Erst 1988 wurde übrigens auch den in den 80er Jahren entstandenen Kabelsendern die Teilnahme an den Primetime Emmy Awards gestattet. Zuvor und noch einige Weile parallel gab es deshalb die Cable Ace Awards. Inzwischen sind die aber längst TV-Geschichte. Doch nicht nur die Kabelsender waren plötzlich neu auf dem TV-Markt: Zu den etablierten Networks ABC, CBS und NBC stieß plötzlich der neue Wettbewerber FOX hinzu. Und der wollte so gar nicht kuscheln mit den Wettbewerbern. Im Gegenteil. Bislang hatten die drei großen Sender die Primetime Emmys stets im Wechsel übertragen.

Doch das Spiel wollte FOX nicht mitspielen. Stattdessen sicherte man sich 1987 für 3 Millionen Dollar pro Jahr gleich für mehrere Jahre die exklusiven Übertragungsrechte an der Verleihung - und das nur wenige Monate nach dem Sendestart des Senders. Eine Provokation für die drei anderen großen Networks. Doch die Academy rechtfertigte sich: Im Vergleich zu dem, was die Motion Picture Academy mit den Oscars verdiente, waren die Einnahmen durch Vermarktung der Emmys minimal - nicht einmal ein Zehntel. Da kam das Angebot von FOX zur richtigen Zeit.

Bis 1992 waren die Primetime Emmy Awards exklusiv bei FOX zu sehen. Für die Verleihung bedeutete das massive Einbrüche bei den Zuschauerzahlen. FOX spielte eben noch längst nicht in der gleichen Liga wie die drei anderen US-Networks. Der Sender war noch nicht einmal in allen Regionen der USA via Kabel empfangbar. 1993 schlug dann ABC zu. Erneut erhoffte sich die Academy durch einen Exklusiv-Deal mit einem Sender höhere Einnahmen. Immerhin 2,5 Millionen Dollar pro Jahr war ABC bereit zu zahlen. Doch einmal mehr verärgerte die Academy damit die anderen Fernsehsender - und diesmal hatten sie den Bogen überspannt.

CBS, NBC und selbst FOX protestierten und boykottierten 1993 zahlreiche Emmy-Veranstaltungen, so dass die Academy of Television Arts & Sciences 1994 den Exklusivdeal mit ABC vorzeitig auflöste. Man einigte sich darauf die Preisverleihung wieder turnusmäßig von einem der vier großen Networks übertrgaen zu lassen. 1996 feierte Academy-Gründer Syd Cassyd bei den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag noch mit, im Jahr 2000 verstarb er. 2001 fielen die Verleihung der Primetime Emmy Awards aus - sie hätte nur fünf Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September stattfinden sollen.

2002 brachte der PayTV-Sender HBO die Emmy-Veranstalter noch einmal in Versuchung: Man bot 10 Millionen Dollar pro Jahr für die Übertragungsrechte. Doch die Academy hatte aus dem Desaster mit den Exklusivdeals gelernt. Immerhin: Die vier großen Networks waren angesichts des HBO-Angebots bereit deutlich mehr zu zahlen als bisher. Für vier Jahre zunächst 5,5 Millionen Dollar, danach für weitere vier Jahre sogar 7,5 Millionen Dollar jährlich. Und erstmals wurden die Übertragungsrechte auch ins Ausland verkauft: Nach Großbritannien und Deutschland.

Seit 2002 tat sich hinter den Kulissen fiel, doch spürbar für die Zuschauer wenig. Auffällig war erst 2008 wieder der Umzug der Verleihung der Primetime Emmy Awards. Von Hollywood zog es die Verleihung in das neue Nokia Theatre in Downtown Los Angeles. Und dort werden am 22. September jetzt die 65. Primetime Emmy Awards verliehen (hierzulande exklusiv bei TNT Serie am 23. September live ab 2 Uhr nachts) - und die Geschichte des amerikanischen Fernsehpreises fortgeschrieben. Und wie in all den Jahren zuvor, haben, anders als beim Deutschen Fernsehpreis, keine Jury sondern die Mitglieder der Academy über die Gewinner abgestimmt. Diese breite Basis in der Branche sorgt für die Relevanz, die die Emmys zum wichtigsten Fernsehpreis der Wlet machen.