das Champions-League-Finale zwischen Dortmund und Madrid. Die erste Halbzeit sahen sich bereits 522.000 Menschen an, während den zweiten 45 Minuten stieg die Reichweite dann sogar noch auf 599.000. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei 23 Prozent, beim jungen Publikum waren es 30 Prozent. Es hätte möglicherweise auch noch mehr drin sein können, denn die Partie wurde parallel ja auch im ZDF übertragen. Dort sahen noch einmal rund 200.000 Menschen zu. 

Starnacht © ORF/ip media/Peter Krivograd
Die "Starnacht am Neusiedler See" mit Barbara Schöneberger und Hans Sigl konnte am Samstagabend mit den CL-Quoten übrigens nicht mithalten. Die Schlagershow verfolgten in ORF 2 lediglich 368.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, das entsprach 15 Prozent Marktanteil. Die Übertragung lag damit rund 5 Prozentpunkte unter dem Senderschnitt von ORF 2. 

ORF 2 © ORF
Aber auch im Mai lief für ORF 2 nicht alles nach Plan. Zwar blieb man mit 19,3 Prozent Marktanteil der mit Abstand erfolgreichste Sender, es war im Vergleich aber ein ziemlich schwacher Monat. Schlechter lief es für den Dauer-Marktführer zuletzt im Dezember 2022. Im Vergleich zum Mai 2023 gingen satte 1,4 Prozentpunkte verloren. ORF 1 konnte dieses Minus etwas auffangen und legte im gleichen Zeitraum 1 Prozentpunkt auf nun immerhin 9,1 Prozent zu. 

oe24.tv © Mediengruppe Österreich
Spannend ist auch das News-Duell in Reihe zwei gewesen: Nachdem Puls 24 im März und April auffällig stark unterwegs war und die Marke von 1 Prozent in der klassischen Zielgruppe übersprang, ging es jetzt wieder auf 0,8 Prozent zurück. Damit landete man, erstmals seit Februar, hinter oe24.TV, das sich auf 1,3 Prozent steigerte und so den besten Wert des Jahres einfuhr. Beim Gesamtpublikum lag oe24.TV sogar bei 1,5 Prozent - besser lief es für den Sender der Mediengruppe Österreich überhaupt noch nie. Auch da lag Puls 24 bei 0,8 Prozent.