Man muss sich die Dimensionen vor Augen halten: Mit durchschnittlich mehr als drei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern ist die "heute-show" erfolgreicher als nahezu alle Formate, die im Privatfernsehen regelmäßig in der Primetime zu sehen sind. Die von Oliver Welke moderierte Nachrichtensatire hat dabei scheinbar den Nachteil des späten Sendeplatzes, doch längst hat sich der Freitag um 22.30 Uhr ins Hirn vieler Menschen eingebrannt. Die "heute-show" verzeichnet regelmäßig Einschaltimpulse.
Und die oben genannte Zahl ist ja nur die halbe Wahrheit. Die "heute-show" ist das Format mit der höchsten zeitversetzten Nutzung. Wenn die AGF die TV-Quoten endgültig gewichtet, steht das ZDF-Format regelmäßig an der Spitze. Oft kommen noch eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer hinzu, noch nicht einmal mitgezählt sind da solche Menschen, die die Folgen online im Streamingportal des Senders gesehen haben.
Mit teils mehr als 30 Prozent Marktanteil ist die "heute-show" auch beim jungen Publikum ein großer Erfolg. Erst kürzlich schaffte Oliver Welke etwas Bemerkenswertes: Die Folge vom 7. November erreichte nach der endgültigen Gewichtung einen Marktanteil (14-49) in Höhe von 32,1 Prozent. Das ist der zweitbeste Wert, den das Format jemals eingefahren hat. Und es stand politisch nicht einmal etwas besonders brisantes an. Die "heute-show" hat das in einer stinknormalen Polit-Woche erreicht.
Kurzum: Im ZDF kann man sich glücklich schätzen, so eine wertvolle Marke wie die "heute-show" im Programm zu haben - nicht nur dann, wenn es politisch hoch hergeht. Da mutet es schon fast fahrlässig an, dass man daraus in den vergangenen Jahren nicht noch mehr gemacht hat. Ab und zu waren Spezial-Ausgaben mit Fabian Köster und Lutz van der Horst zu sehen, wirklich strategisch durfte die zuständige Produktionsfirma Prime Productions den Ausbau der Marke aber erst in diesem Jahr angehen.
Die große Bandbreite der "heute-show"-Ableger
Rolf Hellgardt und Georg Hirschberg, die beiden Geschäftsführer der Produktionsfirma, waren dabei ebenso kreativ wie erfolgreich. Die Bandbreite der Ableger reichte von einem Quiz über ein Talk-Format im Fahrstuhl ("Next Stop Köster") und eine halb journalistische und halb satirische Aufarbeitung der "unglaublichen Geschichte von Elon Musk". Darüber hinaus durfte auch Martina Hill im "heute showNAL" wieder zurückblicken.
© ZDF/W. Weber/J. Feldhagen/T. Wolfschläger/M. Musienko / Canva; Grafik DWDL
Die Marke "heute-show" steht inzwischen für viel mehr als nur die wöchentliche Nachrichten-Satire.
Mit diesen Extra- und Spezial-Ausgaben überbrückte das ZDF im Sommer die Pause des Originals - und fuhr damit richtig gut. Die Quoten kamen zwar nicht an die von Oliver Welke heran, aber das wird auch kaum das Ziel gewesen sein. Auch die Ableger holten insgesamt hohe Reichweiten und waren zudem beim jungen Publikum deutlich erfolgreicher unterwegs als das ZDF es sonst ist. Für Anfang des Jahres 2026 hat das ZDF direkt neue Folgen von zwei Spin-offs angekündigt (DWDL.de berichtete).
Im Windschatten der "heute-show"-Ableger ist es Rolf Hellgardt und Georg Hirschberg zudem gelungen, mit "Till Tonight" gleich die nächste Comedy-Marke im ZDF zu etablieren. Als Sommervertretung von Jan Böhmermann lieferte Comedian Till Reiners eine kurzweilige Show, die von positiver Leichtigkeit geprägt war. Hier unterschied sich das neue Format also sehr deutlich zum "ZDF Magazin Royale" - und die Quoten stimmten. Mit durchschnittlich rund 11 Prozent Marktanteil war "Till Tonight" vor allem bei den 14- bis 49-Jährigen ein schöner Erfolg. Ähnlich wie die "heute-show" war auch dieses Format in der endgültigen Quoten-Gewichtung sehr stark, sodass Reichweiten und Marktanteile später noch deutlich höher ausfielen als am Tag nach der linearen Erstausstrahlung.
Jetzt auch noch das "Nicht nachmachen!"-Comeback
Im ZDF weiß man, was man an der Zusammenarbeit mit Prime Productions hat. Die langjährige Partnerschaft hat zusammengeschweißt. Und so haben Hellgardt und Hirschberg in den zurückliegenden Monaten auch am Comeback von "Nicht nachmachen!" gearbeitet. Das Format kehrt kurz vor dem Jahreswechsel nach zwölf Jahren zurück - dann allerdings nicht mehr mit Wigald Boning und Bernhard Hoëcker wie früher, sondern - natürlich - mit Lutz van der Horst und Fabian Köster. Zusammen mit Mai Thi Nguyen-Kim werden sie waghalsige Experimente durchführen, die die Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause eher nicht nachmachen sollten.
Prime Productions hat in den zurückliegenden Jahren natürlich nicht nur für das ZDF gearbeitet, auch wenn hier der Erfolg am sichtbarsten gewesen ist. Die Produktionsfirma hat auch schon Formate für Sat.1, ProSieben und Das Erste umgesetzt. Und wenn man weiß, dass alle diese Sender im Comedy-Bereich gewisse Defizite haben, kann man die Verantwortlichen nur dazu ermutigen: Greift zum Hörer und ruft bei Rolf Hellgardt und Georg Hirschberg an. Sie stellen seit Jahren unter Beweis, wie erfolgreich Comedy-Formate sein können. 2025 wird irgendwann mal in der Rückschau besonders hängen bleiben. Es wird das Jahr sein, in dem Prime Productions sein Portfolio noch einmal massiv gefestigt und ausgebaut hat.

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